CAVES A MANGER: WEINBARS IN PARIS

Im Weinland Frankreich ist Wein zwar allgegenwärtig in Cafés und Bistros – aber nicht immer ist der offen glasweise ausgeschenkte Tropfen auch gut. Bewusst auf Weine spezialisierte Bars sprießen erst in letzter Zeit in allen Vierteln aus dem Boden. Teils sind sie dem Trend zum Naturwein und biodynamischen Weinen geschuldet, teils eröffnen angesehene Restaurants eine »cave« als Zweitlokal, das ist gerade angesagt und erleichtert vermutlich auch den Weineinkauf. Häufig verpflichtet die Lizenz für den Ausschank die Wirte ohnhehin gesetzlich dazu, den Gästen auch Essen zu servieren – statt mit großer Küche wird das über Kleinigkeiten wie Tapas, Schinken- oder Käseteller eingelöst.

 

Cave du Septime: Die Weinbar gehört zum Septime, dem Sternerestaurant von Bertrand Grébaut, für das man schon Wochen im Voraus reservieren muss. Gleich nebenan ist das Zweitlokal Clamato beheimatet, in dem man ohne Reservierung sein Glück versuchen kann, um feine Fischgerichte oder Meeresfrüchte zu ordern. Die Cave liegt gleich übers Eck in der Querstraße, und die feinen Häppchen zum Wein kommen in Plastikboxen aus der Restaurantküche, beispielsweise Wagyu-Rind oder Röstbrot mit schwarzen Trüffeln. Etwa fünf hervorragende Weiß- und Rotweine werden glasweise ausgeschenkt, ganze Flaschen kann man auch zum Mitnehmen kaufen, vor Ort wird ein kleiner Betrag als Korkgeld berechnet. Unter den rund 200 Weinen sind viele Naturweine. Kleiner als diese Weinbar geht’s kaum, das Platzangebot umfasst vielleicht fünf, sechs Barhocker – also lohnt es sich, sehr früh oder sehr spät aufzutauchen.

3 rue Basfroi (11e), www.septime-lacave, Métro: Charonne, tgl. 16–23 Uhr

 

Cave Paul Bert: Das Bistro Paul Bert in der gleichnamigen Straße ist ein Klassiker, bildbandschön und eine Institution. Ich habe allerdings schon sehr gut und sehr schlecht dort gegessen, inzwischen bevorzuge ich den Ableger »Le 6 Paul Bert« mit viel modernerer Küche (als drittes Restaurant gibt es noch das Ecailler mit dem Schwerpunkt auf Meeresfrüchten).  Dazwischen eröffnete eine winzige Weinbar mit ein paar Plätzen am Tresen, mehr als zehn dürften es auch hier nicht sein. Auch hier stehen Natur- und Biodynamie-Weine im Mittelpunkt, dazu gibt’s »terrine de campagne« oder »œufs mayo« mit Trüffeln.

16 rue Paul Bert (11e), Métro: Faidherbe-Chaligny, tgl. 16–24 Uhr

 

Cave de Belleville: Vorne stehen Stapel von Weinkisten, eine Klappe im Boden führt in den Weinkeller, in den Regalen der Weinhandlung finden sich bevorzugt Naturweine. Ein paar Tische gibt’s auch noch, um eine gute Flasche Wein und Kleinigkeiten zum Essen zu bestellen, Sardinen aus der Dose, Käse, Wurst oder Pâté Maison. Mein ausführlicher Blogbeitrag steht hier.

51 rue de Belleville (19e), Métro: Belleville oder Pyrénées, Mo 12–24, Di–Sa 10–24, So 11.30–19.30 Uhr

 

Le Barav: Im trendigen Teil des Marais ist das freundliche Barav immer noch eher ein Nachbarschafts- und Studi-Treff als eine der neuen Hipster-Locations rundherum. Die Bar ist jung und nett, man fühlt sich dort gleich wohl. Aber wie das so ist in Paris – ein Geheimtipp ist die Weinbar auch nicht, am frühen Abend füllt sich das Barav in Windeseile, bald schon steht die zweite Reihe hinter den Gästen, die sich einen Platz am Tresen sichern konnten. Im Weinladen nebenan sucht man sich aus rund 250 Weinen eine Flasche aus, der Weißwein oder Rosé steht schön gekühlt im Kühlschrank bereit. Für ein kleines Korkgeld als Aufpreis darf man sie im Lokal austrinken, Tapas schaffen die rechte Grundlage dafür. Im Sommer kann man auch draußen auf der Terrasse schön sitzen.

