MEIN JAHRESRÜCKBLICK 2024: 20 x FRANKREICH

Zweitausendvierundzwanzig: Hier kommt er, der Rückblick auf das Jahr 2024, bevor schon fast die Hälfte vom nächsten Jahr wieder um ist. Denn je älter man wird, desto schneller rast die Zeit… Glaubt man Studien zur Zeitforschung, ist vor allem Routine ein »Zeitkiller«. Für die Zeitwahrnehmung in der Rückschau sind besonders lebendig erinnerte Eindrücke relevant. Also gilt für 2025 die Devise: Mehr Neues erleben, damit die Zeit langsamer verfliegt!

Meine Arbeit als Autorin, Lektorin und Übersetzerin prägen Reise und Kulinarik, das spiegeln auch die Themen auf meinem Blog wider. Weit über 300 Salatrezepte habe ich über die Jahre schon geteilt, und das in der Corona-Zeit begonnene Herzensprojekt über Buchweizen ist seit März 2024 im Buchhandel erhältlich. Das Manuskript wurde in Wien lektoriert und illustriert für die höchst geschätzte Reihe »Kleine Gourmandisen« des Mandelbaum Verlags. Mehr als 1200 Beiträge sind es insgesamt, neben Rezepten und Buchempfehlungen vor allem Reisetipps für Frankreich (und Deutschland). Meine Recherchereisen im vergangenen Jahr führten mich in die Bretagne, die Normandie, die Provence, ins Elsass, einmal im Monat nach Paris und mehrmals an die Loire (mein neuer Reiseführer erscheint im Frühjahr bei Reise Know-How), wo ich als Studentin einst ein Stipendienjahr in Tours verbracht hatte. Das mir in der Erinnerung lang erscheint, denn alle Eindrücke waren neu… Ich weiß gar nicht, woher das auf einmal kommt, jedenfalls habe ich mir deutlich mehr Gärten und Parks genauer angeschaut als bislang. Wer noch Tipps für den Frankreich-Urlaub sucht, findet ein paar Anregungen hier im Jahresrückblick – 20 x Frankreich:

 

1 und 2 Schon früher habe ich unterwegs in Städten und freier Landschaft auf Kleindenkmäler, Wegweiser und Ähnliches geachtet, Beschilderungen und Hochwassermarken, Meilensteine und Trockenmauern, Maskaronen und Neidköpfe, Haustüren, Türklopfer und mehr. Auch in Paris unternehme ich recht häufig thematische Fotostreifzüge und Typowalks, habe unter anderem die Vielfalt der französischen Balkone in Paris und der Lyoner Lambrequins fotografiert. Um »echte« Architektur geht es im Beitrag zu den Eckhäusern und zu grüner Architektur in Paris.

3 In den beiden großen Stadtwäldern von Paris bin ich eher selten, jetzt habe ich es endlich mal in den Parc de Bagatelle im Bois de Boulogne geschafft und mir den berühmten Rosengarten angesehen, den Irisgarten daneben und einen lauschigen grünen Gang aus Rankpflanzen. Mit gewundenen Wegen, historischen Zierbauten, alten Bäumen, Teichen und künstlichen Kaskaden lädt zudem der sich an die »Roseraie« anschließende Landschaftspark zum Spaziergehen ein.

4 Auf dem Weg in die Bretagne mache ich gern Station auf halber Strecke, mal in Rouen, Le Havre, Trouville oder in Honfleur, mal auch erst in Saint-Malo. Denn die Hafenstadt umrunde ich immer wieder fasziniert auf der mächtigen Stadtmauer. Seit ich am langen Strand von Paramé ein besonders hübsches Hotel ausgekundschaftet habe, bleibe ich hier gern über Nacht, esse herzhafte Galettes bei Bertrand Larcher und kaufe in seinem Buchweizen-Laden ein sowie in der Gewürzhandlung von Olivier Roellinger.

5 Der Jardin Public ist die grüne Lunge von Bordeaux und einer der größten Stadtparks Frankreichs, mit dem Naturgeschichtsmuseum, verstecktem botanischem Garten und schönem Lokal, künstlichem See, weiten Rasenflächen und alten Bäumen, Denkmal für Rosa Bonheur und mehr.

6 Rundherum reihen sich die Lokale aneinander, drinnen in der historischen Markthalle von Dijon präsentieren rund drei Dutzend Stände den kulinarischen Reichtum Burgunds, sonntags wandelt sie sich dann zum belebten Brunchtreff. Die Lebkuchen, Senf und andere Spezialitäten wie Schinkensülze gibt es das ganze Jahr über, saisonal ein reiches Angebot aus der Region, besonders beeindruckend ist die große Käsevielfalt.

7  Paris mal straßenweise erkunden? Als Abwechslung zum klassischen Sightseeing oder Museumsbesuch streife ich in Paris oft durch »ganz normale« Straßen, etwa die Rue Saint-Maur oder die Rue du Château d’Eau (allerdings bevorzugt durch »Marktstraßen« wie die Rue des Abbesses, Rue des Martyrs, Rue Montorgueil und Rue de Bretagne, das gebe ich gern zu).

