DEUTSCHER WINZERSEKT UND CRÉMANT D’ALSACE

Prickelndes aus Deutschland: Es muss nicht Champagner sein. In Deutschland wird längst Schaumwein gekeltert, der qualitativ mithalten kann, nur anders heißen muss. Noch vor zwei Jahrzehnten war Sekt für viele Winzer nur ein Nebenprodukt, letztlich fehlte ihnen auch das Know-how. Nur ein kleiner Teil der Lese wurde dafür verwendet, einen Sekt im Angebot zu haben, oft kam dafür (nicht ein »flying winemaker«, sondern) ein Sektspezialist ins Haus oder die Trauben wurden im Auftrag der Winzerin oder des Winzers anderswo verarbeitet (im Verwaltungsdeutsch: Herstellung im Lohnverfahren). In Deutschland wird, nach Zahlen des Deutschen Weininstituts, etwa ein Prozent der Weinmosternte versektet. Mengenmäßig bestreiten den Löwenanteil beim Absatz nach wie vor die Markensekte großer Hersteller, doch diese werden oft nicht aus deutschen Grundweinen erzeugt, sondern im Ausland als Massenware im Tank günstig eingekauft. Der Grundwein für einen Winzersekt dagegen darf nur aus eigenen Trauben erzeugt sein, der Sekt muss per traditioneller Flaschengärung reifen und mindestens neun Monate auf der Hefe bleiben.

Beachtlich: Winzersekte haben mit nur 3 Prozent nur einen geringen Marktanteil an der in Deutschland insgesamt abgesetzten Menge – die besten können aber inzwischen dem Champagner echte Konkurrenz machen. Zu den höchst geschätzten Sektspezialisten zählen beispielsweise Raumland im rheinhessischen Flörsheim-Dalsheim, die Sektkellerei Bardong im Rheingau und der Wilhelmshof im pfälzischen Siebeldingen. Ich schätze auch den Sekt von Caroline Diel aus dem Nahe-Gebiet, von Carolin Bergdolt aus Duttweiler und Marie Menger-Krug (Weingut Motzenbäcker) in Deidesheim, beide in der Pfalz. Und dort, im zweitgrößten deutschen Weinbaugebiet, darf man gespannt sein auf die Zusammenarbeit von Sophie Christmann und Mathieu Kauffmann (Falstaff Winzer des Jahres 2019), ehemals »chef de cave« beim Champagnerhaus Bollinger. Auch Namen wie Schloss Vaux im Rheingau und Griesel & Compagnie an der Hessischen Bergstraße sollte man sich merken.

Crémant d’Alsace: Der französische Crémant ist eine wunderbare Alternative zu Sekt und Champagner. Produziert werden Schaumweine auch an der Loire und im Burgund, allerdings geschmacklich sehr unterschiedlich, da sie aus verschiedenen Rebsorten hergestellt werden. Am bekanntesten sind die mit AOC geschützten Crémants aus dem Elsass. Dort dürfen für die Herstellung des perlenden Schaumweins fünf Rebsorten verwendet werden: Pinot Blanc, Pinot Gris, Riesling, Chardonnay und Pinot Noir. Entweder sortenrein oder als »assemblage«, wie Cuvées in Frankreich heißen. Aus der roten Rebsorte Pinot Noir wird entweder ein Rosé-Crémant hergestellt oder, ohne Schalen vergoren, ein heller »Blanc de Noirs«. Die Bezeichnung Crémant steht für Flaschengärung der »méthode traditionelle« und eine Mindestlagerzeit von zwölf Monaten. Ein Tipp zum Einkaufen sind beispielsweise die Bio-Crémants der Domaine Saint-Rémy aus Wettolsheim und der Domaine Léon Boesch aus Westhalten.

Méthode traditionelle: Die früher »méthode champenoise« genannte Herstellungsmethode, die heute den Erzeugnissen aus der französischen Champagne vorbehalten ist, für Champagner, Sekt und Crémant ist langwierig und ein aufwendiger Prozess. Man braucht Zeit und Geduld: Bei traditioneller Flaschengärung ruht und reift der Sekt je nach Qualitätsstufe neun, zwölf und mehr Monate, manchmal Jahre. Danach werden die Flaschen kopfüber auf Rüttelpulte gesteckt, damit sich die Hefe im Flaschenhals absetzen kann. Dabei werden die Flaschen regelmäßig ein Stück gedreht und immer steiler aufgerichtet. Für das sogenannte Degorgieren wird der Flaschenhals anschließend in einem Kältebad getaucht, wodurch beim Öffnen der Hefe-Eis-Pfropfen durch den Druck der Kohlensäure herausgeschossen kommt. Um das so verlorene Volumen zu ersetzen, wird eine sogenannte »dosage« zugegeben, ein »Likör« aus Zucker und Wein, der den Süßegrad des Sekts bestimmt. Die Geschmacksstufen sind gesetzlich geregelt, allerdings anders als beim Wein: »brut nature« enthält maximal 3 Gramm Restzucker pro Liter, »extra brut« 6 Gramm, »brut« 12 Gramm. »Extra trocken« (12–17 Gramm) und »trocken« (17–32 Gramm) sind eigentlich unzutreffend benannt – hier muss man mit einem relativ süßen Getränk rechnen. Wird der Versanddosage kein Zucker hinzugefügt, darf der Hinweis »zéro dosage« aufs Etikett.

 

www.bardong.de

www.christmann-kauffmann.de

https://diel.eu

https://domaineboesch.fr

www.domaine-saint-remy.com

https:// raumland.de

www.weingut-bergdolt.de

www.wilhelmshof.de

www.villa-im-paradies.de

Sekthaus Raumland Flörsheim-Dalsheim Rheinhessen