PARISER PARKS: PARC DE BAGATELLE

Ein Park im Park: Im Bois de Boulogne, dem großen Stadtwald im Westen von Paris, zählen neben dem großen See Lac Inférieur mit Bootsverleih verschiedene Gärten zu den Attraktionen. Während der Jardin d’Acclimatation ein Vergnügungspark für Familien ist, zieht der Parc de Bagatelle mit seinem klassischen Rosengarten vor allem Freunde dieser »Königin der Blumen« an. Zu bieten hat der Park aber weit mehr, neben dem mediterranen Garten bei der Orangerie, einem Küchengarten und einem Seerosenteich gefielen mir vor allem der wie ein kleines Kabinett von hohen Hecken umschlossene Irisgarten und der mit Klematis und Glyzinien bepflanzte Laubengang im Jardin des Présentateurs. Stolz ist man aber auch auf Astern und Pfingstrosen. Wie die Serres d’Auteuil im Süden des Bois Boulogne ist die Parkanlage Teil des städtischen botanischen Gartens von Paris, zwei weitere, der Parc Floral und das Arboretum, liegen im Bois de Vincennes, dem zweiten Stadtwald im Osten. Der Jardin des Plantes dagegen steht unter nationaler Aufsicht (ähnlich wie es in Paris auch städtische und nationale Museen gibt).

Rosengarten: Schon von Weitem leuchten mir die farbigen Blüten entgegen. Um die Rosen in Szene zu setzen, wachsen sie rankend an Pfeilern und Bögen, als Rosenbäumchen oder Strauch – Lieblinge der Gärtner sind die 1,8 Meter hohen Rankkonstruktionen für die »roses pleureurs«, an denen solche Trauerrosen mit kaskadenartig hängenden Zweigen zum Blickfang werden. Weltweit bekannt sind der klassische Rosengarten, mit fast 10.000 Rosen und 1200 Sorten einer der größten Frankreichs, und der hier stattfindende jährliche Rosenzüchter-Wettbewerb. Da seit 2017 Pestizide in den öffentlichen Pariser Grünanlagen nicht mehr eingesetzt werden dürfen, arbeitet man mit den Rosengärten in Lyon, Orléans und Monaco zusammen, um andere Wege der Schädlings- und Krankheitsbekämpfung zu finden. Eine Reihe zu anfälliger Rosen ist aber auch eingegangen, und manche Rosenzüchter nehmen nicht mehr am Wettbewerb teil, aus Sorge, dass ihre Gewächse gleich durchfallen. Unkraut wird nur von Hand entfernt, was im Sommerhalbjahr acht Gärtner erfordert und sich als tägliche Herausforderung erweist. Am anderen Ende des Parks widmet sich ein zweiter Rosengarten den »rosiers paysagers«, für die sich im Deutschen nicht der Begriff Landschaftsrosen eingebürgert hat, sondern die prosaischeren Bezeichnungen Bodendecker- oder Kleinstrauchrosen. Sie blühen ausdauernd, brauchen nur wenig Pflege und können mit der Heckenschere in Form gebracht werden.

Über Nacht geplant: Im Jahr 1905 erwarb die Stadt Paris den Parc de Bagatelle und unter Jean Claude Nicolas Forestier, dem Zuständigen des Grünamts »Promenades et Plantations de Paris«, nahm man sich die Kew Gardens in London zum Vorbild und zog zahlreiche Gartenbau- und Pflanzenzucht-Experten bei der Gestaltung hinzu. Über die Jahrzehnte kamen Schenkungen hinzu, oft von anderen botanischen Gärten gespendete Raritäten. Die über das Gelände verstreuten Gebäude verdanken sich einer früheren Zeit, so entstand etwa die Orangerie und die Stallungen (heute Restaurant) im 19. Jahrhundert, als ein britischer Lord Eigentümer des Anwesens war. Das namengebende Schlösschen entstand im Herbst 1777 nach einer Wette zwischen dem jüngsten Bruder von König Ludwig XVI. und seiner Schwägerin Marie-Antoinette. In nur einer Nacht zeichnete der Architekt François-Joseph Bélanger die Pläne dafür, und in gerade mal 64 Tagen entstanden Château de Bagatelle und Nebengebäude, und auch der von einem schottischen Gartenarchitekten konzipierte Park mit Seen und Wasserfall, künstlichen Grotten, zierlicher Pagode und Blumenbeeten wurde angelegt. Doch schon bald, im Lauf der Französischen Revolution, wurde die Domäne Staatseigentum. Weit weg von der Hauptstadt ist man hier, nur die Bürotürme von La Défense jenseits der Seine überragen die Baumwipfel.

Parc de Bagatelle, Bois de Boulogne, 16. Arrondissement, Eingang: Allée de Longchamp und Route de Sèvres-à-Neuilly, gegen Eintritt