PARISER CAFÉS: LIEBLINGSTERRASSEN

Bonjour! Bienvenu! Was ist die schönste Art, in Paris anzukommen? Ich steuere gleich als erstes eine einladende Caféterrasse an. Ob mit Blick auf eines der vielen touristischen Highlights oder auf den Trubel eines bunten Wochenmarkts, ist dabei egal. Erstmal verschnaufen und Atmosphäre schnuppern … Denn ohne seine Cafés wäre Paris nicht Paris. Nicht erst beim ersten Sonnenstrahl im Frühjahr werden Tische und Korbstühle auf den Bürgersteig gestellt – das ganze Jahr über sitzen die Pariser gern draußen, bei Regen von Markisen geschützt, bei Kälte von Heizpilzen gewärmt. Im Jahr 1684 eröffnete ein Sizilianer das erste Café, Signor Procopio. Heute ist das Procope zwar denkmalgeschützt, aber ein Restaurant. Literarischen Ruhm erlangten zwei benachbarte Cafés am Boulevard Saint-Germain, das Café de Flore und das Deux Magots. Andere haben denkmalgeschützte Fassaden oder sehenswerte Interieurs, tauchen in Filmen oder Romanen auf.

Reiseführer-Aktualisierung: Beim Rumlaufen fürs Recherchieren komme ich oft auf rund 25.000 Schritte, das dürften etwa 17 Kilometer sein – auf Asphalt keine reine Freude! Für eine Pause zum Verschnaufen und Ausstrecken der müden Beine steht mir dann gar nicht der Sinn nach berühmten Orten, sondern nur nach einer netten Caféterrasse. Über die Jahre habe ich da in jedem der 20. Arrondissements eine Lieblingsadresse gefunden. Manche stehen auch in meinen Reiseführern, andere nicht, weil sie einfach völlig unspektakulär sind. Echtes Pariser Flair ist trotzdem inklusive, denn viel zu schauen gibt es überall.

Café de l’Epoque (1. Arr): An heißen Sommertagen erfrischt statt Espresso ein Café Frappé auf der Terrasse direkt am Ausgang der Galerie Vero-Dodat. Das innen ganz klassische Café ist auch eine gute Adresse für den Mittagstisch. Auf der Speisekarte stehen neben der von mir häufig bestellten hausgemachten Terrine de campagne auch große Salate (https://cafedelepoque.fr/de).

Café Noir (2. Arr.): In den Cafés an der Rue Montorgueil gefällt mir der Blick auf das Straßentheater von Händlern, Passanten, Müllabfuhr und Lieferanten, ob im Café du Centre oder im Compas. Aber ich bin dort auch schon recht unwirsch behandelt worden: das Sentier genannte Viertel ist charmant, nicht alle Kellner sind es auch. Seit Längerem bevorzuge ich das Café Noir in der parallel verlaufenden Rue Montmartre. Glücklich, wer zum Apéro hier einen Platz bekommt. Eigentlich nur zum Pastis oder auf ein Bier eingekehrt, kann man hier auch schon mal hängenbleiben…

Paris Café Charlot

Le Charlot (3. Arr.): Da die Weinbar Barav erst am frühen Abend öffnet, lasse ich mir tagsüber gern mal im Café Crème die Sonne ins Gesicht scheinen, mit Blick auf die beispielhaft renovierte Halle Carreau du Temple (https://cafecrememarais.paris). Oder ich nehme direkt an der Rue de Bretagne Platz, im Café Charlot (www.lecharlot-paris.com). Diese geschäftige Straße und der Marché des Enfants Rouges sorgen mit ihrem Angebot im NoMa oder HaMa genannten hippen Teil des Marais für Lebensmittel und mehr des täglichen Bedarfs.

Paris Petit Fer à Cheval

Petit Fer à Cheval (4. Arr.): Der namengebende Tresen ist hufeisenförmig, das Café schmal und die kleine Terrasse ein Logenplatz mit Blick auf die vielen Menschen, die durch die weitgehend autofreien Sträßchen im Marais schlendern – ein mit diesem Tipp versorgter Freund versicherte mir nach seiner Rückkehr, er habe hier an der Rue Vieille du Temple den ganzen Paris-Aufenthalt verbracht, mit Rotwein und Schauen.

Paris Café Trama

Cafe Tram (5. Arr.): Schon als das Trama noch ein etwas abgelegenes Eckcafé hinterm Kaufhaus Bon Marché war, bin ich dort gern zu Gast gewesen. Jetzt erst recht, seit dem Umzug ins Quartier Latin, denn als Café Tram hat es sich mit einer Buchhandlung zusammengetan. Eine große Terrasse gab und gibt es leider nicht – es ist Glückssache, ob man eines der wenigen Tischchen vor der blauen Fassade ergattert. Für den Mittagstisch muss man auf jeden Fall reservieren – es hat sich herumgesprochen, dass hier gut gekocht (und gebacken) wird. Und erst der tolle Affogato (Café, Vanille-Eis, karamellisierte Nüsse)…

Bar du Marché (6. Arr.): Ein Lieblingsort seit vielen Jahren in der Rue de Buci. Zum Rosé schmeckt dort ein Croque Monsieur, denn das überbackene Käsebrot kommt hier mit leckerem Landbrot aus der Küche –anderswo kann es schon mal eine eklige Angelegenheit aus zu viel Bechamel, Analogkäse und dickem Weißbrot sein (Nachtrag im November 2023: leider stimmt das nicht mehr!). Auf der Straßenterrasse ist meist kein Plätzchen frei, in Saint-Germain nicht überraschend, daher bin ich immer froh, wenn es mir gelingt, einen Barhocker an einem der offenen Fenster zu kapern.

