BRETONISCHE GÄRTEN: CHÂTEAU DE LA BALLUE
Grüne Architektur: Im Hinterland vom Mont Saint-Michel lohnt das Schloss La Ballue im Couesnon-Tal den Umweg für Gartenfans. Denn der Park, ausgezeichnet als »Jardin remarquable«, lädt zum erlebnisreichen Spaziergang durch ganz unterschiedlich gestaltetes Grün. Mit kunstvoller Formschnittgärtnerei von Buchsbaum, Liguster und Eiben gibt der formelle französische Garten der Südfassade einen vornehmen Rahmen. Kontrastreiche Arten von Schnittformen wurden kombiniert, Wellen bilden eine Art Brüstung und sorgen für Spannung, gerader Heckenschnitt, Kugeln und Quader wechseln mit Spiralen. Zugleich bietet die Gartenterrasse einen wunderbaren Blick in die hügelige Landschaft der »bretonischen Toskana« – das meist fotografierte Motiv, ob bei blauem Himmel und Sonnenschein, hübschen Wölkchen oder atmosphärischem Nebel. Jetzt im Frühjahr blühte noch kaum etwas, der von Glyzinien überwucherte Laubengang setzte den einzigen Farbakzent.
Nuances de verdure: Grünschattierungen, wohin man schaut! Eine Lindenallee flankiert die unterschiedlichen Gartenräume, die mit einzigartigen Perspektiven und Lichteffekten aufwarten. Manche Bereiche sind dunkel und geheimnisvoll, andere hell und offen, Weite und Enge wechseln einander ab. Einladend wirken die im hohen Gras verteilten Gartenstühle unter hohen Bäumen, es folgen ein Irrgarten und ein von hoher, präzise geschnittener Hainbuchenhecke eingefasstes rundes Gartenkabinett mit einer einzelnen Bank, die zur Kontemplation einlädt. Durch den Bosquet mystérieux gelangt man beim Rundgang zum Seerosen-Brunnen im Bosquet des Senteurs, zum grünen, von Eibenhecken umschlossenen Theater und zum Diana-Tempel.
Erhalten und restaurieren: Der freundliche junge Mann am Eingang las gerade ein Gartenbuch über Pflanzen, die mit Trockenheit und dem Klimawandel zurechtkommen. Das ist selbst in der Bretagne inzwischen ein Thema. Ob die Eintrittsgelder reichen für die Pflege des Parks, haben wir gefragt. Immerhin 10.000 Besucher kommen pro Jahr, es gibt einen Teesalon, den Verkauf von Gartenbüchern und selbst gemachter Marmelade, doch für die drei Gärtner und die Instandhaltung des Schlosses aus dem 17. Jahrhundert reicht das nicht. Schon gar nicht, weil die Eigentümer viel Wert auf denkmalgerechtes Handwerk legen, ob fürs Dachdecken oder Mauerwerk. Neue Fenster im alten Stil für das Schloss beispielsweise sind so teuer, dass nur eins pro Jahr im Budget ist. Deshalb werden neben der Öffnung des Parks für Besucher auch Gästezimmer vermietet, in denen man herrschaftlich nächtigt.
Château La Ballue, 35560 Bazouges-la-Pérouse
Mitte März–April, Okt.–Mitte Nov. Do–So 10–18.30, Mai–Sept. tgl. 10–18.30 Uhr
www.laballuejardin.com, www.la-ballue.com