NOTRE-DAME IN PARIS: WIEDERAUFBAU NACH DEM BRAND
Notre-Dame de Paris: Wie viele Menschen weltweit habe ich in der Nacht vom 15. April fassungslos die Nachrichten vom Brand im Dachstuhl von Notre-Dame verfolgt und mitgehofft, dass die Feuerwehr das Inferno in den Griff bekommt. Wären unqualifizierte Vorschläge wie der, Löschflugzeuge einzusetzen, im ersten Entsetzen in die Tat umgesetzt worden, hätte das nur noch mehr Schaden angerichtet. Die Pariser Feuerwehr ging so umsichtig vor, wie das in einer solchen Katastrophensituation nur möglich ist, und der offizielle Dank an die über 450 Feuerwehrleute im Einsatz hat in Paris auch umgehend stattgefunden. Dass Hunderte Tonnen Blei im Kirchenschiff verbaut waren, die durch den Brand schmolzen, erzeugte eine enorme zusätzliche Hitze – Fachleute unter den Kommentatoren erkannten dies schon an der Farbe des Rauchs. Zusätzlich zu den Ausmaßen des Bauwerks hatten die Feuerwehrleute auch aufgrund der Temperaturen bis zu 1000 Grad große Probleme, sich dem Brandherd zu nähern.
Ostern 2019: Die Instandsetzungsarbeiten nach dem Großbrand haben schon am Dienstag, den 23. April 2019, begonnen. Weil das schöne Osterwetter vorbei und Regen angekündigt war, wurde auf der Baustelle auch nach 19 Uhr noch gearbeitet, was ich genau wie die vielen anderen Menschen jenseits der Absperrungen gut beobachten konnte. Denn es geht jetzt vor allem darum, die beschädigte Kathedrale mit Planen abzudecken, weiteres Wasser auf dem Mauerwerk würde noch mehr Schaden anrichten als die beträchtlichen Mengen an Löschwasser ohnehin schon verursacht haben. Neue Gerüste wurden bereits aufgebaut und im Lauf der nächsten Wochen soll über Notre-Dame sozusagen ein riesiger Regenschirm aufgespannt werden, was allerdings mehrere Wochen dauern kann. Der große Vorplatz vor Notre-Dame ist derzeit für die Öffentlichkeit gesperrt – momentan parken dort die Handwerker und Gutachter –, ob dort eine Kathedrale aus Holz errichtet wird für die Zeit der Sanierung, ist wohl derzeit noch kaum mehr als ein Gedankenexperiment.
Fünf-Jahresplan: Staatspräsident Emmanuel Macron hat versprochen, die Kathedrale in fünf Jahren wiederherzustellen. Ob das zu schaffen ist, darüber sind sich die Fachleute uneinig. Auch die Brandursache wird noch gesucht, die französischen Zeitungen berichteten einerseits darüber, dass Zigarettenkippen gefunden wurden und wohl Arbeiter auf der Baustelle trotz Verbots geraucht haben. Andere Spekulationen galten Kurzschlüssen oder den Fahrstühlen, die für die Baugerüste im Einsatz waren. Zunächst wird es jedenfalls einige Zeit in Anspruch nehmen, aufzuräumen, die Feuchtigkeit zu trocknen, einsturzgefährdete Bauteile abzustützen, Gutachten über notwendige Maßnahmen und Vorgehensweisen einzuholen, Arbeiten auszuschreiben und Angebote einzuholen und die Baustelle mit Gerüsten etc. vorzubereiten. Wann tatsächlich mit dem Wiederaufbau begonnen wird, ist also keine Frage von Wochen, sondern von vielen Monaten.
Spenden: Schon in den ersten Tagen wurden schnell mehr als 450 Millionen Euro für den Wiederaufbau von Notre-Dame zugesagt – von Milliardären und Unternehmen, Privatleuten und Organisationen. Aber auch andere Unterstützung kommt hinzu, das französische Telekommunikationsunternehmen Orange will während der Sanierungsarbeiten einen virtuellen Besuch der Kathedrale ermöglichen, der Pariser Fußballclub PSG verkaufte in gerade mal 30 Minuten 1000 Trikots mit dem Bild von Notre-Dame zum Preis von 100 Euro, deren Erlös der Feuerwehr gespendet werden soll… Wer ebenfalls spenden will, sollte möglichst nicht windigen Abzockern aufsitzen, sondern die offiziellen Konten der Regierung oder der Kirche angeben.
https://don.fondation-patrimoine.org