BRETAGNE: WANDERUNG AUF DER CROZON-HALBINSEL
Von Wasser umgeben: Auf dem kleinen Parkplatz stehen die Bullis der Surfer, das herbstliche Wetter schreckt sie nicht ab, wenn die Aussicht auf Wellen besteht. Am Himmel eine Wolkendecke, ringsum hohe Klippen, Granitfelsen und vertrocknete Heide, wir machen uns auf den Weg. Die lange bretonische Küste bietet unzählige spektakuläre Orte: einer davon ist die Crozon-Halbinsel im Département Finistère. Vier Landzungen hat sie, die eine Art riesiges Kreuz im Meer bilden und sich alle lohnen – wir haben uns im Oktober für eine Tour rund um die Pointe de Dinan an der nordwestlichen Seite des Cap de la Chèvre entschieden. Nur ein paar Schritte, immer an der Kante entlang, dann ist schon der natürliche Felsbogen an der Château de Dinan genannten Felsspitze erreicht. Gen Westen kann der Blick über schier endlose Weite bis zum Horizont schweifen, frische Brise und belebende, salzhaltige Seeluft inklusive. Im Norden erkennt man schon den »Erbsenhaufen«, eine Tas de pois genannte Reihe von Felseninselchen vor der Pointe de Pen Hir.
Herbst am Meer: So ist das Wetter an der Küste: Mittags klarte es auf, und die Sonne löste die Wolkendecke nach und nach auf. Nicht nur der Sommer ist herrlich in der Bretagne, oft hebt auch im Herbst ein heiterer Himmel die Laune. Schon mehrfach hat uns der Oktober die schönsten Tage beschert. Wirklich voll ist es hier nie, doch im Herbst hat man die großartige Landschaft beim Wandern auf dem Zöllnerpfad fast für sich allein. Angesichts der braunen Heidelandschaft schwören wir dennoch, zur Zeit der Blüte wiederzukommen, dann muss das Naturerlebnis noch eindrücklicher sein.
Küstenwandern auf dem GR34: Am Strand von Goulien, wo ebenfalls Surfer auf Wellen hoffen, biegen wir landeinwärts. Mit der IGN-Wanderkarte 0418 ET Presqu’île de Crozon ausgerüstet, ist es leicht, kleinere Wege abseits der asphaltierten Sträßchen zu finden, an der Küste ist der Sentier Côtier nicht zu verfehlen. Er ist Teil des GR34, auf dem sich die ganze Bretagne umrunden lässt. Bei Lostmarc’h ist das Meer wieder erreicht und der Pfad führt erneut an der von schönen Sandstränden gesäumten Steilküste entlang. Das Bilderbuchdörfchen mit kleinen, liebevoll restaurierten Granithäusern hat sich eine Stelle ausgesucht, an der schon Menschen der Vorgeschichte Heiligtümer errichteten: An der Landspitze von Lostmarc’h stehen ein fast 3 Meter hoher Menhir und Überreste einer Steinreihe, etwas unterhalb liegt ein Kastell (L’éperon barré de Lostmarc’h) aus der Eisenzeit.
Parc Naturel Régional d’Armorique: Die Crozon-Halbinsel ist Teil des Landschaftsschutzgebiets, das eine Fläche von 125.000 Hektar umfasst, ein Teil davon auch als Meeresnaturpark. Schon 1969 gegründet, ist der Parc Naturel Régional d’Armorique der zweitälteste unter den rund 50 regionalen Naturparks Frankreichs. Sie sollen das Gleichgewicht zwischen menschlicher Aktivität und dem Reichtum der Biodiversität von Flora und Fauna bewahren – der Naturschutz ist weniger streng als in den Nationalparks, hat aber dasselbe Ziel: den Erhalt natürlicher Lebensräume. Den bretonischen Naturpark zeichnet eine große landschaftliche Vielfalt aus, mit Heide- und Heckenlandschaften, den Arrée-Bergen und den drei bewohnten Inseln Molène, Ouessant und Sein, mit Felsen und Dünen, Moor- und Sumpfgebieten, Eichen-, Buchen- und Kiefernwäldern.
Schmuckstück Le Faou: »Petite Cité de caractère« darf sich der hübsche Ort zu Recht nennen. Seine von alten Häusern gesäumte Hauptstraße und die Quais am Flussufer laden zum Bummel durch den Ort ein, von der imposanten Place de la Mairie bis zur Kirche Saint-Sauveur aus dem 16. Jahrhundert. In der Altstadt wenden die Fachwerk- und Granithäuser ihre Giebel der Rue du Général-de-Gaulle zu – einige mit schieferverkleideten Fassaden. Le Faou ist einer der wenigen bretonischen Orte, in denen dieser Haustyp erhalten blieb. Hier mündet der gleichnamige Fluss Le Faou in die Rade de Brest, eine tief ins Land ragende Atlantikbucht. Weil die Gezeiten für enorme Unterschiede beim Wasserstand sorgen, wirkt der Ort bei Ebbe ganz anders als bei Flut.