BRETONISCHE INSELN: ILE DE BRÉHAT
Nebensaison: An der bretonischen Nordküste, etwas nördlich von Paimpol, liegt Bréhat. Diese Inselgruppe besteht aus einem großen Eiland und einer Vielzahl zerklüfteter Felsinselchen. Von der Pointe de l’Arcouest setzen kleine Fähren in knapp 15 Minuten vom Festland zur autofreien Insel über. Die Größe der Parkplätze an der Fähre lässt es schon erahnen – im Sommer ist das Gedränge hier groß. Bei unserem ersten Besuch im Oktober verkehrten die Boote seltener und transportierten deutlich weniger Besucher zur Insel hinüber. Das Gedränge während der Osterferien sah ganz anders aus. Bei unserem zweiten Besuch am Gründonnerstag waren Park- und Fährplätze heiß begehrt. Auf der Inselrunde verlief sich aber auch dieser Andrang. Die Insel besteht aus zwei Teilen, dem dichter besiedelten Süden mit dem Hafenort Port-Clos und dem Hauptort Le Bourg im Zentrum, und dem kargeren Nordteil, wo der Besuch des Leuchtturms Phare du Paon lohnt.
Wo der Winter ausfällt: Wie die Ile de Batz ist die Insel für ihr mildes Klima bekannt. In seinem Buch »Lob des Golfstroms« erinnert sich Erik Orsenna, dass in seiner Familie stets dem Golfstrom gedankt wurde: »Wie schön diese Palme gedeiht, sie erinnert mich an Algier! Wie hoch doch diese Agave wächst, man könnte meinen, man wäre in Madagaskar!« Der französische Schriftsteller verbrachte in seiner Kindheit alle Ferien im Haus seiner Großeltern auf Bréhat, und tatsächlich gilt das Eiland als Blumeninsel mit fantastischer Vegetation. Zwischen mediterranen Palmen, Feigenbäumen und Oleander blühen Hortensien und Kamelien, die raren Madeira-Geranien, Teppiche von Kapkörbchen und mehr – der Südteil der »île aux fleurs« ist ein blühendes Idyll. Die Pépinière de l’Ile, die Gärtnerei im Weiler Kéranroux, führt allein rund 350 Arten Agapanthus (Schmucklilien), außerdem eine große Auswahl an Sukkulenten und den ebenfalls häufig in der Bretagne anzutreffenden, urtümlich wirkenden Natternköpfen.
Inselrunde: Vom Fähranleger geht es im Uhrzeigersinn zuerst zur Zitadelle mit der Glasbläserei, dann zur Kapelle Saint-Michel auf einer kleinen Anhöhe und zur Gezeitenmühle Birlot. Sie liegt an einem kleinen, durch eine Mauer aufgestauten See und wurde früher durch den Tidenhub angetrieben, der Unterschied beim Wasserstand zwischen Ebbe und Flut, der hier an der bretonischen Nordküste besonders hoch ausfällt. Das Foto beim Wikipedia-Eintrag »Gezeitenmühle« zeigt Birlot noch mit Wasserrad, bei unserem Besuch fehlte es inzwischen. Der rauere, urwüchsige Norden von Bréhat mit seiner kargen Vegetation aus Heide, Gräsern und Farnen dagegen ist auch kräftigen Winden ausgesetzt. Ohne Inselrunde im Süden ist man vom Hafen in einer knappen Stunde bis zum Paon-Leuchtturm marschiert, den Möwen ganz ungeniert als ihr Eigentum betrachten. Wer auf die Idee kommt, sich ein windgeschütztes Fleckchen hinter Felsen zu suchen, um ein belegtes Baguette auszupacken, erhält auch dort bald aufdringliche Gesellschaft von ihnen. Also zurück zum Ort Le Bourg oder zum Hafen, wo sich bei Crêpes oder Fisch und Meeresfrüchten wohl sein lässt.
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