DEUTSCHLANDS WEINREGIONEN: NAHE

48 Stunden an der Nahe: Wer an einem verlängerten Wochenende Lust auf Natur, Kultur und Wein bekommt, der ist an der Nahe genau richtig. Wir haben Weineinkauf und Verkostungen mit zwei kurzen Wanderungen kombiniert – zur Weinsicht bei Niederhausen und auf dem Rotenfels mit bestens ausgeschilderten Wanderwegen und tollen Panoramablicken in das Flusstal und über die sanft gewellte Nahe-Landschaft. Außerdem haben wir im hübschen Meisenheim übernachtet, der historischen Altstadt von Bad Kreuznach einen Besuch abgestattet, uns die Gradierwerke im Salinental angeschaut und sind hinauf zur Klosterruine Disibodenberg spaziert, die Weltberühmtheit erlangte, weil Hildegard von Bingen (1098–1179) hier über 30 Jahre lebte. Wir hatten uns gar nicht erst vorgenommen, den ganzen, insgesamt 130 Kilometer umfassenden Rundkurs der Nahe-Weinstraße in so kurzer Zeit »abzuhaken«, und so bleiben noch mehr als genug Gründe, in diese faszinierend schöne Region zurückzukehren. Am Ende sind wir von Bingen, wo die Nahe in den Rhein mündet, mit der Autofähre übergesetzt – endlose Weinberge auch am anderen Ufer im Rheingau, aber das ist ein anderes Thema.

Das Anbaugebiet: Die Nahe weist mit 180 Bodenvarianten – Quarzit, Schiefer, Sandstein, Kiesel, Porphyr, Melaphyr, Löß, Lehm und mehr – große geologische Gesteinsvielfalt in engräumigem Wechsel auf. Daraus ergeben sich ein breiter Rebsortenspiegel und viele unterschiedliche Terroirweine, rund ein Viertel machen Steillagen aus. Von der Größe der bestockten Fläche zählt die Nahe mit 4200 Hektar zu den mittleren unter den deutschen Weinregionen – die Riesen sind Baden, Rheinhessen und die Pfalz. Riesling liegt mit fast einem Drittel der Anbaufläche als tonangebende Rebsorte vorn, gefolgt von Müller-Thurgau, Grau- und Weißburgunder. Insgesamt betrachtet ist die Nahe ein Weißweinland (75 Prozent), doch wir haben auch tolle Spätburgunder-Rosés eingekauft.

Alsenz und Glan: In Deutschland gedeiht Wein vor allem in Flusstälern, an Ahr und Rhein, Main und Mosel, Neckar und Elbe. Da macht die Nahe keine Ausnahme, allerdings ist weniger bekannt, dass das Weinbaugebiet auch die beiden Nebenflüsse und ihre Seitentäler umfasst. Die Lage am Kloster Disibodenberg, wo bei Odernheim der Glan in die Nahe mündet, mit dem gern fotografierten Fachwerkhäuschen gehört nicht nur zu den steilsten Weinbergen in der Region, ihr früherer Besitzer Hans-Lothar Freiherr von Racknitz zählte Mitte der 1970er-Jahre zu den Pionieren des ökologischen Weinbaus an der Nahe. Wo schon Mönche vor tausend Jahren Wein anbauten, ziehen sich heute Querterrassen am Hang entlang, während ansonsten die Rebreihen meist in Falllinie ausgerichtet sind.

Zwei Winzerinnen: Gute Vorbereitung ist alles! Zielstrebig haben wir bei der Anfahrt gleich Rümmelsheim Burg Layen und das Schlossgut Diel angesteuert. Und was soll man sagen? Ein grandioser Auftakt, ein paar Kisten Wein kommen mit nach Köln. Mir haben es vor allem die Weißburgunder angetan im VDP-Weingut von Caroline Diel, meinen Mitprobierer brachten ihre anderen Weine ins Schwärmen. Für ihre Spitzenlagen legt die Winzerin Wert auf Handarbeit, gibt dem Wein mehr Zeit, nutzt gebrauchte Holzfässer von der Domaine de la Romanée-Conti im Burgund – doch auch die Gutsweine überzeugen auf Anhieb und spiegeln die erstklassige Arbeit wider. Dass bei Winzerin Anette Closheim in Langenlonsheim, die auch den für die Nahe eher untypischen Sauvignon blanc kultiviert, gerade ihre Jahrgangspräsentation stattfand, ließ uns mitten in einen wahrscheinlich trubeligen Tag platzen, doch wir waren so früh morgens dran, dass es von Vater Konrad noch eine private Kellerführung gab. Als Empfehlung hatten wir noch Jakob Schneider in Niederhausen, Tim Schäfer-Fröhlich in Bockenau und Frank Schönleber in Monzingen auf dem Zettel, von denen wir – weil für weitere Winzerbesuche die Zeit zu knapp war – wenigstens in der Nahe-Vinothek in Bad Kreuznach Weine probieren konnten.

Gut essen und übernachten für Weinschmecker: Der Meisenheimer Hof ist ein charmantes, gut geführtes Weinhotel mit schönen Zimmern im Altbau und hervorragendem Restaurant unter der Ägide von Küchenchef Markus Pape. Da das Weingut Disibodenberg dazugehört, lässt sich eine Weinprobe gegenüber im Boos von Waldeckschen Adelshof gleich hinzubuchen. Als Alternative bietet sich das inmitten von Reben gelegene Gut Hermannsberg an – einst ehemalige Königlich-Preußische Staatsdomäne, heute ein privates Weingut –, das über 30 Hektar Rebflächen, ein Fine-Dining-Restaurant und ein höchst attraktives Gästehaus mit Zimmern und Suiten verfügt. Ausgesprochen gastfreundlich ist auch die Winzerfamilie Kruger-Rumpf, in deren Gartenlokal in Münster-Sarmsheim unser schönes Wochenende genussvoll bei Winzerschmaus, Saumagen und einem Glas Wein ausklang.

 

www.weinland-nahe.de

https://diel.eu

www.anetteclosheim.de

www.schneider-wein.com

www.weingut-schaefer-froehlich.de

www.emrich-schoenleber.de/de/

www.meisenheimer-hof.de/startseite/

https://gut-hermannsberg.de

www.kruger-rumpf.com

Weinregion Nahe

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