24 STUNDEN IN BASTIA

Lässige Schöne: Bastia hat alles, was einen Städtetrip perfekt macht: eine italienisch wirkende Altstadt, das idyllische Hafenrund des Vieux Port, einladende Cafés, kulinarische Genüsse, geschäftige Einkaufsstraßen – und liegt am Meer. Also nicht gleich nach der Ankunft mit Flieger oder Fähre ins Feriendomizil weiterreisen. Erst mal ankommen, am besten auf einer der Caféterrassen am stimmungsvollen Place du Marché, unter Palmen und Platanen, bei einem Gläschen des korsischen Aperitifs Cap Corse. Gleich bei meiner ersten Begegnung mit der korsischen Hafenstadt – nachdem der Mietwagen am Hotel abgestellt war und ich Bastia zu Fuß erkunden konnte – wurde schnell klar: ein neuer Lieblingsort.

Viel Flair: Im Halbkreis zieht sich eine Häuserzeile rund um den Vieux Port, überragt von der Kirche Saint Jean-Baptiste mit ihren zwei barocken Türmen. Restaurants und Cafés, eine Eisdiele und eine Weinbar säumen die Hafenpromenade, die gerade noch schöner wird, weil der Parkplatz weichen musste und stattdessen eine begrünte Terrasse entsteht – Anfang Juni war sie noch im Bau. Selbst die Balkone werden für ein paar Tische genutzt, denn das Postkartenmotiv zieht entsprechend viele Gäste an – obwohl man anderswo teils besser isst. Genutzt wird der Vieux Port als Jachthafen, doch staunend konnten wir auch einen Fischer beim Entladen beobachten – wegen der Größe seines Fangs ging es nicht ohne Kran.

Tradition trifft auf Moderne: Früher gefiel mir an Bastia vor allem, dass es etwas Altmodisches, aus der Zeit Gefallenes hatte. Alte Schriftzüge waren willkommene Fotomotive auf meinen Streifzügen in den Gassen, die pastellfarbenen Fassaden, traditionelle Läden, vorsintflutliche Handwerksbetriebe. Erfreulich beispielsweise, dass es die sehenswerte Boutique von Mattei weiterhin gibt (15 boulevard du Général de Gaulle), dass U Muntagnolu nach wie vor korsische Produkte wie in Ali Babas Höhle präsentiert (15 rue César Campinchi), dass man im urigen Oberstübchen von U Paisanu noch günstig essen kann (9 rue Monseigneur Rigo). Dieses Mal gab es aber allerhand Neues, neben der erwähnten Hafenterrasse beeindruckte vor allem der spektakuläre, teils über dem Wasser hängende Küstenweg. Zwar wurde für die an der Steilküste befestigte »Aldilonda«, die seit 2020 den alten Hafen mit der Strandpromenade von Arinella verbindet, viel Beton verbaut, doch zur Freude von Spaziergängern, Joggern und Radfahrern gelangt man jetzt am Fuße der Zitadelle zum Pulverara genannten historischen Munitionsdepot und durch einen kurzen Tunnel auf die andere Seite der Stadt (außerdem verbindet ein Aufzug mit der Terra Nova, der alten Oberstadt rund um die Zitadelle).

Fußgängerfreundlich: Der mit der Planung beauftragte Architekt Dietmar Feichtinger gewann auch die Wettbewerbe für die »Passerelle Simone de Beauvoir«, eine Fußgängerbrücke in Paris zwischen Parc de Bercy und Nationalbibliothek, und für »La Jetée«, das neue Zugangsbauwerk zum Mont Saint-Michel. Mit seinem Architekturbüro beteiligt war er auch an der Passerelle de la Paix in Lyon, der Dreiländerbrücke über den Rhein zwischen Huningue im Elsass und Weil am Rhein in Baden und vielen weiteren Fußgänger- und Radfahrerbrücken. Als Brückenbauer kann man Feichtinger auch hier bezeichnen, denn das neue Bindeglied zwischen Stadtzentrum und der Strandpromenade ermöglicht es den Bastianern, den Strand von Arinella ohne Auto zu erreichen und ohne die steile Anhöhe mit der Zitadelle überwinden zu müssen (https://feichtingerarchitects.com/les-projets/431-bastia_aldilonda/).

Gewusst wo: Meine drei Tipps für Frühstück, Apero und Abendessen: die Basticceria mit rosa Fassade und altem Schriftzug liegt mitten in der Fußgängerzone (14 rue Napoléon). Süßes gibt es auch zum Kaffee, ich nehme lieber das salzige Gebäck mit Brocciu. Zum Apero haben wir in der Bar des Umami (10 rue Napoléon) – eigentlich ein gut sortierter Feinkostladen mit korsischen Produkten – gute Weine probiert und gute Gespräche geführt. Denn der Sommelier hat wirklich Ahnung und einen tollen Weinkeller! Und wer bereit ist, ein bisschen mehr fürs Abendessen auszugeben, sollte einen Tisch im Radiche reservieren (4 place de l’Hôtel de Ville). Und wo übernachten? Was die Lage betrifft, ist das Hotel Les Gouverneurs in der Terra Nova erste Wahl. Wer aber auch ein Auto abstellen will, ist mit dem Hotel Le Bastia gut beraten (11 boulevard Benoîte Danesi), das über eine Tiefgarage verfügt. In höherer Lage über der Stadt einquartiert, ist man zu Fuß über einen Treppenweg schnell unten im Zentrum. Der Rückweg wieder hinauf trainiert gleich, fürs Wandern in den Bergen Korsikas…

Frankreichs Städte: 24 Stunden in Arles, 24 Stunden in Chartres, 24 Stunden in Le Havre, 24 Stunden in Toulon

Korsika Bastia Vieux Port

Korsika Bastia Vieux Port

Korsika Bastia Terra Nova

Korsika Bastia Vieux Port

Korsika Bastia Vieux Port