AUF DEM KÜSTENWANDERWEG GR34: RUND UM CHRIST
Im Finistère: »Na, viel Regen dahinten?« begrüßte uns am Parkplatz ein Apnoe-Taucher in voller Neopren-Montur, der gerade seinen Fang im Auto verstaute, ein großes Netz voller Meerspinnen. Das war reine Ironie, denn die Sonne strahlte Mitte Mai bei sommerlichen Temperaturen vom blauen Himmel, und das Ganze war eine Anspielung auf den Ruf der Bretagne als regnerische Region. Wir waren eine Etappe auf dem Küstenwanderweg GR34 unterwegs, in einer Ecke des Finistère zwischen Locquirec und Plougasnou, die eher zu den ruhigeren der Bretagne gehört. Nur in der Bucht vor dem Tal des Trobodec sprenkelten viele weiße Motorboote das herrlich blaue Wasser, denn auch die einheimischen Angler schätzen die Fischgründe der Bucht. Der Strand spielte eine wichtige Rolle im Zweiten Weltkrieg, denn hier setzten englische Schiffe Résistance-Kämpfer ab, darunter im Februar 1944 auch den späteren Staatspräsidenten François Mitterrand.
Beg an Fry: Über einen Picknickplatz ging es noch ein kurzes Stück an der Küste entlang, dann steil hinauf auf die felsige Landspitze Beg an Fry mit weitem Ausblick über die Küstenlinie bis zur Bucht von Lannion. Rundherum blühten Stechginster, Weißdorn, Klippen-Leimkraut und Fingerhut – schwer vorzustellen, dass an dem heute unter Naturschutz stehenden Küstenabschnitt ein Atomkraftwerk gebaut werden sollte (eine Studie von EDF zum Standort aus dem Jahr 1976 ist noch heute im Internet zu finden). Der Standort war einer von mehreren in der Bretagne, der aus Sicht des Elektrizitätsunternehmens in Frage kam – neben Plogoff, das dann zum Symbol des Widerstands gegen Kernkraftwerke wurde. Die Einstellung des Projekts war eine der ersten großen Amtshandlungen von François Mitterrand nach seiner Wahl zum französischen Staatspräsidenten im Mai 1981.
Wandern auf dem GR34: An der Küste ist der Sentier Côtier nicht zu verfehlen. Er ist Teil des GR34, auf dem sich die ganze Bretagne umrunden lässt, und mit der rot-weißen Markierung für die französischen Fernwanderweg versehen. Von Poul Rodou, wo das schöne Büchercafé leider zugemacht hat, bis zum Parkplatz bei der Mühle von Trobodec hatten wir nur 40 Minuten gebraucht. Um eine Rundwanderung daraus zu machen, sind wir landeinwärts zurückgewandert, über Prajou, Pen ar Prat und Runtannic nach Christ. Mit der IGN-Wanderkarte 0615 ET Morlaix im Maßstab 1:25.000 ausgerüstet, ist es leicht, kleinere Wege abseits der asphaltierten Sträßchen zu finden (Tour insgesamt 11 km, 3 Stunden, landeinwärts gelbe Markierung, Verlauf rot eingezeichnet auf der IGN-Karte. Infos beispielsweise auch unter www.komoot.com/de-de/smarttour/340044 in umgekehrter Gehrichtung). An der hübschen Kapelle in Christ überquert man die Straße nach Guimaëc und gelangt wieder hinunter zum Parkplatz bei Poul Rodou.