PARISER PASSAGEN: GALERIE VERO-DODAT

Passage mit Patina: Diskret durchquert sie den Häuserblock zwischen Rue Jean-Jacques Rousseau und Rue du Bouloi. Die so stilvolle wie stille Galerie Véro-Dodat unweit des Louvre hat sich ihren Charme über die Jahrhunderte bewahrt und wirkt noch fast original. Die glasüberdachte Passage entstand im Jahr 1826, zur Blütezeit dieser Architektur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ihr Name soll auf zwei durch Börsenspekulationen reich gewordene Metzger der legendären Pariser Markthallen zurückgehen, die ihr Geld – wie ihresgleichen in der Gegenwart – offensichtlich in Immobilien investierten. Ein beliebter Witz der Zeitgenossen nannte die Passage »un beau morceau de l’art pris entre deux quartiers« – ein Wortspiel, das vom gleichen Klang von »l’art = die Kunst« und »lard = Speck« lebt.

Nostalgische Atmosphäre: Die schwarz-weißen Bodenfliesen, der Palmettenfries über den Fenstern der ersten Etage, die Deckengemälde und das lange Glasdach wirken wie neu, die Spiegel dagegen sind fast blind und die Holzvertäfelungen der Ladenfassaden dunkel geworden. Das Oberlicht lässt nur ein mattes Licht durch, das auch die schnörkeligen Wandlampen kaum aufhellen, und der falsche Stuckmarmor wie die vergoldeten Kupferrahmen der Schaufenster haben Patina angesetzt. Filmauftritte hatte die Passage trotz des denkmalgeschützten Dekors dennoch eher selten, in »Belphégor, das Phantom des Louvre« (2001) spaziert Sophie Marceau, in »Docteur Petiot« (1990) der den mörderischen Arzt spielende Michel Serrault durch die Passage. In »L’Appartement« (1996) führt die Suche nach seiner verschwundenen Geliebten Vincent Cassel auch in die Galerie – allerdings verbirgt sich hinter dem (richtigen) bogenförmigen Eingang mit dem schmiedeeisernen Namenszug im Film dann die Galerie Vivienne.

Keine Leuchtreklame, keine Sonderangebote: Kult-Schuhmacher Christian Louboutin hat sich in mehreren Läden an einem der beiden Eingänge niedergelassen, andere Boutiquen wechseln häufig, weil die Lage und die Ladenlokale schon sehr speziell sind, nur der Instrumentenbauer in Nr. 17 (spezialisiert auf Selmer Maccaferri Gitarren, wie sie Django Reinhardt spielte) hält schon lange die Stellung, ebenso das Café de l’Epoque am anderen Eingang der Galerie. Ich kehre gerne dort ein und bestelle als Vorspeise immer die »Terrine de campagne maison« mit Cornichons. Auch die anderen Klassiker der französischen Bistrot- und Brasserieküche sind empfehlenswert, von den »Œufs mayonnaise« bis zu den »Côtes d’agneau« mit Kartoffelgratin und grünen Bohnen.

Paris Galerie Vero-Dodat

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