PARKS UND GÄRTEN IM LOIRETAL: VILLANDRY
Französische Gartenkunst: Bekanntestes Beispiel der prächtigen Schlossgärten, für die Frankreich berühmt ist, ist der Park von Versailles, doch auch viele Schlösser im Loiretal beeindrucken durch bemerkenswerte Grünanlagen – eine schöner als die andere – und ebenfalls Beispiele dafür, wie sich Architektur und Gartenkunst perfekt ergänzen. In Chaumont und Cheverny, Chenonceau und Amboise und vielen weiteren Orten mehr sind reizvolle Renaissancegärten, Küchengärten mit alten Sorten, klassisch geometrische Gärten à la française und elegante englische Landschaftsparks einen Umweg wert. In Villandry macht die wunderschönen Gärten sogar den Hauptreiz der Schlossanlage aus.
Im Tal des Cher: Das weitgehend im 16. Jahrhundert erbaute Schloss, eine der letzten Renaissance-Anlagen der Region, mit einem älteren Donjon aus dem Mittelalter, ist weniger für seine Architektur oder Ausstattung bekannt als für seine außergewöhnlichen Gärten. Bauherr Jean Le Breton (1490–1542) ließ den mittelalterlichen Vorgängerbau zur prächtigen Residenz umbauen und profitierte dabei auch von den Bauarbeiten in Chambord, die er im Auftrag der Krone lange Jahre leitete und überwachte. Auf der einen Seite grenzt Wald an das ummauerte Anwesen, auf der anderen Seite liegt das Dörfchen Villandry. Als Joachim Carvallo und seine Frau Ann Coleman das Château 1906 erwarben, war es von einem im 19. Jahrhundert angelegten Landschaftspark umgeben. Das Besitzerpaar betrieb aufwendige Recherchen und setzte dann mit einer Heerschar an Gärtnern alles daran, die einstige historische Gestaltung der Zier- und Gemüsegärten zu rekonstruieren, gestützt auf Pläne und Zeichnungen aus dem 16. Jahrhundert. Ihre Nachkommen verschönerten die weitläufige Anlage nach und nach mit weiteren Themen- und Ziergärten und setzen die Arbeit fort an diesem seit Mitte der 1930er-Jahre denkmalgeschützten Gartenkunstwerk.
Dekoratives Gemüse: Den italienischen Vorbildern nachempfundenen Renaissancegarten ließ Le Breton als dekorativen Küchengarten mit exotischen Gemüsesorten aus Europa und Amerika bepflanzen. Im aufwendig gestalteten formalen Bereich des Küchengartens säumen niedrige, sorgfältig gestutzte Buchsbaumhecken die geometrischen Beete mit Kohl, Lauch, Salat, Karotten, Roter Bete und mehr. Zwischen streng symmetrischen Rabatten stehen Stammrosen, Brunnen und dekorativ überwucherte Pavillons aus Geflecht. Im Frühjahr (ab März) und im Sommer (ab Juni) wird dieser »Jardin potager« jeweils mit Blumen und Gemüse neu bepflanzt, wobei die farbliche Anordnung immer wechselt, um den Boden nicht auszulaugen.
Der Ziergarten: Erhöht über den Gartenanlagen gewährt das Belvédère am Waldrand einen schönen Ausblick auf den Jardin d’amour (auch Jardin d’Ornemont genannt), der vier Varianten der Liebe versinnbildlicht – die zärtliche und tragische, unbeständige und leidenschaftliche Liebe. Der Buchs ist teils in Herzform geschnitten, dazwischen blühen Blumen in Kontrastfarben. Daran schließen sich der Kreuzgarten – bepflanzt mit Tulpen auf einem Bett aus Vergissmeinnicht im Frühling, Begonien im Sommer – und der Musikgarten an, in dem Lavendel und Blaurauten (Silber-Perowskie) in verschiedenen Violett-Tönen blühen.
Der Schlosspark: Hainbuchenhecken und in Form geschnittene Baumalleen säumen den parkartigen Teil des Geländes. Ein Rundgang auf den Spazierwegen führt zum Jardin d’eau, dem geometrisch angelegten beschaulichen Wassergarten am großen Teich, und zum Jardin du Soleil, dem Sonnengarten mit einem sternförmigen Brunnen im Zentrum oder in das Labyrinth. Zwischen dem Gemüsegarten und der Kirche liegt der von Weinlauben gesäumte Jardin des Simples, in dessen runden Beeten Arzneipflanzen und Kräuter angebaut werden. Übrigens verzichtet das Team der zehn Gärtner in Villandry schon seit vielen Jahren auf den Einsatz von Chemikalien – der Wunsch, das natürliche Kulturerbe zu schützen, geht Hand in Hand mit dem ökologischen Gartenbau.
3 rue Principale, 37510 Villandry, www.chateauvillandry.com
Gärten ganzjährig zugänglich, Jan. tgl. 9–17, Feb., Nov., Dez. 9–17.30, März 9–18, April–Sept. 9–19, Okt. 9–18.30 Uhr