BORDEAUX: MARCHÉ DES CAPUCINS

Streetfood auf dem Markt: Frisch zubereitete Happen auf die Hand gibt’s am Tresen einiger Marktstände im Marché des Capucins. Eine Handvoll Stände laden dazu ein, gleich vor Ort appetitlich Angerichtetes zu probieren, ein Glas Wein zu trinken oder bei Jean Mi eine Meeresfrüchte-Platte zu bestellen – wenn es denn gelingt, eines der begehrten Tischchen oder einen Platz am Tresen zu ergattern. Unkompliziertes »Fastfood« wie Austern oder hausgemachte Tapas schmecken im turbulenten, bunten Ambiente des Marché des Capucins nochmal so gut – der Wochenmarkt ist auch ein Genussmarkt. Wer Bordeaux authentisch kennenlernen möchte oder wer sich nur im Geringsten für schöne Wochenmärkte interessiert, darf »Les Capus«, wie die Bordelaiser sagen, nicht verpassen. Vor allem samstags ist ein Besuch in der überdachten Markthalle ein Muss. Dann brummt es in und um den Wochenmarkt, vor den rund 80 Ständen herrscht viel Andrang.

Le ventre de Bordeaux: Die große Auswahl an Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse, Käse, Wurstwaren und Delikatessen macht den Marché des Capucins zum »Bauch« von Bordeaux. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde hier das erste Mal ein Markt abgehalten, ab 1797 dann einmal wöchentlich ein Viehmarkt. Bald kamen Händler aus der Umgebung mit ihren Karren, brachten Artischocken aus Macau, Kartoffeln aus Eysines, Tomaten aus Gradignan in die Stadt, so dass sich der Markt nach und nach zum wichtigsten von Bordeaux entwickelte. Im 19. Jahrhundert ließ die Stadt die Markthallen nach dem Pariser Vorbild der Baltard-Hallen dafür errichten. Heute steht allerdings an der Stelle der filigranen Konstruktionen aus Gusseisen und Glas ein hässliches Betonmonster. Dessen ungeachtet lohnt sich ein Besuch wegen der Fülle des Angebots.

Von regional bis Réunion: Ein Fleisch-, Fisch-, Obst-, Käse- und Gemüsehändler reiht sich an den anderen. Rund um die Markthalle mit festen Ständen halten Erzeuger aus dem Umland zudem Regionales feil. Neben den »üblichen Verdächtigen« von Apfel bis Zucchini gibt’s im Marché des Capucins auch die besten Produkte Südwestfrankreichs – Austern vom Cap Ferret, Lamm aus Pauillac, Spargel aus Blaye, Nüsse aus dem Périgord, Schinken aus Bayonne. Mich selbst hat der Kräuterstand mit Bergen von Verveine (Eisenkraut), Menthe (Minze), Melisse citronnelle (Zitronenmelisse) und anderem frischen Grün am meisten beeindruckt, daneben die frischen Austern und der im Nullkommanichts ausverkaufte Stand mit Spezialitäten aus Réunion (Stand 8B). Und wer wissen möchte, welche Märkte in Frankreich mich noch beeindruckt haben, liest die Beiträge über Nizza, Cannes an der Côte d’Azur und Plestin-les-Grèves in der Bretagne, Marktstraßen in Paris wie die Rue de Bretagne, die Rue des Martyrs und die Rue Montorgueil oder über das Noailles-Viertel in Marseille. Dass auch ein Markt mit nur ein, zwei Ständen für die Ferienversorgung ausreichen kann, zeigte sich in Saint-Georges d’Oléron an der französischen Atlantikküste.

Bordeaux Marché des Capucins

Bordeaux Marché des Capucins

Marché des Capucins, Place des Capucins, Tram B: Victoire, geöffnet: Di–Fr 6–13 Uhr, Sa, So 5.30–14.30 Uhr

http://marchedescapucins.com

Chez Jean-Mi, Place des Capucins, Tram B: Victoire, Tel. 0681202449, Di–Fr 9–13.30 Uhr, Sa, So 9–14.30 Uhr. Die Atmosphäre ist ungezwungen, gemütlich und einladend an Stand 29 und 29B, an den wenigen Tischen drängt sich Jung und Alt: Die Austernbar Chez Jean-Mi ist kein Ort für mehrgängige Menüs und exklusives Speisen, sondern für frische Meeresfrüchte mitten im engen Gedränge des Markttrubels.

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Gabriele Kalmbach, Citytrip Bordeaux, Reise Know-How 2016

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