BRETONISCHE INSELN: ILE D’OUESSANT
Ilophone: Trotz Nebensaison war die Fähre zur Ile d’Ouessant ausgebucht, zu unserem Staunen. So viel Andrang an einem Freitagvormittag Mitte September? Die am weitesten vom Kontinent entfernte Insel der Bretagne ist mit der Fähre von Le Conquet aus in 45 Minuten zu erreichen, mit Zwischenstopp bei der Ile de Molene dauert die Überfahrt 1 Stunde und 15 Minuten. Glücklicherweise gibt es mit Finist’Mer und Penn Ar Bed zwei Fährgesellschaften, und auf dem parallel startenden Schiff waren noch zwei Plätze frei. Im Hafen klärte sich auch auf, warum so viele Menschen auf die Insel wollten und alle Fähren, morgens, mittags und abends pickepackevoll waren. Die meisten waren keine Tagestouristen wie wir, sondern hatten Gepäck, runde Packsäcke mit Wurfzelten und Bier-Sixpacks dabei, manche auch Instrumente. An diesem Wochenende fand das dreitägige Musikfestival Ilophone statt, mit 3000 Besuchern etwa rechnete man auf Ouessant. Das sonnige, angenehm warme Wetter mit strahlend blauer Heiterkeit ließ uns schnell bedauern, davon nichts gewusst zu haben, doch auch tagsüber vor Beginn der Konzerte war die tolle Stimmung schon zu spüren. Zu den bekannteren Acts im Programm zählte dieses Jahr Sanseverino, gern gehört hätte ich auch Gipsy Tipsy (Gitarrist aus Douarnenez), Honeyman (zwei Blues-Musiker aus Quimper) und Deportivo (Rockgruppe aus Bois d’Arcy). Doch leider mussten wir abends mit der Fähre zurück. Gern hätten wir zudem die 15,6 Quadratkilometer große Insel im Uhrzeigersinn ganz umrundet, doch dafür sollte man sich ausreichend Zeit nehmen können.
Inselrunde auf dem Küstenwanderweg: Wir sind gleich hinter der Anlegestelle von Le Stiff nach links abgebogen und haben oberhalb von Port d’Arlan im dichten Farn mit etwas Glück den »Einstieg« zum Küstenwanderweg gefunden – eigentlich nur, weil mir eine Wanderin sozusagen aus dem Gebüsch auf den Schotterweg entgegenplumpste. Einmal die Höhe der Klippen erreicht, ging es durch Farne, Ginster und Heide immer an der Südküste der fast baumlosen Insel entlang, mit traumhaften Blicken auf den Phare de Kéréon und die südlich gelegenen Inseln. Mittags wurden wir in Lampaul, dem Hauptort der Insel, im hübschen Gartenlokal Ya Skiff ausgesprochen schroff abgewiesen, fanden aber noch eine Terrasse am Meer, wo wir bei Garnelen mit Mayonnaise und Rosé die herrliche Atmosphäre genießen konnten. An der kargeren, kräftigen Winden ausgesetzten Nordküste lohnt der Besuch des Phare de Creac’h, der im Jahr 1863 erbaute, reichweitenstärkste Leuchtturms Europas. Das Wahrzeichen der Insel kann nicht besichtigt werden, doch ein kleines Leuchtturmmuseum empfängt Besucher. Auf dem Rückweg zur Fähre sind uns auch die typischen freilaufenden Schafe begegnet, allerdings war kein Ouessantschaf darunter – das bretonische Zwergschaf ist die kleinste Schafrasse Europas.