WANDERN IN DER BRETAGNE: AUF DEM GR34 RUND UM DIE HALBINSEL SAINTE-MARGUERITE

Côte des Abers: Die Abers an der Nordküste des Finistère wirken auf Landkarten wie tief ins Landesinnere der Bretagne reichende Fjorde. Während Fjorde aber von Gletschern gebildet wurden, handelt sich hier um Flussmündungen, die den Gezeiten unterliegen. Der Aber Wrac’h reicht rund 8 Kilometer weit ins Land, und mit dem enormen Tidenhub ändert hier die ganze Landschaft ihr Antlitz. Während bei Flut die Segler und Surfer sich wie bunte Tupfer auf einer weiten Meeresfläche verteilen, fallen bei Ebbe weite Teile der Ufer trocken und nur ein flacher Wasserstand verbleibt. Zahlreiche Austernbänke werden sichtbar – die Austernsorte Belon des Abers gilt als kulinarische Spezialität der Region. Auch Tang und Algen werden geerntet, teils zu Fuß bei Ebbe, teils von Booten aus vom Meeresgrund (früher eine gefährliche Arbeit mit speziellen Sicheln für die »goémoniers«, die Algenschnitter, heute sind kleine Baggerboote im Einsatz). Während mit dem Tang einst Fischerkaten geheizt und Felder gedüngt wurden, spielen wilde wie kultivierte Algen heute sowohl in der Küche wie für die Kosmetik- oder Lebensmittelindustrie eine Rolle und sogar einem auf der Ile d’Ouessant gebrauten Bier geben sie eine besondere Note.

Zöllnerpfad: Drei dieser Aber genannten Flussmündungen gibt es im Finistère – Aber Benoît, Aber Ildut und Aber Wrac’h. Der weiß-rot markierte Weitwanderweg GR34 führt an ihnen allen entlang und umrundet auch die ganze Halbinsel Sainte-Marguerite. Dieser »Chemin des Douaniers« beginnt im Norden am Mont Saint-Michel und damit an der Grenze von Bretagne und Normandie und endet am Golfe du Morbihan im Süden. Ich bin ihm vom Hafen im ebenfalls Aber Wrac’h heißenden Dörfchen ein Teilstück lang gefolgt, vorbei an der (leider geschlossenen) Abbaye des Anges bis zum Weiler Sainte-Marguerite und von dort an der Westseite der Halbinsel bis zum Dünengebiet.

Dunes de Sainte-Marguerite: Die weiten Strände der Halbinsel mit ihrem weißen Sand locken vor allem (Bade-)Urlauber auf die Parkplätze der Halbinsel. Die beeindruckende Dünenlandschaft mit ihren Gräsern wie Strandhafer und Samtgras, Bitterfenchel, Strauch-Melde, blau blühenden Disteln und wilden Orchideen umfasst rund 46 Hektar der Halbinsel und steht unter Naturschutz. Allerdings durchziehen so viele Trampfelpfade die Dünenkette, dass man sich beim Wandern doch fragt, ob die Vegetation und Tiere wie Reiher, Gänse und diverse Vogelarten ausreichend geschützt sind.

Leuchttürme, Festungsbauten und Bunker: Ist die Nordspitze der Halbinsel erreicht, geht es am Aber wieder landeinwärts, vorbei an mehreren Bunkern, Überreste des Atlantikwalls (französisch »les blockhaus du Mur de l’Atlantique«). Das Fort Cézon dagegen, eine kleine Festung mit rundem Artillerieturm auf der gleichnamigen Insel, wurde schon Ende des 17. Jahrhunderts nach Plänen von Baumeister Vauban errrichtet. Im Jahr 1889 aufgegeben, wurde die Anlage im Zweiten Weltkrieg als Teil der Küstenverteidigung reaktiviert. Der 11. August, an dem ich die Wanderung unternommen habe, ist für diesen Küstenstrich ein besonderes Datum – ein Denkmal erinnert an die Befreiung gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, am 11. August 1944.

Aber Wrac’h: Anfang des 20. Jahrhunderts war der Ort noch ein großer Fischerhafen, in dem rund 150 Boote Makrelen und Sardinen anlandeten. Seit den 1970er-Jahren überwiegt die Nutzung als »port de plaisance«, als Jachthafen für Segel- und Motorboote und Wassersportzentrum. Ein schönes Spektakel, wenn Optis, Jollen und Katamarane von den motorisierten Schlauchbooten der Segelschule ein Stück weit hinaus auf Höhe der Küstenlinie gezogen werden, wo sich die Mündung des Aber Wrac’h rund 2 Kilometer breit öffnet und von zahllosen verstreuten Inseln und Inselchen bewacht wird. Immer im Blick: der Leuchtturm auf der Ile Vierge, der höchste Europas und höchster Steinleuchtturm der Welt, neben ihm sein kleiner Bruder, der als Ferienunterkunft gemietet werden kann.

 

IGN Wanderkarte 0416 ET Plougerneau les Abers im Maßstab 1:25.000 Blaue Serie

www.abers-tourisme.com

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