PARISER PARKS: JARDIN DES SERRES D’AUTEUIL
Historische Gewächshäuser: Schon lange wollte ich endlich mal den Serres d’Auteuil einen Besuch abstatten, doch jetzt, im Sommer 2020, war auch nach dem Ende des Lockdowns der Zugang zu den ab 1898 erbauten historischen Gewächshäusern noch nicht wieder gestattet. Doch den Ausflug an den Rand des Bois de Boulogne (Mitte Juli) habe ich trotzdem nicht bereut, sehenswert ist auch die Gartenanlage rund um die Gewächshäuser, die einst Ende des 19. Jahrhunderts als Baumschule und Blumenzucht für die städtischen Parks angelegt wurde und damals »Fleuriste municipal« hieß. Für den Bau der imposanten Gewächshäuser aus Glas und türkisblauer Eisenkonstruktion zeichnete Jean-Camille Formigé (1845–1926) verantwortlich, der seit 1884 als »Architecte des promenades et plantations« für die Grünanlagen und Friedhöfe von Paris zuständig war. Schöner Amtstitel, oder? Ende der 1960er-Jahre verringerte der Bau des Périphérique die Gartenfläche um ein Drittel auf jetzt 6 Hektar, und die Pflanzschule der Stadt Paris, das »Centre Horticole«, zog nach Rungis und Fresnes um. Dort werden auf 44 Hektar Fläche jährlich 2,5 Millionen Pflanzen gezogen, womit die französische Hauptstadt 80 Prozent ihres Bedarfs deckt, seit einigen Jahren auch nach ökologischen und nachhaltigen Kriterien.
Tenniscourt im botanischen Garten: Erste Überraschung: An der Stelle weiterer, für nicht denkmalschutzwürdig erklärter Gewächshäuser entstand ein moderner Tenniscourt für das benachbarte Areal Roland-Garros. Der 5000 Sitzplätze umfassende Court Simonne Mathieu (benannt nach einer Ende der 1930er-Jahre erfolgreichen französischen Tennisspielerin) wurde trotz heftiger Debatten und der Gerichtsklagen von Anwohnern, Natur- und Denkmalschützern sowie der Familie von Formigé letztendlich von Stadt und nationalem französischem Tennisverband durchgesetzt und 2019 eingeweiht. Mehr als vier Meter tief in das Erdreich versenkt und von modernen Gewächshäusern umgeben, integriert sich der Platz einigermaßen harmonisch ins Gelände. Die vier Gewächshäuser zeigen tropische Pflanzen aus Südamerika, Afrika, Südostasien und Australien. Wer sich wie ich von der Seite des ehemaligen Piscine Molitor aus nähert (heute umgibt das denkmalgeschützte Freibad ein Luxushotel mit Rooftop-Bar), gelangt zunächst zur Orangerie, in der die Topfpflanzen überwintern, dann zu den Glasgewächshäusern. Weil sie geschlossen waren, kann ich zu den Palmen, Kakteen, Azaleen, Orchideen und anderen exotischen Pflanzen, die sie beherbergen, leider nichts sagen.
Mascarons und Square des Poètes: Vor dem großen Palmarium (»Grande Serre«) erstreckt sich ein »Parterre à la française«, ein geometrischer französischer Garten. Zweite Überraschung: Am anderen Ende sind neben der Freitreppe 14 Mascarons aus Gusseisen zu entdecken, die der Bildhauer Auguste Rodin Ende des 19. Jahrhunderts schuf, entstanden nach eigentlich für die Brunnenanlage am Trocadero gedachten Modellen. Solche Mascarons findet man in großer Vielfalt an den klassizistischen Häuserfassaden in Bordeaux, allerdings aus Stein. Dritte Überraschung: An den Park grenzt ein kleiner »Dichtergarten« mit vielen auf Steinen verewigten Zitaten von berühmten Schriftsteller:innen. Dazu mehr in meinem Blogartikel über einen langen Spaziergang durch Passy und Auteuil (in Corona-Zeiten habe ich alle touristischen Gegenden weiträumig umkreist, habe neben Passy und Auteuil auch Batignolles, Belleville, Ménilmontant und Charonne einen Besuch abgestattet).
Jardin des Serres d’Auteuil, 16. Arrondissement, Métro: Porte d’Auteuil, Eingang: Avenue Gordon Bennett oder Avenue de la Porte d’Auteuil