AUSFLUGSTIPP IM BORDELAIS: BLAYE

Fort Médoc: Wenn man einmal anfängt, will man mehr. Nein, ich meine weder Chips noch Schokolade, sondern Festungsanlagen von Vauban. Im Auftrag des Sonnenkönigs Ludwig XIV. schützte Baumeister Sébastien Le Prestre de Vauban (1633–1707) ganz Frankreich mit einem Netz von Bollwerken zur Verteidigung gegen mögliche Invasoren. Zwölf besonders gut erhaltene Fortifikationen des Architekten gehören seit 2008 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Nachdem ich im Frühjahr im elsässischen Neuf-Brisach gewesen war und nun schon zum zweiten Mal das Fort Médoc bei Cussac besichtigt hatte, wollte ich doch gerne die besser erhaltene Festung in Blaye besuchen – das Pendant am rechten Ufer.

Verrou Vauban: Von Lamarque ging es mit der Fähre, die übrigens passenderweise nach dem Baumeister Sébastien de Vauban benannt ist, über die breite, braune Gironde – weithin sichtbar thront am anderen Ufer erhöht auf einem Felsen die Zitadelle über dem Städtchen Blaye. Um die Handelsstadt Bordeaux vor feindlichen Überfällen von Westen zu schützen, wurde das Ufer flussabwärts vor der Stadt militärisch befestigt. Besonders einen Angriff der Engländer und der Spanier fürchtete man. Da die Kanonen eine zu geringe Reichweite hatten, um den hier rund drei Kilometer breiten »Estuaire«, den Mündungstrichter der Gironde, abzudecken, ließen Vauban und sein Ingenieur François Ferry von 1685 bis 1692 drei Festungen ausbauen. Der Zitadelle von Blaye steht am linken Ufer das Fort Médoc gegenüber, auch mitten in der Gironde entstand das Fort Pâté auf einer Sandbank. So konnte man Feinde auf dem Wasser von allen Seiten unter Beschuss zu nehmen: die Sperre – der »Verrou Vauban« – war perfekt. Diese so ausgeklügelte dreiteilige Festungsanlage ist in Frankreich einzigartig.

Stadt in der Stadt: Die 38 Hektar umfassende Anlage in Blaye basiert auf der für Vauban typischen Sternform – die Ausmaße des Geländes innerhalb der mächtigen Mauern sind überwältigend. Innerhalb der wehrhaften Befestigungsmauern wirkt die Zitadelle mit ihren Plätzen und Sträßchen alles andere als militärisch streng: Aus den ehemaligen Soldatenunterkünften wurden Wohnhäuser, ein Museum zog in das einstige Gefängnis ein, mehrere Lokale und kleine Kunsthandwerker-Lädchen gibt es und sogar den städtischen Mini-Campingplatz und ein Hotel mit Pool – im Sommer werden dort Grill- und Fischgerichte auf der Gartenterrasse mit Blick über die Gironde serviert. Ganz anders dagegen die mageren Reste des Fort Médoc bei Cussac am linken Ufer, die dennoch den Abstecher lohnen: Wie aus der Zeit gefallen wirkt das Ensemble, vom Kassenwärter in seinem Häuschen am Parkplatz bis zum Corps de Garde, das nach wie vor an der Gironde Wache hält. Durch ein prunkvolles Eingangstor, die Porte Royale, geschmückt mit dem Sonnensymbol des Königs Ludwig XIV., gelangt man auf einen weiten Platz, rund um den sich nur noch einige wenige Gebäude erhalten haben, darunter die Bäckerei, das Pulvermagazin, eine Zisterne.

Meine Tipps für Blaye: Regen im Juli scheint in Frankreich keine Seltenheit zu sein, nicht zum ersten Mal war es bei einem meiner Sommeraufenthalte häufiger nass als trocken. Aber ausgerechnet einen der wenigen heißen Tage im Juli hatten wir für den Ausflug nach Blaye gewählt – völlig ermattet und durstig ließen wir uns am erstbesten schattigen Tisch nieder, an dem kalte Getränke in Aussicht gestellt schienen. La Petite Cave: Gleich ein Volltreffer! Vom Grand-Cru-Chateau bis zum kleinen lokalen Winzer mit 2 Hektar Rebfläche reicht die Auswahl im Geschäft, das unter alten Gewölben in einem historischen Gebäude mit eigenem Brunnen residiert. Und das Beste: Zu der Weinhandlung, die sich abends zur netten Bar mit Tresen am Schaufenster wandelt, gehören noch ein angesagtes Restaurant und ein charmantes Hotel um die Ecke in der Rue Saint-Simon – alles in der Hand eines ausgesprochen netten Teams. Von der Villa Saint-Simon, ebenfalls in einem schönen restaurierten Altbau, werden neben Zimmern auch ansprechende B&B-Apartments mit Küchenzeile vermietet. Das Restaurant La Galerie bietet neben den offensichtlich auch in Frankreich unvermeidlichen Burgern Salate und Tapas (Di–Sa 12–14, 19.30–21.30 Uhr). Ein tolles Angebot sind die anderthalbstündigen Wein-Tastings (37 €) und die Weintouren – vor Ort in Blaye, ins Médoc, nach Saint-Emilion oder Cognac.

www.tourisme-blaye.com

www.verrou-vauban.com         www.sites-vauban.org   

www.transgironde.fr     www.cussac-fort-medoc.fr

www.lacaveblaye.com