PARISER MÉTRO: ÉGLISE D’AUTEUIL
Was ist das Gegenteil von Top Ten? Dem »Figaro« waren jedenfalls auch die zehn am wenigsten frequentierten Metrostationen eine Meldung wert: Regelmäßig veröffentlicht die RATP, die Betreibergesellschaft von Metro, S-Bahn, Bussen und Tram in Paris, Zahlen zum öffentlichen Nahverkehr, unter anderem auch, welche Metrostationen wie stark frequentiert werden.
Und die Station Église d’Auteuil bildet oft das Schlusslicht aller Metrohaltestellen, was die Zahl der Nutzer angeht. 179.058 Personen sind hier im Jahr 2014 in die U-Bahn gestiegen, das ist ganz schön wenig im Vergleich zur Station an der Gare du Nord, an der die Kundenzahl die 50 Mio. überschreitet (51.316.194 Personen). Das sind fast pro Tag so viel wie an der Église d’Auteuil pro Jahr! Woran liegt’s? Eigentlich ist diese 1913 eröffnete Station (die damals noch Wilhem hieß, aber 1921 umbenannt wurde, weil das an den deutschen Kaiser Wilhelm II. hätte erinnern können, dabei erinnert die namengebende Rue Wilhem an einen französischen Komponisten) nur zum Aussteigen gedacht, für die Fahrtrichtung stadteinwärts zum Zentrum gibt es eine andere Station. Von hier – ohnehin schon fern des Zentrums im 16. Arrondissement – geht es nur noch in den Bois de Boulogne und zur Porte de Saint-Cloud.
Pariser Metro: Es gibt spektakulärere Metrostationen, denn einige wurden von Künstlern gestaltet – wie Place de la Concorde mit der auf Kacheln gebrannten Menschenrechtserklärung oder die kupferverkleidete Haltestelle Arts et Métiers im Steampunk-Stil. Wieder andere sind interessant, weil sie technische Herausforderungen darstellten wie die in die Tiefe gebohrte Haltestelle Abbesses, andere, weil sie als Kulissen für Kultfilme dienten. Einige besitzen sehenswerte oberirdische Eingänge – die Porte Dauphine einen der von Hector Guimard (1867–1942) entworfenen Jugendstil-Eingänge, die Station Palais-Royal-Musée du Louvre ein Kunstwerk aus Murano-Glasperlen von Othoniel. Und die »Einbahn-Stationen« wie die Église d’Auteuil an der Linie 10 sind nicht die einzige Kuriosität im Pariser Metronetz. Momentan gibt es mehr als 300 Stationen, dabei sind die rund zwei Dutzend Geisterbahnhöfe nicht mitgezählt (manche wurden stillgelegt, andere nie eröffnet).