BRETONISCHE INSELN: GROIX

Qui voit Groix voit sa joie: Beim Wandern auf der Atlantikinsel vor der bretonischen Küste wird man ständig von weißen und bunten Papillons umflattert – so fällt erst recht auf, wie selten man zu Hause noch Schmetterlinge sieht. Belle Dame (Distelfalter), Paon du jour (Tagpfauenauge) und Kohlweißling waren wohl darunter, vor allem dort, wo der Küstenpfad durch mehr als mannshohe Wallhecken und dorniges Buschwerk führt. Wer die rund 8 Kilometer lange und bis zu 3 Kilometer breite große Insel im Uhrzeigersinn ganz umrunden will, teilt sich die 27 Kilometer lange Tour am besten in zwei Etappen auf. Wir sind am ersten Tag an der Ostküste entlang marschiert, mit Halt am langen Plage Les Grands Sables, den man hier mit Lokalstolz den einzigen konkaven Strand Europas nennt. Der postkartenschöne Traumstrand mit feinem weißem Sand war kaum besucht, und von den wenigen Spaziergängern traute sich außer mir keiner ins 16 Grad kalte Meer – dabei war das klare, türkisfarbene Wasser sagenhaft erfrischend. Danach ging es weiter an der Plage des Sables Rouges vorbei, einem Strand, dem Granatsand einen rötlichen Schimmer verleiht, bis zur Pointe des Chats mit kleinem Leuchtturm und nach Locmaria, wo wir im einzigen geöffneten Lokal mit einem großen Bier den Wanderdurst löschen konnten.

Une vie tranquille: Am nächsten Tag haben wir mit guten, am Hafen ausgeliehenen Leihrädern den erstaunlich welligen Rest der Insel erkundet – Radfahren wie Wandern ist über gut ausgeschilderte Wege und mehrere auf der kostenlosen Inselkarte eingezeichnete Rundtouren bequem möglich. Im wilden Westen mit dem eckigen Phare de Pen Men dominieren schroffe, zerklüftete Klippen mit flechtenübersäten Felsen und eine karge, offene Landschaft mit Heidekraut und Farn den Eindruck, im Innern der kontrastreichen Insel führen viele, teils holprige Pfade oder kleine asphaltierte Sträßchen durch kleine Weiler mit bunt gestrichenen Häusern und fast liebliche grüne Wiesen zurück zum Ortszentrum Le Bourg. Am frühen Abend blieben wir zum Apéro in den netten Bistros am Hafen von Port Tudy gern auch mal länger hocken, mit Blick auf einlaufende Jachten und die Fährankunft an der Mole. Zwei ganz entspannte Tage bei strahlendem, noch sommerlichem Herbstwetter und die sympathische Gastfreundlichkeit bescherten uns unvergessliche Inseleindrücke – zwar in Sichtweite des Festlands, aber doch ganz weit weg.

Ein Blick zurück: So geruhsam und friedlich war es auf der Insel nicht immer. Einige Megalithen zeugen von einer sehr frühen Besiedlung, ein Wikingergrab von der Lage an Seerouten der Vorzeit, Forts von historischer Wehrhaftigkeit, Betonbunker von der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Für Brot und Lohn verdingten sich die Insulaner in früheren Jahrhunderten als Seeleute – an Bord der Schiffe der Compagnie des Indes und auf den Thunfischfängern, sodass sich Groix Ende des 19. und Anfang des 20. Jh. zum führenden Hafen für Thunfischfang entwickelte. Sogar als Wetterfahne auf dem Glockenturm der Kirche in Le Bourg dient ein eiserner Fisch. Immerhin fünf Konservenfabriken wurden für die Verarbeitung errichtet, eine hält in Port Lay noch die Stellung. In diesem kleinen Hafenweiler findet auch das Festival du Film Insulaire statt, das sich jedes Jahr drei Tage im August dem Inselfilm widmet – 2024 standen die portugiesischen Inseln im thematischen Mittelpunkt (und hier im Blog ging es schon um die bretonischen Inseln Ile de Batz, Ile de Bréhat und Ile d’Ouessant).

Rückfahrt nach Lorient: Von und zur Gare Maritime der Hafenstadt im Morbihan fahren die Boote der Compagnie Océane in 45 Minuten. Mit der Fähre um 9.30 Uhr ging es am Samstagmorgen zurück – ein Stück weit begleiteten uns sogar Delfine. Die Fahrt war auch deswegen ein eindrucksvolles Spektakel, weil uns eine Armada von Segelbooten entgegenkam. Am Wochenende raus aus der geschützten Rade von Lorient und ab aufs offene Wasser ist die Devise, hier am Meer lernen schon die Kinder das Segeln. Die meisten Skipper hatten Spinnaker gesetzt und waren mit Wind von Achtern unterwegs Richtung Ile de Groix oder zum Segeltörn hinaus auf den Atlantik. Lorient ist auch ein Trainingsort für Hochsee-Regatten – schon von der Insel aus hatten wir Maxi-Trimarane mit ihren turmhohen Großsegeln erspäht. Einige renommierte Segelteams bereiten sich hier auf Herausforderungen wie die Vendée Globe-Einhandregatta oder die Route du Rhum vor, entwerfen ihre Boote, lassen sie reparieren und verbessern. Samstags hält es auch all die vielen Freizeitsegler nicht an Land…

Bretagne Ile de Groix

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Bretagne Ile de Groix Port Mélite

Bretagne Ile de GroixBretagne Ile de Groix Plage des Grands Sables

Bretagne Ile de Groix

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