PARISER METRO-EINGÄNGE IM JUGENDSTIL

Style Métro: Ein vielfotografiertes Pariser Fotomotiv (und Filmdarsteller von Dr. Petiot bis Amélies Welt) sind die Jugendstil-Eingänge zu den Métrostationen – insbesondere die wenigen, die auch noch ihr Glasdach besitzen wie die Stationen Châtelet (1er), Abbesses (18e) und Porte Dauphine (16e). Das florale Design der Eisenträger und -geländer, die vom französischen Architekten Hector Guimard um 1900 im Art Nouveau gestaltet wurden, schockierte die Pariser zur Bauzeit – zudem galt der Schriftzug Métropolitain als schwer lesbar. Heute sind nur an etwa 65 Stationen noch solche Eingänge erhalten, da in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts viele abgebaut und ersetzt wurden. Bei manchen stehen nur noch die Geländer, während als Kandelaber spätere Versionen (Val d’Osne oder Adolphe Dervaux) dienen. Weil einige dieser markanten Jugendstil-Bauwerke abgebaut und an andere Städte verschenkt wurden, findet man in Lissabon, Montreal und Moskau originale Pariser Metroeingänge!

Bäumchen wechsel dich: Tatsächlich ist die Métrostation Abbesses gar kein Original, sondern nur ein Ersatzdarsteller. Ursprünglich für den Eingang der Métrostation Hôtel de Ville in der Rue Lobau gebaut, wurde die Überdachung 1974 von ihrem damaligen Standort auf den Montmartre versetzt – eigentlich ein Anachronismus, da es diese Eingänge an der (neueren) Linie 12 gar nicht gab. Und die Zugangsüberdachung zur Station Châtelet auf der Place Sainte-Opportune ist gleich ganz ein Replikat (nach dem ehemaligen Eingang zur Métro an der Gare de Lyon) – entstanden zur Hundertjahrfeier der Métro im Jahr 2000. Übrigens: Wer genauer hinschaut auf der Place des Abbesses kann den genialen Regenablauf entdecken: Vom Glasdach fließt das Wasser durch einen Pfeiler ab… Wer auf Guimards Spuren durch Paris streifen will, sollte sich auch das Castel Béranger (Rue de la Fontaine, 16e), die Synagoge im Marais (Rue Pavée, 4e) und andere seiner Bauten ansehen.

Natur aus Gusseisen: Mit dem Bau der Pariser Métro wurde im Jahr 1898 begonnen, und bald darauf zeichnete der französische Architekt Hector Guimard (1867–1942) ausgefallene florale Eingänge für die neue Untergrundbahn, die so gar nicht zum strengen Klassizismus der Hauptstadt zu passen schienen. Wie überall bei ungewöhnlicher Architektur fanden auch hier die Zeitgenossen schnell treffende Namen für die merkwürdigen Konstruktionen, die glasüberdachten Eingänge erinnerten sie an Libellen, die roten Leuchten an den elegant geschlungenen grünen Pfeilern an Maiglöckchen oder Frösche. Noch eine Kuriosität: Zwei Grüntöne soll es für die gusseisernen Geländer und Torbögen gegeben haben, ein warmes »vert wagon« und ein kaltes, bläuliches »vert allemand« – kann das stimmen? Schließlich gibt es auch ein »Französischblau«, allerdings identisch mit »Preußisch Blau«? Na ja, wie auch immer, ein »Vert Wagon« gibt es jedenfalls bis heute im Sortiment von Farbherstellern. Oder ist richtig, was Georg Stefan Troller meint, dass im Zuge allgemeiner patriotischer Hysterie bei Beginn des Ersten Weltkriegs das Grün als »unfranzösisch« und »typisch deutsch« galt? Bis 1913 wurden Eingänge nach Guimards Entwurf installiert, 167 sollen es damals gewesen sein. Den Jugendstil hat der in Lyon geborene Guimard, der in Paris an der Kunsthochschule und der Ecole des Arts Décoratifs studiert hatte, wohl bei Besuchen in Brüssel und die Bekanntschaft mit Victor Horta kennengelernt. Wer gern auch Wohnbauten des Architekten anschauen möchte, macht sich auf zur Rue Jean de la Fontaine (16e) und zu einem Spaziergang im Stadtviertel Auteuil.

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