PARKS UND GÄRTEN DER CÔTE D’AZUR: JARDIN VAL RAHMEH IN MENTON
Botanischer Garten: Menton ist eine Stadt der Gärten, und nach meinem ersten Besuch zum Kennenlernen der Stadt und einem zweiten zum Zitronenfest waren Parks der Anlass für den dritten. Gleich mehrere englische Aristokraten ließen hier um 1900 und zu Beginn des 20. Jahrhunderts prächtige Gärten anlegen. Einige liegen im Vorort Garavan, manche wie der Jardin Fontana Rosa sind allerdings nur mit Führung zu besichtigen. Den Jardin Val Rahmeh ließ Percy Radcliffe (1874–1934) anpflanzen, der seit Anfang des 20. Jahrhunderts ein Haus in Menton besaß. Seit Mitte der 1960er-Jahre ist der Jardin Val Rahmeh, nach der ersten Frau des britischen Generals und ehemaligen Gouverneurs von Malta benannt, als botanischer Garten eine Außenstelle des Pariser Naturkundemuseums.
Hanglage: Der Frühling ist (mit dem Herbst) die schönste Zeit an der französischen Riviera. Es ist nicht so heiß wie im Hochsommer, und auch nicht so voll. Anfang März blühte nach einem überraschend kalten Februar zwar noch wenig – nur die große Magnolie trug schon unzählige rosa Blüten –, doch spektakuläre Fotomotive bietet der Garten auch ohne überbordende bunte Blumenpracht. Ob die geringe Eintrittsgebühr wohl reicht für genug Gärtner, um die wild wuchernde Vegetation zu zähmen? An den großen Palmen hinter dem Eingangstor und anderen Baumriesen sieht man dem Park an, dass er schon mehr als ein Jahrhundert auf dem Buckel hat. In der Stadt der Zitronengärten reifen nicht nur Zitronen und Orangen, auch viele exotische Pflanzen fühlen sich wohl. Über schmale Pfade geht es auf einem (nicht barrierefreien) Rundgang zu den verschiedenen Gartenbereichen, hinab in schattigere und feuchtere Ecken mit beeindruckenden Baumfarnen und wieder hinauf zur Aussichtsterrasse mit kleinem Teich.
Parc du Pian: Für den Rückweg lohnt es sich, einen minimalen Umweg zu machen und noch ein paar weitere Stufen zu erklimmen. Gegenüber vom Eingang führt eine Treppe hinauf zum Boulevard de Garavan, von dem man direkt in den Parc du Pian gelangt. Dessen jahrhundertealte Olivenbäume bilden einen deutlichen Kontrast zur Vegetationsfülle des exotischen Parks. Folgt man dem zentralen Weg abwärts bis zum Denkmal für Simone Veil und überquert die Bahngleise auf einer kleinen Brücke, gelangt man wieder hinunter zur Strandpromenade.
Ein Ort für Gartenfreunde: Dank des mild-warmen Klimas war Menton, das durch die Ausläufer der Seealpen vor Wind und Kälte geschützt am Mittelmeer liegt, früher ein Winterreiseziel. Kränkelnde Britinnen und Briten blieben oft monatelang nach der beschwerlichen Anreise. So kam auch die neuseeländische Schriftstellerin Katherine Mansfield (1888–1923) im Herbst 1920 (schon das zweite Mal) und blieb mehr als ein halbes Jahr, um ihre Tuberkulose zu kurieren. Vom ersten Tag an begeistert: »Oh I could go on for ever. But I do think this place, villa, climate, maid, all are as perfect as can be. « In ihren Briefen an ihren Ehemann schrieb sie schwärmerisch von einer »very big date palm« vor ihrem Balkon, im Garten stehen ein »huge fig tree« und »a great magnolia tree«, die nächtliche Brise bringt Düfte mit, »the smell of a full summer sea and the bay tree in the garden and the smell of lemons.« Mitte März 1921 wird es dann Frühling: »I have been watching the peach tree outside my window from the very first moment, and now it is all in flower«.
Jardin Val Rahmeh, Avenue Saint-Jacques, 06506 Menton, www.jardinbotaniquevalrahmehmenton.fr