BRETONISCHE INSELN: ILE DE BATZ

Enez-Vaz: Der erste Tag in der Bretagne, Traumwetter im Juni und alles blüht in voller Pracht ringsherum – da fällt es schwer, sich für den ersten Ausflug zu entscheiden. Wandern an der Küste entlang auf dem Sentier des Douaniers oder Radfahren über leere Nebensträßchen? Ich entscheide mich noch anders: für einen Schiffsausflug auf die Ile de Batz. Sie liegt in Sichtweite vor der Hafenstadt Roscoff und ist mit einer kleinen Fähre in 15 Minuten vom Festland aus zu erreichen. Hin geht es bei Flut direkt von der Mole am Ticketverkauf, zurück heißt es bei Niedrigwasser an dem mehr als 500 Meter langen Betonsteg (estacade insubmersible) ein- und aussteigen, der weit ins Meer hinausreicht. Jetzt in der Nebensaison verkehrt sie stündlich, im Sommer legt die Fähre alle 30 Minuten ab.

Start in Roscoff: Allein bin ich nicht an einem Montagmittag Anfang Juni, außer mir will eine erstaunlich große Schar rüstiger französischer Senioren die 3,5 Kilometer lange und 1,5 Kilometer breite Insel erwandern. Oder erradeln, der Vélo-Verleih am Hafen hat – anders als fast alle Restaurants, Crêperien und Bars – nach dem langen Corona-Lockdown bereits wieder auf. Auf der ganzen Insel herrscht Maskenpflicht, und auch die Ausgangssperre wurde in Frankreich nur auf 21 Uhr zurückverlegt, nicht aufgehoben. Aber dann muss die letzte Fähre am frühen Abend längst erwischt sein. Als erstes mache ich mich auf den Weg in den Osten der Insel, zum Jardin Georges Delaselle, auf den mich eine Arte-Dokumentation neugierig gemacht hat (der so schön ist, dass er hier einen eigenen Beitrag bekommt). Am Weg liegt die Jugendherberge – mit Meerblick und Sicht auf Roscoff in der Ferne –, die ein Drachenbild ziert. Der Legende nach soll der keltische Heilige Paul Aurelian (Saint-Pol) auf der Ile de Batz einen Drachen bezwungen haben, einfach indem er ihm seine Stola um den Hals legte. Der Mönch aus Wales gründete hier ein Kloster und soll auch Ende des 6. Jahrhunderts auf der Insel gestorben sein. Der Drache verschwand im Schlangenloch, das ganz am anderen Ende im Westen der Insel liegt, unweit des dort 1836 erbauten Leuchtturms, der den schönsten Blick über die Insel bietet.

Sentier Côtier: Ebenfalls am Weg liegt die kleine Ruine der romanischen Kapelle Sainte-Anne, der Schutzpatronin der Bretagne. Rechterhand lädt eine Bucht mit pulvrigem weißem Sandstrand und türkis glitzerndem Wasser zum Baden ein, voraus liegt der exotische Garten, linkerhand verlocken Pfade durch die Dünenlandschaft, sich auf den Weg zur Nordküste zu machen, die weitere Strände säumen. Die Segelschule hat schon Katamarane und Kajaks ins Freie geräumt und das Café des Feriendorfs Rêves de mer geöffnet. Zurück nehme ich nicht das gepflasterte Sträßchen (über das nur ab und zu ein Traktor rollt, auch wenn die Insel nicht komplett autofrei ist), sondern den Küstenpfad näher am Meer, der zwischen Hecken, Spargelfeldern und blühenden Sträuchern hindurchführt, vorbei an typisch bretonischen Granithäusern und verputzten neueren Bauten und über den weißen Sandstrand Porz Alliou, der bis auf zwei Sonnenanbeter menschenleer ist.

Gemüseinsel: Das durch den Golfstrom so milde Klima der Bretagne soll die Ile de Batz noch in erhöhtem Maße als Mikroklima begünstigen, deshalb ist die Insel für ihren Gemüseanbau bekannt – das erste frische Grün im Frühjahr kommt häufig von dort. Als »Ceinture dorée«, den Goldenen Gürtel des Léon, bezeichnet man die fruchtbaren Böden in der Region zwischen Roscoff und Morlaix, und auch die »Gemüseinsel« zählt noch dazu, auf deren mit Meeresalgen gedüngten Feldern sogar zweimal im Jahr geerntet wird. Außer Spargel werden hier auch Kartoffeln und Kohl, schwarzer Rettich, Möhren und Salate angebaut (und die Ceinture dorée produziert mehr als zwei Drittel der französischen Artischockenernte).

Porz Kernog: Zwei Stunden etwa benötigt man mindestens, will man die ganze Insel auf dem Küstenpfad umrunden. In Porz Kernog leben die meisten der Einwohner – rund 500 Batziens zählt die Insel derzeit, Anfang der 1960er-Jahre waren es noch über 1000. Der einzige Ort der Insel scheint sich jetzt in der Vorsaison und nach dem langen Corona-Lockdown gerade erst die Augen zu reiben – hier und dort wird gewerkelt, aber richtig wach ist man noch nicht. Nur die Bar und Crêperie La Cassonade am Hafen hat wieder offen, doch die Fähre zurück wartet schon …

Überfahrt zur Ile de Batz

Ile de Batz Chapelle Sainte-Anne

Ile de Batz Porz an Iliz

Ile de Batz Porz Kernog

Ile de Batz Porz Kernog

Karte des Office de Tourisme