FRANKREICHS MARKTHALLEN: TOURS

Wochenendeinkauf: Unter den Markttagen in Tours ist der Samstag der lebhafteste, denn zum traditionellen Blumenmarkt auf der grünen Allee des Boulevard Bérenger kommen noch mehr als Dutzend weitere Händler mit Obst und Gemüse hinzu, die ihre Stände draußen vor der Matkthalle aufschlagen. Jetzt im Juli ließ das überbordende Angebot keinerlei Wünsche offen. Berge zarter grüner und gelber Bohnen sahen ebenso verlockend aus wie die Fülle an reifem Obst von Aprikosen und Pfirsichen über Melonen und Kirschen bis zu Himbeeren und Brombeeren. Die Markthalle selbst ist dagegen an allen sieben Tagen der Woche geöffnet (montags und mittags halten sich nicht alle Händler strikt daran); allerdings wirkt das Gebäude eher wie ein Bürobau, sodass ich auf eine Außenaufnahme verzichtet habe und hier lieber die schöne benachbarte Place du Grand Marché zeige. Ähnlich wie auch in Avignon und in Bordeaux wurden in Tours 1976, nach 110 Jahren, für einen Neubau zwei schöne alte, 1866 eröffnete Pavillons aus Gusseisen und Glas abgerissen.

Alles unter einem Dach: Mag der architektonische Charme auch verloren gegangen sein, im Innern der Markthalle offerieren knapp 40 renommierte Händler kulinarische Spezialitäten aus der Touraine, aus Frankreich und aus aller Welt, von der Chocolaterie bis zur Cave à vins, mehrere Metzger und Traiteure, Bäcker, Fisch- und Geflügelhändler, Patisserie und Epicerie. Anderswo ist manche Markthalle nur noch eine »Fressmeile«, hier in Tours kann man tatsächlich noch richtig einkaufen. Beim Bummel durch die Gänge überrascht die großartige Käseauswahl, gleich mehrere Stände konkurrieren hier um das beste Angebot – unter die Ziegenkäse reihen sich selbstverständlich der lokale rollenförmige Sainte-Maure, der pyramidale Valençay und der runde Crottin de Chavignol. Verlockend sieht der »Pot de Rillettes« beim Traiteur Brossard und bei Hardouin aus, nicht minder die »Pâte de Fruits« beim Fromager Le Meunier. Mitnehmen möchte man auch die Obsttartes mit dünnem Boden und viel Frucht von der Tarterie, die Joghurtsorten der Cremerie, und ein Grillhähnchen und Bratkartoffeln oder »Pommes soufflées« vom Rôtisseur. Im Palais des Epices packt man dann gleich noch den »Vinaigre Calamansi« der Huilerie Beaujolaise dazu und Gewürze von Terre Exotique.

Schweinereien aus dem Loire-Tal: Neben den Ziegenkäsen sind auch die Wurstspezialitäten der Region berühmt. Wer die Möglichkeit hat, Kulinarisches mitzunehmen, dem sei ein »Pot de Rillettes« empfohlen, im eigenen Fett eingemachtes Schweinefleisch (im Südwesten Frankreichs werden Rillettes eher mit Gänse- oder Entenfleisch zubereitet, an der Atlantikküste auch aus Fisch). Mit geröstetem Landbrot und sauer eingelegten Cornichons kommen sie als würzige Vorspeise auf den Tisch. Schon Honoré de Balzac schätzte als Genussmensch die deftige Spezialität seiner Geburtsstadt Tours als »saftige Schlemmerei«. Für die »braune Schweinekonfitüre«, wie François Rabelais sie genannt haben soll, wird das Schweinefleisch langsam und lange bei niedriger Temperatur gegart, bis es zu Fasern zerfällt, um dann im eigenen Schmalz als streichfähige Rillettes konserviert zu werden.

 

Place Gaston Paillhou, 37000 Tours, leshallesdetours.fr, Mo–Sa 7–19.30, So 7.30–13 Uhr

Tours Place du Grand Marché

Tours Markt

Tours Markthalle

Tours Markthalle

Tours Markthalle

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