PARIS PANAME

Amoureux de Paname: Warum heißt Paris umgangssprachlich »Paname«? Paname kommt vielleicht aus dem Argot, der Gaunersprache, wo es »enorm« bedeutet, und ist nicht nur bei ihren Einwohnern als Bezeichnung für die französische Hauptstadt verbreitet, sondern weit darüber hinaus. Die »ville panam’« wäre übersetzt demnach die enorme, große Stadt. Unter allen Spitznamen für Paris ist Paname jedenfalls der bekannteste und bis heute gebräuchlichste – in Romanen, Krimis und vor allem in Chansons. Schon Maurice Chevalier, Jean Ferrat, Léo Ferré und Renaud nannten die Stadt so in ihren Liedtexten, heute sind es Sexion d’Assaut, Vanessa Paradis, Slimane und Shanguy. Und die Paname Brewing Company am Bassin de la Villette ist also? Eine Pariser Microbrasserie. Das Street-Art-Motiv aus Belleville mit dem Wortspiel von »s’absenter« (weggehen, sich entfernen) und Absinth passt bestens zu unseren Pandemie-Zeiten – in der Corona-Krise zog es viele Pariser aus einer der am dichtesten besiedelten Metropolen Europas aufs Land (und neben der Stadtflucht wählte der ein oder andere auch die Flucht in den Alkohol). Übrigens: Auf Street-Art, die Schrift gegenüber der Malerei bevorzugt, haben sich in Paris auch La Dactylo und die Frères Toqué spezialisiert.

Der Panamaskandal: Andere halten einen historischen Bezug zu Panama nicht für weit hergeholt, sondern tatsächlich für möglich. Hintergrund des Spitznamens soll eine Begebenheit von Ende des 19. Jahrhunderts sein, durch die die Metropole zur Hauptstadt einer Bananenrepublik wurde. Die Arbeiten am Panamakanal nach Plänen des Franzosen Ferdinand de Lesseps hatten 1881 begonnen, und wie heute bei solchen Großprojekten explodierten auch damals beim Bau der Wasserstraße die Kosten. Lesseps und sein Sohn bestachen Abgeordnete der französischen Nationalversammlung und Journalisten, um durch Schuldverschreibungen und eine Lotterie die Finanzierung zu sichern und zugleich die Öffentlichkeit über Planungsmängel und technische Schwierigkeiten im Unklaren zu lassen. Zahlreiche Franzosen kauften diese Anleihen, doch das konnte den Konkurs nicht verhindern. Im Herbst 1892 wurde der zunächst von der Regierung geheimgehaltene Finanzskandal bekannt, fast Hunderttausend kleine Anleger waren ruiniert, diversen korrupten Politikern wurde zwar der Prozess gemacht, doch sie kamen recht glimpflich davon. Aufgrund dieses größten Bestechungs- und Finanzskandals der Dritten Republik sei Paris nun die Stadt der Illusion und der Desillusion, die Königin des schönen Scheins, »Paname qu’est roi des pat’lins«. Glaubwürdig?

Eh! Pantruchar! Seit dem Ersten Weltkrieg löst »Paname« jedenfalls »Pantruche«, das ebenfalls nicht gerade schmeichelhafte »Halunken-Paris«, und »Pampeluche« ab und verbreitet sich nach dem Ersten Weltkrieg vor allem durch die Cabarets und Music-halls – nun im Gegensatz zur ursprünglichen Bedeutung liebevoll gemeint. »Tu le r’verras Paname«, heißt es in einem Chanson von 1917, und das sollte den Soldaten im Krieg als Aufmunterung dienen: »Le métro, le bistro, où tu prenais l’apéro, après l’boulot, comme c’est loin tout ça! Mais tu l’reverras à Paname!«

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