SÄCHSISCHER WEINWANDERWEG: VON WACHWITZ NACH LOSCHWITZ

Stadtwinzer: Nachdem am Dienstag gefühlt noch Winter war, kam am gestrigen Mittwoch die Sonne heraus – und kündigte mit strahlend blauem Himmel den lang ersehnten Frühling in Dresden an. Also nichts wie raus und ein Stück laufen. Mit dem Bus 63 ging es nach Altwachwitz, einem einstigen Weinbaudorf, woran noch zahlreiche Winzerhäuser erinnernGleich gegenüber der Bushaltestelle zeigt uns ein verblichenes Traubensymbol mit einem S darüber, die Kennzeichnung des Sächsischen Weinwanderwegs, dass es über das Sträßchen Am Steinberg hinaufgehen soll. Wo es endet, ist schon der erste Weinberg erreicht. Die zweite Etappe des Weinwanderwegs verläuft durch Dresden überwiegend auf asphaltierten, kaum befahrenen Straßen und führt an vielen herrschaftlichen Villen vorbei, aber auch an den Weinbergen im Stadtgebiet, wie es sie ein Stück weiter elbabwärts etwa unterhalb der drei Schlösser gibtIch bin nur ein klitzekleines Stück davon entlang spaziert, insgesamt wären die 18 km von Pillnitz bis Dresden-Wilder Mann eine Tagestour.

Wachwitzer Weinberg: Schilder weisen auf die Besenwirtschaft von Winzer RonnBeier hin und auf Freytags Weingarten, ein Flyer kündigt die Veranstaltungen der Kulturterrasse Scholz an – nur muss man darauf bis zum Sommer warten, erst so etwa ab Mai wird hier Wein in der Besenwirtschaft ausgeschenkt. Arbeit fällt trotzdem schon an im Wachwitzer Steinberg, bekannt auch als Königlicher Weinberg, obwohl die Natur noch in Wartestellung scheint – kein Knospenaustrieb an den Reben weit und breit. Mehrere Winzer bewirtschaften eigene Parzellen, viele schon recht lange wie Reinhard Scholz, andere erst seit Kurzem wie Alexandre Dupont de Ligonnès. Über die Stufen der steilen Himmelsleiter klettere ich hinauf bis zum Rondell und folge dem Höhenweg Richtung Weinbergkapelle und KöniglicheVilla (beide nicht zugänglich). Die Terrassen mit Rebstöcken und die mannshohen Trockenmauern zeigen, wie mühsam der Weinbau am steilen Elbhhang ist. Unterhalb von Schloss Wachwitz sind auch im Wäldchen Terrassen und Steinmauern zu entdecken – wohl auch dort wurde einst Wein angebaut. In der ersten Hälfte des 19. Jh. hatte Prinz Friedrich August (der spätere König Friedrich August II.) hier erst drei Weinberge und dann viele weitere Grundstücke erworben. Vorbei am liebevoll restaurierten Presshaus des Weinbergs, über dessen Eingang sich ein Bildfries des Hofbildhauers Franz Pettrich befindet, das Kinder bei Tätigkeiten rund um den Weinbau zeigt, erreiche ich das Sträßchen Wachwitzer Weinberg und folge dann dem Josef-Hegenbarth-Weg und der Calberlastraße.

Garage in der fünften Etage: Am Veilchenweg, einem alten Weinbergsteig, sind einige alte Winzerhäuser erhalten geblieben, später ließen sich hier wohlhabende Bürger und Künstler prächtige Villen errichten – in der sonnengelben Villa Stolzenfels (Nr. 25) etwa lebte der Maler Emanuel HegenbarthHier ist der Oberloschwitzer Hang so steil, dass bei manchen Mehrfamilienhäusern oben die Garageneinfahrt vom Sträßchen aus zugänglich ist und die Wohngeschosse darunter liegen. Im Veilchenweg 9 steht im Garten eine Winzersäule – der etwa 8 Meter hohe Sandsteinobelisk mit Sonnenuhren an je drei Seiten und einer vergoldeten Wetterfahne erinneran die Loschwitzer WeinbautraditionDas ehemalige Winzerhaus daneben entstand um 166und ist eines der ältesten erhaltenen Gebäude von Loschwitz. Unter der Schwebebahn hindurch geht es weiter abwärts den Veilchenweg hinunter bis zur Bushaltestelle am Körnerplatz.

SächsischeWeinwanderweg: Zu Fuß lässt sich die Elblandschaft in allen Einzelheiten genießen – ob in flottem oder gemächlichem Wandertempo. Zu entdecken sind Winzerhäuschen mit Rankgittern und Weinbergkapellen, sommerliche Besenwirtschaften und gemütliche Weinstuben, steile Rebterrassen und zahlreiche Aussichtspunkte mit Blick auf die weite Flusslandschaft der ElbeDer Sächsische Weinwanderweg beginnt im malerischen Pirna, berührt hinter Dresden die Villen- und Gartenstadt Radebeul und die Porzellanstadt Meißen und endet elbabwärts im Weinort Diesbar-SeußlitzWer das Ganze am Stück erwandern will, kann die Gesamtstrecke von knapp 90 Kilometern in sechs Tagesetappen (von 15–18 Kilometern bzw. 5–6 Gehstunden) bewältigen.

 

Wachwitzer Weinberg

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