FRANZÖSISCHE WANDERKARTEN VOM IGN

Wegweisend: Ich liebe die französischen IGN-Karten, am liebsten hätte ich sie alle. So nutze ich jeden Anlass, neue zu kaufen. Von ganzen Provinzen. Oder ganzen Départements. Oder Themenkarten, über Fernwanderwege, Weingebiete… Aber am allerliebsten im Maßstab 1: 25.000 aus der blauen Serie – die topografischen Wanderkarten des Institut National de l’Information Géographique et Forestière sind detailgenau, präzise und es gibt sie flächendeckend von Pas de Calais bis Korsika. Von Landkartenspezialisten erhalten sie noch bessere Bewertungen als die ebenfalls hochgelobten Schweizer Wanderkarten vom Bundesamt für Landestopografie swisstopo. Auf der Karte entspricht also 1 Zentimeter 250 Metern, ein Wanderer mit flottem Schritttempo schafft 20 Zentimeter (= 5 Kilometer) in der Stunde. Die Karten der blauen Serie zeigen Höhenlinien für die Geländemodellierung und Höhenunterschiede, Straßen und Eisenbahnlinien, Wanderwege, Wasserläufe und Seen, Wälder und Lichtungen, Orientierungspunkte wie Tunnel, Brücken, Kirchen sowie Grenzen (beispielsweise von Départements oder Naturparks). Ich hab noch ältere aus der »Messblatt-Ära«, neuere Karten (TOP 25) enthalten auf derselben Grundlage zusätzlich auch touristische Informationen (Campingplätze, Berghütten, Schwimmbäder, Golfplätze), Fernwanderwege werden farbig hervorgehoben. Die Karten sind GPS-kompatibel. Alle fünf Jahre erneuern Flugzeuge des IGN die Luftaufnahmen von Frankreich, auf deren Basis mithilfe der Photogrammetrie die Landkarten erstellt werden. Auf seinem Youtube-Kanal zeigt IGN einen Blick hinter die Kulissen, wie Karten produziert werden, und viele weitere Themen. Und via Géoportail, das auch IGN verantwortet, stehen die Luftaufnahmen Frankreichs zur Verfügung.

Terra incognita: »Eine Welt ohne Bücher ist kaum vorstellbar. Genauso geht es mir mit einer Welt ohne Karten«, schreibt der englische Historiker Huw Lewis-Jones in seinem Buch »Verrückt nach Karten. Geniale Geschichten von fantastischen Ländern« (WBG Theiss, Darmstadt 2019). Vielfältigste Kartenwünsche erfüllt das Nationale Geografische Institut Frankreichs, eine staatliche Behörde mit Sitz in Paris, die im Auftrag der Regierung geografische Informationen erstellt, pflegt und verbreitet sowie Geodäten und Kartografen ausbildet. Außer den Wanderkarten vertreibt das Institut die Karten der Série Rouge (Regionalkarten im Maßstab 1:250.000) und lokale Straßenkarten im Maßstab 1:100.000, die sich besonders gut für Rad- und Autotouren im regionalen Umkreis eignen. Auf diesen Karten (ebenfalls mit Höhenlinien und farbigen Markierungen für die Fernwanderwege) sind die weiß eingezeichneten Wege für das Radfahren zu empfehlen, befestigte und unbefestigte Wege sowie mehrspurige Straßen werden unterschieden, und auch die Eurovélo-Routen und die Voies vertes (Radwegenetz Frankreich) sind in blau verzeichnet.

Gefälschte Karten: Verschwinden auch in Frankreich Militäranlagen, Munitions- und Erdöldepots, Atombunker und Aufbereitungsanlagen aus den Karten? Vermutlich! Hinter gefälschten Karten stecken politische Motive oder strategische Gründe – in vielen Ländern will man bestimmte Orte geheim halten und so potenzielle Angriffsziele schützen, genaue Karten gibt’s nur fürs Militär. Doch auch Hersteller von Karten fälschen bewusst: Sie platzieren eine erfundene Straße, sogenannte Trap Street (Fallenstraße, frz. rue piège), oder fiktive Orte (Paper Towns) auf der Karte. Auf diese Weise sollen Plagiate aufgedeckt werden, also Konkurrenten, die die Daten einfach kopieren anstatt Lizenzgebühren zu zahlen. Ich arbeite seit Jahrzehnten für Reiseführerverlage, und auch intern hatte die hauseigene Kartografie immer viel Spaß daran, falsche Symbole (eine Dusche auf einem Berg) oder Straßennamen (benannt nach Mitarbeiter:innen des Verlags) in Landkarten und Stadtpläne einzubauen, um die Lektoratskolleginnen zu testen, ob sie die für den Druck bestimmten Karten auch gewissenhaft prüften.

IGN-Karten