6 rue Charles-François Dupuis (3e), www.lebarav.fr, Métro: Temple oder République, Mo–Fr 17–24, Sa 12–24 Uhr

 

Billili: Das Billili liegt nicht gerade zentral, doch als es gerade neu eröffnet hatte, hatte ich eine Unterkunft genau um die Ecke gebucht. Nichts lag also näher, als die Weinbar auf dem Heimweg gleich auszuprobieren, und auch dort zu essen, denn sie gehört zum benachbarten Restaurant Arlots – weshalb sich das Angebot nicht wie teils anderswo auf Wurst und Käse beschränkt. Mir wird es selbst manchmal zu teuer, in Paris essen zu gehen, weil ich das ja für meine Reiseführer dort täglich tue  – und es ist leider keineswegs so, dass mir die Spesen erstattet würden. Steht Sparen an, gehe ich lieber mittags ins Restaurant – ein Menü ist dann viel, viel günstiger – , abends reicht dann ein Happen in einer Weinbar. Und tatsächlich, auf der schwarzen Tafel im Billili stehen nette Kleinigkeiten, gegrillter Pulpo, Kürbissuppe, Kartoffelsalat mit Speck und Ei, Presskopf, alles in kleinen Portionen zum Probieren und Teilen.

136 rue du Faubourg Poissonnière (10e), auf Facebook, Métro: Gare du Nord oder Barbès-Rochechouart, Di–Sa 12–15, 18.30–22.30 Uhr

 

L’Avant Comptoir du Marché: Das letzte Mal habe ich hier einen fantastischen Weißwein von der Loire probiert, einen Chenin Blanc aus Vouvray. Die Rebsorte ist so vielseitig wie Chardonnay, kann ein breites Spektrum in Stil und Charakter entfalten und ebenso begeistern wie enttäuschen. Das Avant-Comptoir in der Markthalle des Marché Saint-Germain ist eines von mehreren Avant-Comptoirs von Yves Camdeborde, der als Erfinder der Bistronomie gilt, die beiden anderen liegen direkt neben seinem Restaurant (Comptoir) an der Place de l’Odéon. Wie dort baumeln Kärtchen mit Bildern der Minigerichte von der Decke, doch während es im Avant-Comptoir de la Mer um Fisch und Meeresfrüchte geht und das Avant-Comptoir de la Terre mit einer Auswahl von 60–70 Mini-Vorspeisen die Gäste friedlich stimmt, die auf einen Tisch im Restaurant warten, dreht sich hier alles ums Schwein, mit Schinkenkroketten, Blutwurst oder Croque Monsieur. Na ja, beinah, mein Erbsensalat oder die Gemüsetarte hätte auch Vegetarier:innen geschmeckt. Hinter dem u-förmigen Tresen staffeln sich die Weinkühlschränke in die Höhe. Davor ein paar Barhocker, sommertags steht man auch draußen in den Arkaden der Markthalle um ein paar Stehtische herum.

14 rue Lobineau (6e), www.camdeborde.com, Métro Mabillon, tgl. 12–23 Uhr

 

Baron Rouge: Der Rote Baron war mal ein echter Geheimtipp, doch inzwischen hat es der urtümliche Weinausschank am Marché d’Aligre selbst in das nicht gerade niedrigpreisige Magazin »Feinschmecker« geschafft. Dabei ist es eigentlich eine der wenigen noch übriggebliebenen authentischen Marktkneipen, in denen die Nachbarn nach dem Einkauf noch einen kleinen Roten süppelten und sich in die mitgebrachten Flaschen direkt aus dem Fass Wein einfüllen ließen. Inzwischen hört man auch lautstarkes Amerikanisch dort, eine nette Adresse lässt sich in Paris nicht lange geheimhalten. Am Wochenende, wenn es in den Wintermonaten auch Austern gibt, ist es kein seltener Anblick, dass einfach ein Tuch auf der Motorhaube eines parkenden Autos ausgebreitet und so der Schankraum ins Freie erweitert wird. Auf der Tafel über der Bar stehen all die Weißen und Roten, die es hier glasweise gibt – nach wie vor zu erstaunlich günstigen Preisen für Pariser Verhältnisse.

