PARISER METRO: PORTE DAUPHINE

Art Nouveau: Einer der ältesten Jugendstil-Eingänge zu den Métrostationen ist die Station Porte Dauphine (16e) – sie gehört zu den wenigen, die noch ihr Glasdach besitzen. Das denkmalgeschützte Zugangsbauwerk, Endstation der Linie 2 an der Porte Dauphine, ist das einzige, das noch an seiner ursprünglichen Stelle steht. Der U-Bahnhof wurde am 13. Dezember 1900 in Betrieb genommen, heute trägt die Station den Namenszusatz »Maréchal de Lattre de Tassigny« nach einem an der Befreiung Frankreichs beteiligten Kommandanten im Zweiten Weltkrieg. Denn die glasüberdachten Eingänge zu den Métrostationen Abbesses (18e) und Châtelet (1er) sind keine Originale, sondern Ersatzdarsteller: Ursprünglich für den Eingang der Métrostation Hôtel de Ville in der Rue Lobau gebaut, wurde die Überdachung 1974 von ihrem damaligen Standort auf den Montmartre versetzt – eigentlich ein Anachronismus, da es diese Eingänge an der (neueren) Linie 12 gar nicht gab. Und die Zugangsüberdachung zur Station Châtelet auf der Place Sainte-Opportune ist gleich ganz eine Rekonstruktion (nach dem ehemaligen Eingang zur Métro an der Gare de Lyon) – entstanden zur Hundertjahrfeier der Métro im Jahr 2000. Bei vielen anderen Stationen stehen nur noch offene Varianten, bestehend aus Geländer und Kandelaber an den Eingängen – sie wurden schon seriell aus Gusseisen gefertigt, in verschiedenen Breiten. An etwa 65 Stationen sind noch solche Eingänge erhalten, viele weitere wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts abgebaut und ersetzt.

Natur aus Gusseisen: Mit dem Bau der Pariser Métro wurde im Jahr 1898 begonnen, und bald darauf zeichnete der französische, in Lyon geborene Architekt Hector Guimard (1867–1942), der in Paris an der Kunsthochschule und der Ecole des Arts Décoratifs studiert hatte, ausgefallene florale Eingänge im Stil des Art Nouveau für die neue Untergrundbahn. Sie schienen so gar nicht zum strengen Klassizismus der Hauptstadt zu passen und schockierten die Pariser zur Bauzeit. Wie überall bei ungewöhnlicher Architektur fanden auch hier die Zeitgenossen schnell treffende Namen für die merkwürdigen Konstruktionen – die glasüberdachten Eingänge erinnerten sie an Libellen, die roten Leuchten an den elegant geschlungenen grünen Pfeilern an Maiglöckchen oder Frösche. Bis 1913 wurden Eingänge nach Guimards Entwurf installiert, 167 sollen es damals gewesen sein. Für die an drei Seiten geschlossenen Pavillons gab es zwei Entwürfe (A und B), an der Porte Dauphine steht Typ B, dessen Vordach (»marquise«) über dem Treppenabgang abgerundet ist. Einer damals noch recht neuen Technik verdanken sich die bemalten Wandtafeln an den Seiten: Emaillemalerei auf Lava.

Pariser Metro: Die unterirdischen Stationen wie auch ihre oberirdischen Eingänge sind aus ganz unterschiedlichen Gründen interessant. Einige wegen der Jugendstil-Eingänge, andere wurden von Künstlern gestaltet – wie Concorde, Arts et Métiers, der Eingang zur Station Palais-Royal-Musée du Louvre –, wieder andere aufgrund ihrer technischen Herausforderung wie Abbesses, aufgrund ihrer besonders hohen oder auffallend geringen Frequentation wie Auteuil, durch ihre oberirdische Architektur oder ihre Signets, wegen ihres Namens oder als Kulissen für Kultfilme. Zu den Besonderheiten der Metrostation Porte Dauphine gehört auch, dass sie eine von nur zwei insgesamt ist, die testweise flache, cremefarbene Kacheln erhielten, bevor dann die schmalen weißen, an der Kanten abgeschrägten »Metrokacheln« zum Standard wurden, die gerade so en vogue sind, dass sie in Wohnmagazinen jedes zweite Duschbad oder Fliesenspiegel in der Küche zieren.

© Gabriele Kalmbach

© Gabriele Kalmbach

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