HERBST IM FREILICHTMUSEUM BEUREN

Vom ärmlichen Tagelöhnerhaus über imposante und repräsentative Fachwerkbauernhäuser bis zum Rathaus mit Lehrerwohnung bezeugen die Wohngebäude die sozialen Unterschiede auf dem Land – auch in den Dörfern gab es »Oben und Unten«. Ein für den Hüttenbau umfunktionierter Webstuhl, das hübsch mit Schablonenmustern verzierte Außenklo, ein Hinterladerofen, der von der Küche befeuert wird oder die selbst reparierte Glühbirne bezeugen, dass Erfindungsreichtum gefragt war, wo Wohlstand fehlte.

Mindestens so interessant wie die Einblicke in das Leben vergangener Tage sind die Wirtschaftsgebäude, darunter Schaf- und Hühnerställe, kleine Back- und Waschhäuser, ein Kalkofen und ein Bienenhaus, Viehunterstände und ein ausgesprochen fotogener Schweinestall. Sehenswert sind auch die ausgedehnten Streuobstwiesen mit vielen alten Apfel- und Birnensorten und die kleinen Hausgärten neben den Museumsgebäuden. Wer unterhaltsam informiert durchs Gelände schlendern will, kann das mit Audio-Guide tun und auf Knopfdruck am Schafstall dem Interview mit einem Schäfer lauschen oder am Rathaus aus Häslach das Glöckchen schlagen hören.

Die ins Freilichtmuseum Beuren versetzten historischen Bauten stammen aus den Regionen Mittlerer Neckar und Schwäbische Alb – im prächtigen Öschelbronner Haus gleich hinter dem Eingangspavillon zeigt eine Infowand mit Landkarte die ehemaligen Standorte in den Landkreisen Esslingen, Ludwigsburg, Böblingen, Reutlingen und dem Alb-Donau-Kreis. Alle paar Jahre bekommt das Museum noch Zuwachs, als letztes kam eben dieses prächtige Haus Bühler aus Gäufelden-Öschelbronn im Jahr 2015 hinzu. Mit dem ehemaligen Doppel-Wohnstallgebäude, Baujahr 1799, gehören jetzt 23 Gebäude zum Freilichtmuseum. In Beuren wieder aufgebaut hat es die Firma »JaKo Baudenkmalpflege« aus Rot an der Rot (sowie weitere Museumsgebäude; sogar ein Gewölbekeller wurde versetzt, ummantelt mit Beton ging er huckepack auf einen Schwertransportlaster). Haus Bühler war schon in den 1990er-Jahren unter Aufsicht des Denkmalamts in seine Einzelteile zerlegt und in einem Schuppen deponiert worden. Dort blieben die Mauern, Balken und Fußbodenplatten, Wände und Decken zwei Jahrzehnte im Dornröschenschlaf, bis sie erst vor Kurzem in Beuren ein zweites Leben erhielten. Der Firma JaKo hat der SWR ein schönes Porträt in der Reihe »Made in Südwest« gewidmet: Mit »Die Hausretter« kann man sich in der SWR-Mediathek noch anschauen, wie es aussieht, wenn ganze Häuser umziehen.

http://www.ardmediathek.de/tv/made-in-Südwest/Die-Haus-Retter-JaKo-Baudenkmalpflege-/SWR-Fernsehen/Video?bcastId=2499530&documentId=31316462

Mal abgesehen davon, dass das Museum immer einen Ausflug wert ist, lohnen vor allem die vielen Mitmachaktionen für Erwachsene und Kinder – eine der beliebtesten ist »Vom Korn zum Brot« – und die Vorführungen alten Handwerks. Zu den größeren Veranstaltungen im umfangreichen Programm gehören die Schäfertage im Frühjahr. Für den Herbst, bevor das Museum nach dem 6. November in die Winterpause geht, lohnt es sich, noch zwei Termine im Kalender vorzumerken: der »Archemarkt des Geschmacks« am 25. September steht unter dem Motto »Essen, was man retten will« und präsentiert in Zusammenarbeit mit Slowfood alte Obst- und Gemüsesorten sowie Spezialitäten daraus. Und am 9. Oktober geht es beim »Moschtfescht« um Streuobstwiesen und die Mostherstellung.

Freilichtmuseum Beuren, In den Herbstwiesen, 72660 Beuren, Tel. 07025 / 911900, Di–So 9–18 Uhr, Eintritt 7 €, Kinder und Jugendliche (6–17 Jahre) 3,50 €, Familienkarte 15 €

http://www.freilichtmuseum-beuren.de

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