TREPPEN, STIEGEN, STÄFFELE: DIE SPITZHAUSTREPPE IN SACHSEN

Mitten im Weinberg: Der Treppenweg scheint direkt in den Himmel zu führen, und Himmelstreppe wird die barocke Anlage deshalb auch genannt. Nach jeweils sieben Stufen, für jeden Wochentag eine, folgt ein Absatz. 52 Wochen hat das Jahr, der Rest ist eine Rechenaufgabe. Oder man zählt einfach nach: als »Jahrestreppe« sollte die Anlage am Lößnitzhang ursprünglich genau 365 Stufen haben – tatsächlich sind es ein paar mehr, nämlich 397 Stufen und 57 Absätze.

Ohne Fleiß kein Preis: Architekt Matthäus Daniel Pöppelmann, auch Baumeister des Dresdner Zwingers, entwarf die barocke Treppe in Radebeul Mitte des 18. Jahrhunderts für August den Starken. Sie führt am Weinberg »Goldener Wagen«, einer der besten Lagen des Anbaugebiets, vorbei und hinauf zum Muschelpavillon. Oben auf der Lössnitzhöhe entschädigt der grandiose Panoramablick über das Elbtal für den vergossenen Schweiß. Ein Spaziergang zum Bismarckturm und zum Spitzhaus, ebenfalls Mitte des 18. Jahrhunderts zum barocken Lustschlösschen umgestaltet, liegt nahe, zum Luftholen und auch, um die Aussicht zu genießen oder auf der Terrasse ein kühles Getränk zu genießen. Auf dem Rückweg laden zudem auch der Weinkeller Am Goldenen Wagen am Fuß der Treppe, das Weingut Hoflössnitz und das Weinhaus Aust zum Regenerieren bei einem Glas guten sächsischen Weins ein (wenn sie dann wieder öffnen dürfen). Übrigens führt auch der Sächsische Weinwanderweg genau hier entlang, dessen Etappen bei Pillnitz und Loschwitz ich hier als Lieblingstouren rund um Dresden empfohlen habe.

Der sächsische Mount Everest: Durch und durch fitte und trainierte Zeitgenossen sehen die Treppe als Herausforderung. Eine Institution ist der Spitzhaustreppenlauf schon länger. Extremläufer haben aber für ein paar Runden nur ein müdes Lächeln übrig, »ultra« muss es sein. Die nächste Rechenaufgabe stand an und ergab: 100 Runden entsprechen einem kompletten Aufstieg von NN bis zum Gipfel des Mount Everest und zurück, also 8848 Höhenmetern. Gleichzeitig entspricht die Distanz einem Doppelmarathon. Kein Wunder, dass die Schnapsidee in der Läuferszene Kreise zog: Es kamen schon Teilnehmer aus den USA, Belgien, Luxemburg und der Schweiz, und der Treppenmarathon wurde zum festen Event. Beim 15. Sächsischen Mount Everest Treppenmarathon 2019 kam der Sieger nach 14:47:56 Stunden ins Ziel. 39.700 Stufen können ganz schön in die Knie gehen, denkt da der »Normalo«. Der Termin für den »17. Mount Everest Treppenmarathon« 2021 wurde aufgrund der Corona-Pandemie auf 4./5. September verschoben. Teilnehmen können auch Dreierstaffeln, »Elf Freunde« und »Touris«, die jeweils weniger Runden absolvieren (Anmeldung unter www.treppenmarathon.de).

 

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Radebeul Spitzhaustreppe

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