FRANKREICHS MARKTHALLEN: CHARTRES
Samstagsmarkt: Die Markthalle ist zu allen Seiten offen, doch die Schönheit der Metallbauweise des Bauwerks im Baltard-Stil kommt besser zur Geltung ohne die Gemüsestände im Inneren. Erst seit Ende März 2022 findet der Wochenmarkt wieder hier auf der Place Billard statt, seit auch Frankreich seine Pandemie-Regeln lockerte. Genau zwei Jahre lang war man auf den Boulevard Chasles ausgewichen, um größere Abstände zu ermöglichen. Die 1898/99 erbaute »Halle aux Légumes« steht an der Stelle, an der sich einst das Schloss von Chartres erhob, dessen Ruine zu Beginn des 19. Jahrhunderts komplett abgerissen wurde, nachdem es zur Zeit der Französischen Revolution als Gefängnis gedient hatte, darunter auch für die berüchtigten Räuber der Orgères-Bande.
Chartres en lumières: Im Sommerhalbjahr bringt die Stadt mit Beginn der Dämmerung rund 20 Gebäude zum Leuchten – jetzt im Mai ab 22 Uhr. Am eindrucksvollsten ist das Son-et-Lumière-Spektakel an der Kathedrale, doch auch den »marché couvert« schmückt sein Gewand aus Licht. Nachtblau in Szene gesetzt hat das Ganze Mo-Ca Illustration, deren Zeichnung von der Kathedrale und weiteren prägnanten Gebäudes Chartres’ auf den Boden projiziert wird.
Baltard-Stil: Mit dem Begriff sind die in den 1970er-Jahren leider abgerissenen Markthallen in Paris gemeint, mit deren Bau Stadtarchitekt Victor Baltard (1805–1874) betraut wurde. Mit der Eisen-Glas-Konstruktion wurde Mitte des 19. Jahrhunderts begonnen, nachdem zunächst als erster Pavillon ein massiver Steinbau errichtet worden war. Der Legende nach soll dabei gar nicht der Architekt selbst die treibende Kraft gewesen sein, sondern Napoleon III. und seine Gattin Eugénie – begeistert vom Crystal Palace in London und Gare de l’Est. »Ce sont de vastes parapluies qu’il me faut, rien de plus«, soll der Staatspräsident und spätere Kaiser gefordert haben. Und ein großer Regenschirm für die Markthändler ist ja tatsächlich auch die Halle in Chartres.