ELSASS: AUSFLUGSTIPP PETITE CAMARGUE
Urwald in den Rheinauen: Zwischen dichtem Schilfröhricht und alten Bäumen, Totholz und Wassertümpeln, Trockenwiesen und Grundwasserquellen erlauben es einige Beobachtungsstände, seltene Vögel zu beobachten, ohne sie zu stören. Tatsächlich begegnet man hier mehrfach Menschen mit überdimensionalen Kameraobjektiven auf der Fotopirsch oder mit Fernglas und Bestimmungsbuch. Bei Saint-Louis erstreckt sich das Naturreservat Petite Camargue Alsacienne am französischen Ufer des Rheins und auf der langgezogenen Rheininsel. Im Dreiländereck Frankreich-Deutschland-Schweiz blieb eine Auenlandschaft erhalten, wie es sie vor der Rheinregulierung im 19. Jahrhundert noch an vielen Stellen kilometerlang am Flussufer gab (weiter nördlich im Elsass steht mit dem Grand Ried ein weiteres Gebiet mit Feuchtwiesen und Auwäldern unter Landschaftsschutz). Durch die Industrialisierung sind nahezu alle Auen vom Fluss abgetrennt worden, inzwischen haben sie Seltenheitswert. Dabei sind die Überschwemmungsgebiete nicht nur für den Erhalt von Biodiversität und die Verbesserung der Wasserqulität wichtig, sondern auch, um in Zeiten zunehmenden Starkregens Hochwasser in die überflutbaren Aubereiche abzuleiten (und so den Pegel abzusenken). Die Petite Camargue wurde 1982 als Naturreservat ausgewiesen und ist damit das älteste im Elsass. Seit einer Erweiterung umfasst das renaturierte Gebiet rund 900 Hektar.
Überschwemmungsgebiet des Rheins: Als Ausgangspunkt für eine Expedition in die Wildnis eignet sich der Parkplatz beim Sportplatz und Stade de l’Au von Saint-Louis. Mehrere gut ausgeschilderte Pfade durchziehen das Feuchtgebiet, in dem rund 175 Vogel-, 40 Libellen- und 15 Orchideenarten heimisch sind, genau wie die feuchtigkeitsliebende Sibirische Schwertlilie (Wiesen-Iris), die Prachtnelke, die Sumpf-Gladiole (Sumpf-Siegwurz) und die Berg-Aster, die in Frankreich teils unter nationalem, teils regionalem Schutz stehen. Daneben legen Zugvögel hier Rast ein, fühlen sich Amphibienarten und Wasserpflanzen wohl, darunter auch seltene und gefährdete Arten.
Nachhaltiger Schutz von Biodiversität: Eine ehemalige kaiserliche Fischfarm, deren Ziel es seit Mitte des 19. Jahrhunderts war, die Lachsbestände im Rhein wiederherzustellen, dient mit ihren historischen Gebäuden heute als Maison de la Réserve Naturelle. Das Naturschutzhaus ist Forschungseinrichtung, Ort für Ausstellungen zu Flora und Fauna, Station für die Vogelberingung und Sitz der Verwaltung. Infos und ein Faltblatt gibt es aber auch im Schleusenwärterhaus am Canal de Huningue.
Maison de la Réserve Naturelle, 1 rue de la Pisciculture, 68300 Saint-Louis, www.petitecamarguealsacienne.com