WOCHENMARKT IN CANNES

Buntes Treiben: Es ist Winter und auf der Schwäbischen Alb schneit es, nach milden Temperaturen wieder Eiseskälte. Also ist der Winter doch noch nicht vorbei. Wäre auch zu schön, Anfang Februar. Oder Gottseidank, wegen des Klimawandels, warm genug ist es ja schon im Sommer. Hier auf dem Wochenmarkt erinnert das Angebot mit Kohl und Wurzelgemüse auch noch sehr daran, dass Winter ist, und mit Sehnsucht denke ich an die schönen Märkte der Côte d’Azur – wohl auch, weil ich gerade bei der Reiseplanung für das Frühjahr und den Sommer bin (für die Aktualisierung meiner Reiseführer). Von dem Markt auf dem Cours Saleya in Nizza habe ich hier schon geschwärmt, doch auch den Marché Forville in Cannes fand ich wunderbar – gerade im Kontrast zu der sonst so düsseldorfisierten Stadt. Wer an Cannes denkt, hat garantiert gleich das Filmfestival vor Augen, die Grandhotels und die Strandpromenade Croisette, Luxusschlitten und Nobeljachten. Ob die Promidichte auch auf dem Markt besonders hoch ist, kann ich nicht sagen, denn ich erkenne Promis nicht mal, und zudem interessieren mich Birnen oder Bohnen mehr als irgendwelche Berühmtheiten. Rundherum gibt es einladende kleine Cafés, Weinbars und Bistros, von deren Terrassen man bei einem Espresso oder einem Glas Wein dem Leben auf dem Markt zuschauen kann – außer montags findet er täglich von 7.30 bis 13 Uhr statt.

Socca auf die Hand: Ich kann keine Stadt besuchen, ohne auf einen Markt zu gehen. Egal, ob ich etwas einkaufe oder nicht. Erst recht in Cannes, wo man angesichts der vierstelligen Preise in den Boutiquen der Einkaufsmeilen nur heftig zwinkern kann. Und irgendwie sind die Sträßchen um den überdachten Marché Forville (der offen zu den Seiten hin ist, also keine geschlossene Markthalle) auch die nettere Ecke der Stadt. Vor sengender Sonne geschützt unter dem Dach offerieren wunderbare Käse- oder Oliven-, Fisch- und Fleischstände ihre Auswahl, und die Auslagen der Obst- und Gemüsehändler locken mit frisch geernteten Mandeln und jungem Knoblauch, Zitronen aus Menton, Cavaillon-Melonen, Pilzen, Tomaten in jeder Größe und Farbe und allem, was Provence und Côte d’Azur sonst noch so hergeben, auch aus biologischem Anbau. Immer dabei ist ein Stand, der Socca frisch aus dem Ofen verkauft – die leckeren Fladen aus Kichererbsenmehl gibt es nicht nur auf dem Markt in Nizza, sondern auch in Cannes. Früher ein Arme-Leute-Essen, gibt’s heute ein Stück Socca auf die Hand als kleinen Appetithappen zwischendurch. Kein Schreibfehler: 11,95 Euro für ein Kilogramm Kartoffeln, das ist ein happiger Preis, doch beruht er nicht – anders als in den Modeboutiquen – auf einem Cannes-Aufschlag für die betuchte Klientel, die es sich ja leisten könnte. Diese Luxusknolle ist eine rare Frühkartoffel von der Ile de Ré (ähnlich teuer ist die Bonnotte von der Ile de Noirmoutier) mit heller Schale, die nur während der sehr kurzen Erntezeit bis zum 31. Juli und nur in kleinen Mengen zu bekommen ist. Die Inselkartoffel trägt eine geschützte Herkunftsbezeichnung (AOC seit 1998, AOP seit 2000), wobei Grenaille keine Sorte bezeichnet, sondern die Größe (bis zu 35 mm).

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