1 rue Théophile Roussel (12e), http://lebaronrouge.net, Métro: Ledru-Rollin, Mo 17–22, Di–Fr 10–14, 17–22, Sa 10–22, So 10–16 Uhr

 

Siffleur de Ballons: Auch nicht weit vom Marché d’Aligre im 12. Arrondissement, gehört diese charmante »cave à boire et à manger« zum Restaurant L’Ebauchoir gegenüber, das mindestens so sehr eine Empfehlung ist und besonders beim Mittagsmenü durch ein erstaunliches Preis-Leistungs-Verhältnis punktet, wie man es in Paris kaum noch kennt. Ein paar Barhocker am Tresen, ein paar Tische in der Weinhandlung – viele Plätze gibt es in der Weinbar nicht. Der Mann hinter dem Tresen mit der Käseauswahl in der Vitrine kümmert sich um Schinkenteller und Sandwiches, den zweiten Raum säumen deckenhohe Regale mit der rund 400 Positionen umfassenden Weinauswahl. Wer die Etiketten studiert, stellt schnell fest, dass nicht nur Craftbeer-Brauer (oder Friseure) sich auf kreative Namensgebung verstehen, sondern auch Winzer: French Wine Is Not Dead, Tout Bu or Not Tout Bu, Vin de Jardin, Rue de la Soif oder Gama-Sutra sind die sprachspielerischen Ausreißer zwischen Klassikern wie Vieille Vignes (Alte Reben).

34 rue de Cîteaux (12e), lesiffleurdeballons.fr, Métro: Faidherbe-Chaligny oder Reuilly-Diderot, Di 17.30–23.30, Mi–Fr 10.30–15, 17.30–23.30, Sa 10.30–23 Uhr

 

Au Chai de l’Abbaye: Sieht von außen und innen nach einem sehr traditionellen Laden aus, und das ist der »Abteikeller« auch. In Saint-Germain, wo wöchentlich immer teurere Boutiquen, Bistros und Bars alteingesessene Lokale und Läden vertreiben, freut man sich darüber, wenn ein Patron schon auf mehr als 30 Jahre zurückblicken kann. Zu den klassischen Essenszeiten wird hier von der umfangreichen Speisekarte gespachtelt, was das Zeug hält, doch zu allen anderen ist man auch auf ein Glas Wein willkommen. Und die Weinauswahl lässt sich sehen…

26 rue de Buci (6e), https://auchaidelabbaye.fr, Métro: Saint-Germain-des-Prés, Mo–Sa 8–2, So 11–23 Uhr

 

Au Sauvignon: Meine Einkehradresse nach einem Einkaufsbummel durch das Kaufhaus Bon Marché liegt am Weg zurück ins Viertel Saint-Germain. Keine der hippen oder alternativen Weinbars, die es neuerdings auch in Paris gibt, sondern ein Urgestein – das kleine Lokal wurde schon 1954 eröffnet, und heute führt es die Enkelin der Gründer in dritter Generation. Ein Gläschen Pouilly-Fumé oder Sancerre von der Loire wird’s für mich, weil ich lieber Weißwein als Rotwein trinke. Zum Glas Wein gibt es hier »casse-croûtes«, belegte Brote, das Graubrot von Poilâne wird mit Schinken oder Wurst aus der Auvergne, Salers-Käse oder Rillettes belegt und in kleine Häppchen geschnitten, Käse, Wurst und Schinken können aber auch portionsweise bestellt werden.

80 rue des Saint-Pères (7e), http://ausauvignon.com, Métro: Sèvres-Babylone oder Saint-Sulpice, Mo–Sa 8–23, So 9–21 Uhr

Paris Barav

 

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