TREPPEN, STIEGEN, STÄFFELE: DIE BURGSTAFFEL IN ESSLINGEN
Der Aufstieg geht in die Beine: Steil führt die überdachte Staffel am Weinberg entlang hinauf zur »Burg«, die seit 700 Jahren hoch über der Altstadt von Esslingen wacht. Die allerdings nie eine Burg war, sondern ab dem 13. Jahrhundert als Stadtbefestigung errichtet und in mehreren Phasen ausgebaut wurde. Ein grandioser Blick über Stadt und Neckartal belohnt die Mühe auf dem steilen Weg nach oben über 332 Stufen. Die imposante Anlage mit Hochwacht und Dickem Turm war einst Teil der umlaufenden Stadtmauer. Rund fünfzig Türme und 28 Tore prägten das mittelalterliche Stadtbild. Der älteste Teil der Stadtbefestigung auf dem Schönberg, »Seilergang« genannt, besteht aus einer die Bergkuppe sichernden Wehrmauer. Zur Stadt fallen zwei Flügelmauern flankenartig ab, wobei die westliche Mauer mit Wehrgang als Burgstaffel bezeichnet wird. Zunächst errichtete man Mauer und Brustwehr, erst später, wahrscheinlich um 1500, erhielt die Burgstaffel die Holzkonstruktion des Dachstuhls.
Nonnen und Mönche: Über die Jahrhunderte musste der Wehrgang immer wieder repariert und erneuert werden, wobei vor allem die Ziegeleindeckung des Dachs eine enorme Herausforderung für den Erhalt und die Sanierung darstellt. Dafür wurden »Nonnen« und »Mönche« verwendet, Dachziegel in Form einer der Länge nach halbierten Röhre – die Wölbziegel mit der Rundung nach unten heißen Nonnen, die darauf gedeckte zweite Lage mit der Rundung nach oben Mönche. Sie decken die Fugen ab und sorgen so dafür, dass kein Wasser eindringen kann. Diese Art der Dachdeckung, schon seit der römischen Antike bekannt, findet man fast nur noch an sehr alten Gebäuden, vor allem an Klöstern, daher wird sie auch »Klosterdach« genannt. In Esslingen wurden – mangels Mönchziegeln – bei Reparaturen in früheren Jahrhunderten Löcher teils einfach zugemörtelt. Fast überall im Süden Deutschlands lösten die flachen Biberschwanzziegel diese ältere Bauweise ab.
Wein ringsherum: Rund um Esslingen wird im Neckartal Wein angebaut, teils in mühsam zu bewirtschaftender Steillage – wer die Rebstöcke unterhalb der Burgstaffel pflegt, ist mir aber nicht bekannt. Die drei Gassen direkt am Fuß der Staffel heißen Beutau. Dort ist nicht nur das Weingut Kusterer beheimatet (Untere Beutau 44), sondern auch der Beutau Besen, die schöne Besenwirtschaft vom Weingut Bayer (Mittlere Beutau 49). Und gleich hinter der Frauenkirche an der Unteren Beutau lohnt sich ein Spaziergang auf dem Weinerlebnispfad.
www.weingut-bayer-esslingen.de/der-besen/
www.weingut-kusterer.de