FRANKREICHS SCHÖNSTE MARKTHALLEN: DIJON
Der Bauch von Dijon: Als Mittelpunkt von Dijon im fast komplett Fußgängern vorbehaltenen Zentrum gilt die halbkreisförmige Place de la Libération mit dem Herzogspalast. Doch am Samstag verlagert sich das lebhafte Treiben an einen anderen Ort, in und rund um die prächtige Belle-Époque-Markthalle, in der man sich mit regionalen Spezialitäten versorgen kann. Kein Wunder, umringt von Café- und Restaurantterrassen, mit unzähligen Markthändlern im Innern und weiteren Ständen unter freiem Himmel häufen sich drinnen und draußen die Köstlichkeiten Burgunds. Und immer sonntags in den Sommermonaten verwandelt sich die Markthalle in einen Schlemmertreff – zum Brunch (www.destinationdijon.com/temps-forts/le-brunch-des-halles).
Gusseisen-Konstruktion: Gustave Eiffel, Konstrukteur des berühmten, nach ihm benannten Wahrzeichens in Paris, wurde zwar 1832 in Dijon geboren, doch dass ihm auch die wunderschöne Markthalle zu verdanken sei, wie mancherorts zu lesen ist, stimmt nicht ganz. In seinen beruflichen Anfängen als Ingenieur war Eiffel mit dem Bau von Brücken befasst. Als sein erstes Bauwerk gilt die Eisenbahnbrücke über die Garonne in Bordeaux aus dem Jahr 1860, zeitlich möglich ist seine Beteiligung durchaus und um den Auftrag bemüht hatte er sich auch. Im Jahr 1868 vom Stadtrat in Dijon beschlossen, sollen die Pläne für die Gusseisen-Konstruktion von zwei bei der Kommune beschäftigten Stadtplanern stammen – womöglich auf der Basis des Vorschlags von Eiffel, wie der Ingenieur befürchtete. Dort, wo zuvor ein Dominikanerkloster samt Kirche stand, fügte man die von der Fonderie Boigues et Cie in Fourchambault (Nièvre) gegossenen Bauteile 1873–75 zur überdachten Markthalle zusammen. Das 4416 Quadratmeter große, 13 Meter hohe Bauwerk beeindruckt von außen wie im Innern. Stilisierte Tierköpfe zieren an der Fassade die großen Bögen, Wildschwein und Rind, Fische und Geflügel, außerdem sind Medaillons mit Ceres, der römischen Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit, und Hermes als Schutzgott des Handels zu entdecken.
Köstlichkeiten aus Burgund: Burgund gilt selbst unter Franzosen als eine Art Schlaraffenland, mit Wein als bestem Botschafter. Warum nicht gleich an der »Buvette« mitten im Markt einen Zwischenstopp einlegen, um sich ein Gläschen einschenken zu lassen? Legendär sind aber auch Bresse-Huhn und Charolais-Rind. Bei den Traiteuren sehen der »Jambon persillé«, der Schinken in Petersiliensülze, und der luftgetrocknete Morvan-Schinken besonders appetitanregend aus. In der Nähe der Biostände wiederum ist ein Pilzproduzent zu finden, der in Dijon Champignons und weitere Sorten züchtet – Zutat auch im berühmten Boeuf Bourguignon, dem Rinderschmortopf mit Burgunderwein. Zwei weitere Spezialitäten aus Dijon, Senf von Fallot und Pain d’épices von Mulot & Petitjean, kauft man am besten mit größerer Auswahl in deren Geschäften. Als Mitbringsel eignet sich auch Dijons dritte Spezialität Crème de Cassis, ein Likör aus schwarzen Johannisbeeren, die mit Weißwein zum Kir aufgegossen wird. Félix Adrien Kir (187–1968), mehr als zwei Jahrzehnte Bürgermeister von Dijon, soll den Aperitif populär gemacht haben und gab ihm seinen Namen. Doch vor allem für Käsefans ist die Markthalle ein Paradies – beeindruckend die Anzahl der Käsestände und ihre gigantische Auswahl an Sorten aus Frankreich und aller Welt. Zu den regionalen Käsen zählt als bekanntester der Epoisses aus Kuhmilch, der mit Marc de Bourgogne gewaschen wird und als ausgemachter Stinker gilt. Verwandt mit ihm ist der Rotschmierkäse Aisy Cendre, der in Rebasche konserviert wird. Eher nur vor Ort als auch in Deutschland zu bekommen sind die in Klöstern produzierten Mönchskäse Pierre-qui-vire und Cîteaux, ebenso der milde Soumaintrain und der Ziegenkäse Charolais. Allerliebst sind die Boutons de culotte, die winzigen Hosenknöpfe aus Ziegenmilch. Aus dem benachbarten Jura kommen der milde Schnittkäse Morbier, leicht zu erkennen an der horizontalen Ascheschicht, die ihn durchzieht, der cremige Vacherin Mont d’Or, der nur saisonal angeboten wird, der Blauschimmelkäse Bleu de Gex und der Comté, ein lang gereifter Bergkäse, dessen runde Laibe zwischen 30 und 55 Kilogramm wiegen.
Rue Odebert, Rue Quentin, Rue Bannelier, Rue Claude Ramey