ROSA RADICCHIO-SALAT

Ton in Ton: Der Salat sollte eigentlich eher ein harmloser Scherz sein – eine Salatprinzessin ganz in Rosa. Der rosa Radicchio brachte mich auf diesen pastelligen »Ton-in-Ton«-Mädchensalat. Rein aus farblichen Gründen habe ich etwas von meinem Zwetschgenketchup für das Dressing verwendet und den Salat mit rosa Pfeffer, ein paar roten Zwiebelringen und rosa Grapefruit angerichtet – Himbeeren habe ich um diese Jahreszeit nicht im Haus. Schmeckte überraschend gut und lässt sich mit etwas Bedacht womöglich sogar zu einem ernstzunehmenden Salat abwandeln!

Cooking with Colours: Ein wenig hat mich Peter Gordon dazu animiert – in seinem grandiosen Buch »Salatsensationen« bringt er auch je ein Rezept für Salat nur aus weißen, roten oder grünen Zutaten. Grün ist zwar ein Kinderspiel, doch ein roter Salat zumindest geschmacklich schon schwieriger. Ein weißer Salat dagegen wäre eine echte Herausforderung. Mal sehen, was sich da so kombinieren lässt, dass es noch schmeckt (Rettich, Weißkohl, Mozzarella mit Joghurtdressing oder Spargel, Blumenkohl, Zwiebeln und weiße Bohnen in saurer Sahne werden wohl keine Chancen haben). In der chinesischen Medizin und Ernährung ist das Kochen nach den »Fünf Farben« wichtig, weil man glaubt, dass die Farben (rot, gelb, grün, weiß und schwarz) mit den lebenswichtigen Organen (Herz, Milz, Leber, Lunge und Nieren) im Zusammenhang stehen. Doch geht es eben gerade um »vielfarbige« Ernährung – bunte Gerichte sollen zum Wohlbefinden und zur Gesundheit beitragen. Demnach wären dann all die Rainbow-Bowl-Follower mit der Kombination von knallroten Paprika, orangefarbenen Möhren, blauviolettem Rotkohl, maigrünen Avocado, dunkelgrünem Spargel und sonnengelbem Mais auf dem rechten Weg.

Radicchio in Schweinchenrosa: Klar, das Auge isst mit. Anschließend interessierte mich aber doch, ob diese zarte und milde rosa Radicchio-Sorte eine Neuzüchtung ist oder im wichtigsten Anbaugebiet Italiens, im Veneto, doch schon auf eine längere Tradition zurückblicken kann. Schließlich haben wir es teilweise den Foodbloggern und Instagram zu verdanken, dass unser Essen immer bunter wird – Farbiges knallt auf Fotos einfach besser. Ergebnis der Recherche: Viele Städte und Gemeinden Norditaliens pflegen und schätzen ihre eigenen, teils herkunftsgeschützten Radicchiosorten, und das Ecomuseum von Mantua zählt den rosa Radicchio neben dem Risotto-Reis Vialone Nano zu den »prodotti tipici mantovani«. Neben dem kompakten, runden Radicchio di Chioggia und dem länglichen Radicchio di Treviso, beides rote Salatpflanzen, bekomme ich auch den gelblich-weißen, rot gesprenkelten Radicchio di Castelfranco auf dem Wochenmarkt schon recht regelmäßig. Die Rosalba, Rosa Mantovana (aus Mantua) oder Radicchio Rosa di Verona genannten Varietäten mit zartrosa Färbung sah man bislang eher selten… Jetzt habe ich die Sorte in derselben Woche gleich zweimal entdeckt, beim Einkaufen in Paris und in Baden-Württemberg. Vielleicht darf man sich bald auch auf den einer edlen Rose ähnelnden Radicchio di Gorizia (Rosanna) freuen… Weitere Salate mit rosa Radicchio: mit Apfel, Limette und Minze, mit Caesar-Dressing.

Rosa Pfeffer: Die rosa Beeren des falschen Pfefferstrauchs verwende ich vorwiegend für Spaghetti mit Parmesan, Knoblauch, Petersilie, Semmelbröseln und Olivenöl, dort kommen sie sogar recht großzügig zum Einsatz. Ansonsten sollten die mild-süßlichen, nicht scharfen, aber recht würzigen rosa Beeren eher sparsam verwendet werden. Zu diesem improvisierten Salat passte ihr an Kiefernnadeln erinnernder Geschmack überraschend gut.

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