EINKAUFEN IN DER BRETAGNE: MARKTTAG IN PLESTIN-LES-GRÈVES
Es ist Ostersonntag in der Bretagne: Für eine Woche sind wir hier und wohnen an der Küste, genau dort, wo die Départements Côtes d’Armor und Finistère aneinander grenzen. Sonntags ist Markttag in Plestin-les-Grèves, und da wird auch Ostern keine Ausnahme gemacht. Das Highlight der Woche, wenn es um das Einkaufen von Gemüse geht. Es sei denn, man fährt samstags nach Morlaix. Oder donnerstags nach Lannion. Am Markttag bemächtige sich eine »frénésie sympathique« des ganzen Städtchens, schreibt das Office de Tourisme so nett und ganz richtig, auch mich erfasst der Kaufrausch und zieht mich in dieselbe Richtung, in die all die anderen Menschen mit Einkaufskörben und Plastiktaschen strömen. Egal, ob ich etwas einkaufen kann oder nicht, aber immer würde ich gerne… ein bisschen vom knackigen Mangold und die rosa Zwiebeln aus Roscoff, einen kleinen »kouign amann«, den bretonischen Zuckerkuchen, den appetitlichen »fromage de chèvre« von der Ferme La Maguette an der Rosa Granitküste oder den Frischkäse mit Algen mitnehmen. Ich könnte keine Stadt besuchen, ohne auf einen Markt zu gehen (und ich erinnere mich an schöne Markthallen und Wochenmärkte manchmal besser als an manches andere, beispielsweise in Florenz oder Barcelona, Menton, Cannes und Nizza oder La Rochelle und Bordeaux). Und neugierig war ich auch, was die ländliche Bretagne im Frühjahr schon zu bieten hat.
Ils sont beaux, les poireaux: Als ich den Markthändler (mit der längsten Warteschlange – die Qualität seiner Erzeugnisse ist ganz offensichtlich bekannt) frage, ob ich den Lauch fotografieren darf, sekundiert mir eine Kundin: »Ils sont beaux, les poireaux«, der Porree ist einfach eine Augenweide… Wunderbare Käsestände, diverse Olivensorten und Wurstspezialitäten, frischen Fisch, Austern, Garnelen und andere Meeresfrüchte auf Eis gebettet gibt es hier natürlich rund ums Jahr. Auch der Gewürzspezialist mit Säckchen voller Pfeffersorten, Currymischungen und getrockneten Kräutern ist Dauergast in Plestin. Immer dabei sind ein kleiner und ein großer Stand, die frisch gegrillte Hähnchen verkaufen. Noch verlockender duften allerdings die riesengroßen Pfannen mit Couscous oder Kartoffeln, Speck, Zwiebeln und Bratwurst. Und dampfend brodelt der »Kig ha Farz« in einem fassgroßen Suppentopf, der bretonische Pot-au-Feu mit Würstchen, Schweinebauch, Eisbein, Kohl, Suppengemüse und Buchweizen… Neben den Bäckern und Metzgern gibt es hier auch einen Stand mit Nuss- und Karamellcreme, ein anderer verkauft nur Meersalz. Man kann Frühlingsrollen und Crêpes zum Aufwärmen kaufen, man findet selbst gebackene Kuchen und glücklicherweise nicht nur Obst- und Gemüsehändler mit Rundum-Angebot vom Großmarkt (wie auf dem Foto), sondern auch Bauern der Region, die nur verkaufen, was die Jahreszeit auf dem Acker auch tatsächlich hergibt – den letzten Grünkohl und den ersten Spargel, jungen Lauch und knackige Radieschen. Und auf dem Rückweg stehen wir dann für Baguette, Walnuss- und Roggenbrot gerne Schlange vor dem Atelier de Christophe. Zum besten Bäcker weit und breit kommen selbst Kunden aus Morlaix und Lannion, die hierher rund 20 km fahren müssen.