STRASSBURG: AUF ZUM NEUEN UFER
Neue Schokoladenseite für Straßburg: Irgendwie waren die Uferstraßen an der Ill nicht mehr zeitgemäß: In der elsässischen Großstadt ist das Auto gar nicht mehr das Fortbewegungsmittel erster Wahl. Im Herbst 2017 begannen die Umbauarbeiten, jetzt ist ein großes Teilstück am Quai de Bateliers schon fertig, nur die Bepflanzung mit Bäumen und die Ausstattung mit Sitzgelegenheiten steht noch aus. Seit Ende Juni nehmen die neuen »Quais de Strasbourg« immer mehr Gestalt an, auch in Form von Pontons im Wasser, an denen Boote anlegen können oder Müßiggänger die Sonne genießen.
Stadt kann Fluss: So wird eine neue Promenade und Radverbindung für Einheimische und Touristen geschaffen, vor allem aber sind die Viertel Krutenau und das Quartier de l’Hôpital um das große Krankenhaus wieder besser an die Altstadt angebunden. Außerdem sollen die Ufer mit neuer Aufenthaltsqualität zu urbanen Treffpunkten und Wohlfühlorten werden – andere Städte haben ja vorgemacht, was an Lebensqualität zu gewinnen ist und welche Aufwertung es bedeutet, wenn man seinem Fluss nicht mehr den Rücken zuwendet (in Frankreich unter anderen Paris und Bordeaux). Denn trotz der Ausflugsboote für Rundfahrten war auch in Straßburg das städtische Leben von Ill und ihren Nebenarmen getrennt (oder seinen Nebenarmen, denn im Französischen ist der Fluss Ill männlich).
Das Leben am Fluss genießen: Im Juli wurde am Quai des Bateliers der neue, 120 Meter lange schwimmende Ponton eingeweiht. Wo früher die hohen Kaimauern nur den Blick von oben aufs Wasser erlaubten, führen jetzt wieder Treppen hinunter. Und auch etwas mehr Stadtgrün kann Straßburg gut vertragen, bis auf die Parks am Rande der City sind Grünflächen und Bäume oder gar Alleen rar gesät. Am Quai des Pêcheurs wird auf der Baustelle noch gearbeitet, aber bis zum Frühjahr 2019 sollen auch diese Bereiche fertiggestellt sein.
Ein Blick zurück: Tatsächlich handelt es sich bei der Neugestaltung der Ufer um eine Art Wiederbelebung. Im 19. und noch zu Anfang des 20. Jh. reihten sich an den Quais die Boote der Händler und »bateaux lavoirs«, die Schiffe zum Wäschewaschen, aneinander. Alte Fotos zeigen die Schwimmbäder Mollard, Finkwiller und Weiss – direkt vor den Türmen der Ponts Couverts konnte man sich in Holzkabinen umziehen, um zu baden. Wo heute Mauern die Terrasse vor dem Musée Historique abgrenzen, eröffnete einst eine große Freitreppe den Zugang zum Wasser, eine Idee, die Städteplaner in Saarbrücken und Köln, Trier und Paris gerade neu entdeckt haben. Nun zeigt auch Straßburg: Stadt kann Fluss!
https://www.strasbourg.eu/les-quais