Cafe Lignac (7. Arr.): Nicht weit vom Eiffelturm, aber nicht zu touristisch, ist das Eckcafé eine der sympathischen Adressen im 7. Arrondissement, das ansonsten auch sehr snobby sein kann. Früher hieß es es Café Constant, als der bekannte französische Koch Christian Constant in der belebten Rue Saint-Dominique noch mehrere Restaurants betrieb. 2021 hat es Cyril Lignac übernommen, und mittags ist es nun ausschließlich Restaurant und leider auch teurer geworden (www.cyrillignac.com). Wer irgendwo recht nah im Hotel wohnt, kann hier auch frühstücken.

KB (9. Arr.): Durch die Rue des Martyrs bummele ich gern vom Montmartre hinunter, durch das SoPi (= South of Pigalle) genannte Viertel (oder suche mir gleich ein Hotel in der Nähe). Die Kaffeerösterei KB bietet nicht nur ein Kaffee-Monatsabo an, im Cafeshop lässt die freundliche Bedienung die junge Klientel auch ohne »Verzehrzwang« lange beim Coldbrew oder Flat White vorm Notebook sitzen.

Cafe Les Deux Gares (10. Arr.): Tatsächlich direkt in der Nähe der beiden stark frequentierten Pariser Bahnhöfe liegt das stilvoll renovierte Eckcafé etwas erhöht auf einer Terrasse (mit neu gepflanzter Grünanlage) über der Gare de l’Est und in Laufweite der Gare du Nord. Es gehört zum gleichnamigen Hotel und war daher Anlaufadresse für den ersten Café morgens wie für den letzten Absacker. Aber ich habe dort auch schon für mittags reserviert, nachdem LeFooding es zum Bistro des Jahres kürte (https://hoteldeuxgares.com).

Pause Café (11. Arr.): Bunter Fliesenboden und Stuckdecke, gelbe, rote und schwarze Tische und Stühle, vor großen Glasfronten sorgen drinnen für fröhliche Stimmung, draußen lockt die große, oft sonnige Terrasse an der Rue de Charonne. Das Pause Café ist die »cantine du quartier« mit vielen Stammgästen aus dem Viertel, ob morgens zum Zeitunglesen, mittags zum Essen oder abends zum Ausgehen mit Freunden.

Paris Café Aligre

Parisii (12. Arr.): Markthallen ziehen mich magisch an, das dürfte dank einiger hier schon veröffentlichter Blog-Artikel nicht mehr in Frage stehen. Weil es mich regelmäßig ins lebendige Aligre-Viertel rund um den gleichnamigen Wochenmarkt und die Beauvau-Markthalle zieht, machen den Cafés auch ein Lieblingsrestaurant und eine Lieblingsweinbar Konkurrenz. Soll es aber mal ein Café oder eine Orangina sein, lasse ich mich gern an einem der bunten Tische des Parisii nieder (www.parisii-aligre.fr/de) – das vor einiger Zeit noch »Le K’FE d’aujourd’hui« hieß.

Café Dose (17. Arr.): Batignolles ist ein Viertel, das sich zu entdecken lohnt – zwar ohne bekannte Sehenswürdigkeiten, aber lebendiger als die teuren Arrondissements im Zentrum. Rund um den gleichnamigen Park haben sich viele nette Lokale und Boutiquen niedergelassen – das Café Dose röstet eigene Kaffees und punktet mit Frühstück, lässig-stilvollem Ambiente und freundlichen Mitarbeitern (www.dose.paris).

Le Sancerre (18. Arr.): Wenn ich nicht auf ein Glas Wein und einen Käseteller bei der Cave des Abbesses Halt mache, sitze ich am liebsten vor dem Sancerre, auch wenn nach mehrmaligem Betreiberwechsel sogar das schöne Mosaik an der Fassade zerstört wurde, was ich übelnehme. Drinnen wird teils die Musik ganz schön aufgedreht – es sei denn noch ein neuer Wirt hat neue Ideen.

Belleville Paris

MonCoeur (20. Arr.): Nach Belleville verschlägt es wenig Touristen, nicht mal in den gleichnamigen Park mit weitem Ausblick über Paris bis zum (fernen) Eiffelturm. Das Moncoeur mit seiner Terrasse auf dem zweithöchsten Pariser Hügel ist daher noch ein echter Geheimtipp, vor oder nach dem Blick auf den Sonnenuntergang (https://moncoeurbelleville.com). Ganz am anderen Ende des großen 20. Arrondissements hat auch Le 20ème Art ein lauschiges Plätzchen vor der Tür und stellt im Sommer Tische und Stühle unter die Bäume (Charonne).

 

 

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