8 Noch ein Garten: Der Schlosspark von Villandry im Loiretal offenbart, wie schön Gemüse sein kann. In den geometrisch abgezirkelten, nach Farben gestalteten Beeten des Küchengartens wachsen Mangold und Lauch, Kopfsalat und Kohl, eingerahmt von niedrigem Buchs und aufgelockert mit Stammrosen.

9 Am liebsten würde ich in Bordeaux wohnen. Oder in Marseille. Oder in Nantes. Oder in Lyon. Denn eigentlich halte ich mich für eine Großstadtpflanze. Ob ich es im äußersten Westen Frankreichs auf einer Insel wohl aushalten würde? Ich bewundere die Menschen, die auf der bretonischen Île d’Ouessant weit draußen im Atlantik selbst bei den Winterstürmen die Stellung halten. Elf bewohnte Inseln zählt die Bretagne, am weitesten weg vom Festland gelegen, kämpft Ouessant mit dem Rückgang der Einwohnerzahl.

10 So einige Künstlerateliers sind in Paris zugänglich, manche mit festen Öffnungszeiten, andere nur unregelmäßig und nach Anmeldung wie das Atelier von Chana Orloff. Die Bildhauerin (1888–1968) machte sich vor allem durch Porträtbüsten ihrer Künstlerfreunde einen Namen.

11 Bislang ging es in den Typografie-Beiträgen hier im Blog oft um den nostalgischen Retro-Charme älterer Buchstaben und Beschilderungen. Mit der Typofassade in Marseille an den renovierten Lagerhäusern der Docks im Hafen stelle ich ein modernes Beispiel für Schrift am Bau vor.

12 Kaum jemand weiß, dass das Vorbild für den viel beachteten Umbau der New Yorker High Line, einer Güterzugtrasse im Meatpacking District, schon Jahre zuvor in Paris entstand. In der amerikanischen Metropole ließ man sich von der Promenade Plantée inspirieren, die als grüner Spazierweg auf einer stillgelegten Bahntrasse von der Bastille bis zum Bois de Vincennes führt.

13 Im Elsass ist die Petite Camargue eine urwüchsige Wildnis. Das Naturschutzgebiet in den Auenwäldern am Rhein im Dreiländereck von Deutschland, Frankreich und der Schweiz kann man auf mehreren Routen durchstreifen, auf den Aussichtstürmen trifft man auf die Stille wahrende Vogelbeobachter:innen, ausgerüstet mit leistungsstarken Ferngläsern oder Kameras plus Teleobjektiv mit großer Brennweite.

14 In Versailles war ich nicht das erste Mal, aber diesmal galt mein Interesse weniger dem klassischen Garten »à la française« als dem Wassertheater mit der Glasskulptur von Jean-Michel Othoniel und der Orangerie mit dem Zitrusgarten.

15 Kein Geheimtipp mehr, aber unbedingt eine Reise wert: Arles! Seit der Eröffnung des Kreativcampus Luma gilt das südfranzösische Provinzstädtchen als Ort der Avantgarde. Architektonisches Highlight ist der verspiegelte Turm des US-Amerikaners Frank Gehry, doch Arles hat viel mehr zu bieten, vom antiken Amphitheater bis zur Fondation Van Gogh.

16 Der Jardin Albert Kahn in der Banlieue von Paris, allerdings in einer der schickeren Gegenden, ist zu jeder Jahreszeit ein grünes Gartenkunstwerk mit unterschiedlichen Pflanzstilrichtungen von den Vogesen bis Japan. Besonders zu empfehlen ist der Besuch jedoch, wenn die Obstbäume oder Rosen blühen.

17 Südseefarben, das Meer schimmert in allen Blautönen. Aber nicht in tropischer Ferne, sondern vor der bretonischen Stadt Lorient liegt die Île de Groix, die sich eines konvexen Sandstrands rühmt. Nach der 45-minütigen Anfahrt mit der Fähre ist man auf der zauberhaften Insel zu Fuß oder mit dem Velo unterwegs. Perfekt: Urlaubstempo erreicht!

18 und 19 Der Badeort Étretat an der normannischen Küste ist kein Geheimtipp, im Gegenteil, ohne die Kreideklippen kommt kein Bildband, keine Tourismusbroschüre und kein Normandie-Fotokalender aus. Es ist aber auch zu schön, oben an der Abbruchkante der Falaises entlang zu wandern. In Étretat habe ich außerdem ein neues Wort gelernt: Topiary ist der englische Begriff für Formschnitt, der in den Jardins d’Étretat zur Meisterschaft gebracht wurde.

20 Zum bretonischen Château de la Ballue südlich des Mont Saint-Michel geht es über allerhand gewundene Nebensträßchen weit ins Hinterland. Die Terrasse mit geradezu manikürtem und tadellos symmetrischem Formschnitt vor der Gartenfassade und romantischem Ausblick ins Couesnon-Tal ist nur ein Teil der rund ein Dutzend Themengärten im Schlosspark.

 

Und was hat es mit der »Zwei« auf sich? Da gibt es jeweils Hinweise auf Frankreich-Beiträge im Internet, meist auf TV-Dokumentationen in den Mediatheken, ab und zu aber auch auf Musiksendungen und längere Zeitungs- und Blog-Artikel. Früher wöchentlich, jetzt nicht mehr ganz so häufig…