TYPOTRAVELETTE UNTERWEGS: QUADRATUR DER SCHRIFT

Homage to the Square: Mit seiner großen Serie »Hommage an das Quadrat« wurde Josef Albers (1888–1976) weltberühmt und beeinflusste die abstrakte Malerei nachhaltig. Auch Kasimir Malewitschs (1879–1935) »Schwarzes Quadrat«, erstmals 1915 ausgestellt, gilt als bahnbrechende Avantgarde und Ikone der geometrischen Abstraktion. Im baden-württembergischen Waldenbuch ist dem Quadrat in der Kunst mit dem Museum Ritter eine ganze Sammlung gewidmet.

Satzschrift oder Logogestaltung? Schriften sind so designt, dass sie in den Hintergrund treten, die Buchstaben gut lesbar sind und die Bedeutung der Wörter sich schnell erschließt. »Die Tugend des Typografen besteht darin, den gesetzten Text auf seinen Inhalt hin durchsichtig werden zu lassen; nur im Ausnahmefall darf sich eine Schrift als wahrgenommene Form ins Bewusstsein ihrer Betrachter drängen.« (Doc Baumann, www.docma.info) Das Gegenteil gilt für rein typografische Wortmarken, die nicht mit Hinblick auf ihre Lesbarkeit, so wie es bei der Entwicklung einer Satzschrift meist der Fall ist, sondern nur für eine einmalige Anwendung gestaltet werden. Die eigenwillige Schrift des Café Français an der Bastille in Paris zwingt sogar die Buchstaben ins Quadrat. Geradezu ausgetobt hat sich ein Schriftgestalter beim Kaufhaus-Ableger an den Champs-Elysées. Bei Schrift im gedruckten Buch geht es um Lesbarkeit, bei »Beschriftung« im öffentlichen Raum oder bei buchstabenbasierten Logos um Sichtbarkeit oder Wiedererkennbarkeit. Siehe auch weitere Blogbeiträge zu Leuchtreklame, Mosaikschriften, alten Werbe-Schriftzügen, Ladenschildern, Trottoir-Typografie, Typokalligrafie und mehr in Frankreich und insbesondere in Paris.

Typografie im Quadrat: Symmetrie zeichnet das Quadrat mit seinen vier gleich langen Seiten aus, und glaubt man Gestaltern, steht ein quadratisches Logo-Design mit seiner ruhigen Ausgewogenheit der Form für »Stärke, Verlässlichkeit, Struktur und Ordnung«. Das passt nicht immer zur Quadratur der Typo – um Buchstaben ins Quadrat zu zwingen, müssen Struktur und Ordnung meist missachtet werden, sei es die Trennregeln, die Buchstabenabstände oder die Schriftgröße. Was Gestalter »Schriften anpassen« nennen, wird hier zum Stauchen und Quetschen oder Zerren und Strecken der Laufweite. Das gilt dann als typografisches Verbrechen, wenn es übertrieben wird und die Schrift zu eng oder zu weit läuft. Einfacher hat es sich die Roquefort-Käserei Maria Grimal gemacht – um ein Buchstaben-Logo lässt sich leicht ein quadratischer Rahmen ziehen. Wie gut Quadrate in ein Quadrat passen, zeigt das Logo von Givenchy, das aus vier G-Lettern besteht, die so zueinander gedreht sind, dass sie wie ein keltisches Symbol wirken.

Typo Quadrat Paris

Typo Quadrat Paris

Typo Maria Grimal Roquefort

 

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