EINKAUFEN IN PARIS: LA TRESORERIE
Stadtviertel in Mode: Noch vor vier, fünf Jahren war die Rue du Château d’Eau keine Adresse. Als die drei Gründer Elsa Coustals, Lino Landau und Denis Geffrault 2014 dort einen Concept Store eröffneten, war das ein echtes Wagnis. Die meisten Rolläden in der Straße waren heruntergelassen, die früher dort ansässigen Grossisten an den Stadtrand nach Aubervilliers gezogen. Früher gab es ganze Straßen in Paris, in denen die Läden nur an Einzelhändler weiterverkauften, nicht an Endkunden, und im Sentier lagen die Nähateliers, Leder- und Schmuckwerkstätten teils in den Hinterhöfen gleich dahinter (in denen schlecht bezahlte Pakistani schufteten). Für das Handwerk und Kleinbetriebe dieser Art ist Paris schon lange zu teuer… Die Trésorerie zog allerdings in die schönen Räume der trésorerie des impôts, eines ehemaligen Finanzamts in Nummer 11 der Rue du Château d’Eau. Die Straße verbindet die Place de la République mit der Rue du Faubourg-Saint-Denis und liegt im 10. Arrondissement, das lange als schäbig galt, ein Viertel der Einwanderer, Arbeiter und kleinen Leute. Doch da die Mieten der Lauflagen in der Innenstadt unerschwinglich sind, zieht es die Lifestyle-Läden und coolen Bars, die neuen Restaurants wie das Eels und Hotels wie das 25hours und das Providence in das früher für Touristen und die feine Gesellschaft so unattraktive Viertel, bei dem den meisten nur »Bahnhof« einfiel (im Norden des Viertels liegen Gare de l’Est und Gare du Nord). Eben wegen der günstigeren Mieten (und auch weil es hier sehr pariserisch und nicht so geleckt oder reich ist) sind nur hier Neueröffnungen interessant, doch mit jedem hippen Neuankömmling steigen auch die Preise – die Gentrifizierung des Viertels ist in vollem Gang.
Tresor, Treasures, Trésorerie: Aber ich komme vom Thema ab: Die Trésorerie ist ein skandinavischer Concept Store für schöne Wohnaccessoires und Küchenartikel, wobei man sich nicht als reiner Wohnshop versteht, sondern in der Tradition früherer »magasins généraux« und »drogueries-quincailleries-merceries« sieht, in denen man alles Notwendige für den Haus und Garten fand, also auch Schuhcreme und Besen, Blumentöpfe und Wischeimer. Das Sortiment der Trésorerie sollte man sich preislich und optisch wie bei Manufactum vorstellen (und nicht so traditionell und umfangreich wie das der Maison Empereur in Marseille), doch nicht so bemüht – alles ist nachhaltig, sehr schön und einiges auch erschwinglich. Mir gefällt die Auswahl an Textilien am besten – finnische Geschirrtücher und afrikanische Sets, Leinentischtücher und Wollplaids –, und auch bei den Küchenartikeln, Besteck und Geschirr schaue ich bei Paris-Besuchen jedesmal gerne vorbei. Zuletzt hatte es mir die japanische Keramik angetan – sagenhaft schöne Teller! Aber es gibt auch Leuchten, Möbel, Praktisches für Garten und Bad. Es scheint gut zu laufen, denn seit einiger Zeit werden gegenüber in der »Suite« schöne Dinge aus europäischen Manufakturen präsentiert.
Nordic Coffeeshop: Als drittes gehört das Café Smörgås zur Trésorerie, ein schwedisches Café, das ein Tipp zum Frühstücken ist. Bis auf den Kaffee aus einer Pariser Rösterei, der Belleville Brûlerie, ist hier alles Bio, und in Paris, wo Neueröffnungen gern gehypt werden (bis die nächste Neuheit kommt), galt das kleine Lokal mit Smørrebrød schnell als coole Adresse. Immer mehr Concept Stores und Modelabel entdecken die Gastronomie für sich. Das kleine oder eher winzige Café Kitsuné unter den Arkaden des Palais Royal ist während der Pariser Modewochen ein Hotspot für Modebloggerinnen und fashion victims. Und serviert angeblich einen der besten Matcha Lattes in Paris. Zu Merci Merci am Boulevard Beaumarchais gehören ein Buchcafé und eine »cantine«, Sarah Lavoine eröffnete in ihrem Interiorshop an der Place des Victoires ebenfalls ein Café.
La Trésorerie, 11 rue du Château d’Eau, 75010 Paris, http://latresorerie.fr, Mo–Sa 11–19.30 Uhr
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