WANDERN AUF DEM GR34: RUND UM LOCQUIREC
Sentier des Douaniers: Was gibt es Schöneres, als beim Wandern vom Meeresrauschen begleitet zu werden? Da die Küste direkt vor der Haustür liegt, führt mich mein täglicher Spaziergang eigentlich immer ans Wasser, und die sich an Felsen oder Strand brechenden Wellen liefern den Soundtrack dazu. Mal gehe ich nur ein Teilstück des weiß-rot markierten Weitwanderwegs GR 34, der den historischen Zöllnerpfaden an der bretonischen Küste entlang folgt, mal umrunde ich ganz Locquirec. Manchmal scheint es keine Grenze zu geben zwischen Wasser und Himmel. Je nach Wetter ist das Meer türkis oder azurblau, eher grün oder nur grau, im Abendlicht fast violett, selten silberglänzend und glatt wie ein Spiegel, oft wild-bewegt mit weißen Schaumkronen – allein schon wegen der Farben und »Stimmungslagen« habe ich immer die Kamera dabei und drücke fast jedesmal wieder auf den Auslöser. Das Bretonische hat einen eigenen Ausdruck für dieses Changieren zwischen Blau, Grün und Grau: »glaz«. Eigentlich unübersetzbar, hat Erich Kästner eine schöne Entsprechung dafür gefunden: »Mancherleiblau« (in seinen Erinnerungen »Als ich ein kleiner Junge war«). Rund um Locquirec wandere ich gern vom Strand Moulin de la Rive bis zum Campingplatz Fond de la Baie (oder in umgekehrter Richtung). Wer eine Rundtour daraus machen will, kann dem Vorschlag »Entre Terre et Mer à Locquirec« des Office de Tourisme folgen (Strecke 12,5 Kilometer, Dauer 3:15 Stunden, für den Küstenpfad sind Wanderstiefel zu empfehlen) oder mit Hilfe der IGN-Wanderkarte 0616 OT Morlaix im Maßstab 1:25.000 einen Rückweg durch Ort und Felder wählen.
https://www.baiedemorlaix.bzh/de/itineraire/entre-terre-et-mer-a-locquirec-itibre029v50jgvq-3/
Zwei Landspitzen: Vom Parkplatz an der Moulin de la Rive und der vornehmlich bei Surfern beliebten Bucht biegt man nach rechts auf den Küstenpfad. Hinter der namengebenden ehemaligen Mühle mit Einkehrmöglichkeit im Café Millin neben der Surfschule geht es mit wunderbarem Blick auf das Meer und mehrfachem Auf und Ab bis zur Plage des Sables Blancs, dem beliebtesten Strand von Locquirec (Bänke und Picknicktische sowie WC vorhanden). Wo das Zufahrtsträßchen den Hügel hinaufbiegt, führt der Küstenpfad durch ein Wäldchen weiter zur Landspitze Pointe du Corbeau. In den Ort hinein geht es kurz auf einem asphaltierten Sträßchen abwärts, dann biegt der GR34 hinunter zur Plage de Pors Ar Villiec. Am alten Lavoir, einer von mehreren früheren Waschstellen, bleibt die Wahl, noch ein sehr kurzes Stück dem Küstenpfad bis zu einer Treppe zu folgen oder am Strand entlang zu gehen. Am großen Parkplatz biegt man in den Chemin de la Pointe und umrundet auch die Pointe du Château – mit Blick auf die Bucht von Saint-Michel-en-Grèves und Trébeurden. An einem alten Steinbruch an der Landspitze erinnert eine Tafel an die Bedeutung des »Pierre bleu« von Locquirec, den grau-grün-blauen Schiefer.
Locquirec: Die Kirche Saint-Jacques aus dem 12. Jahrhundert beeindruckt mit einer bemalten Holzdecke. Vor der Umfassungsmauer teilt ein steinerner Pilger mit, dass es von hier auf dem Jakobsweg noch 1927 Kilometer bis nach Santiago de Compostela sind. Vom Hafen mit Café und mehreren Restaurants geht es vorbei an den Booten der Segelschule bis zu einer Treppe rechterhand. Bei Ebbe gelangt man auch über die Kiesel am Ufer bis zum Strand vor dem Campingplatz (Plage du Fond de la Baie), bei Flut geht es über die Treppe hinauf zur Straße, der man folgt, bis das Schild »Chemin de la Falaise« und die weiß-rote Markierung wieder hinunter zum Meer zeigen. Hinter dem Campingplatz geht es noch bis zur Einmündung des Douron, der hier auch die Grenze zwischen den départements Côtes d’Armor und Finistère markiert, dann vorbei an Sportplätzen und dem Manoir Ile Blanche. Der zweite Teil des Rundwegs führt durch die ländliche Umgebung von Locquirec, vorbei am Wasserturm von Kerboulic und zurück zum Strand Moulin de la Rive. Im Sommer kann man dann nicht nur in Locquirec am Hafen, sondern auch am Endpunkt einkehren – im Café Millin (bretonisch für Mühle) gleich neben der Surfschule.