MARKTTAG IN ULM
Mittwochs auf dem Münsterplatz: Selbst an einem kalten Apriltag morgens in aller Frühe macht der Markt vor dem Ulmer Münster glücklich. Und keineswegs nur, weil man sich am Kaffeestand von Rösterei »Kley« mit einem Espresso macchiato oder Milchkaffee aufwärmen kann. Der April hatte sich nach dem wärmsten Februar aller Zeiten seit Beginn der Messungen offensichtlich vorgenommen, jetzt einige Kältetage nachzuholen. Frostige 7 Grad ließen es sinnvoll erscheinen, die handschuhlosen Hände in den Jackentaschen zu lassen. Aber das geht natürlich beim Einkaufen nicht! Obwohl es Mittwoch war und eine Reihe an Händlern und Bauern fehlte, die nur samstags kommen, darunter »Stefans Käsekuchen« (aus Freiburg, der auch in Straßburg Märkte beschickt) und der Stand mit frischer Pasta, war die Auswahl bunt und vielfältig. Vor allem die Fülle an Frühlingsblühern im Topf oder als Schnittblumen hob gleich die Laune um mehrere Grad.
Das hat Saison im April: Vor allem Kräuterfans dürfte das Herz aufgehen, an den Blumenständen wie teils bei den Gemüsehändlern war die Fülle der Töpfchen unüberschauber groß und vermutlich auf ihrem Höhepunkt – von Basilikum über Estragon, Koriander und Salbei bis Wasabi gab es ein breites Sortiment zum Einpflanzen daheim in Garten oder Balkonkasten, bestimmt mehr als zwei Dutzend Sorten. Petersilie, Minze, Zitronenmelisse und Kerbel kommen noch aus den Gewächshäusern, Schnittlauch und Thymian vielleicht schon aus dem Freiland. Auch das Salatangebot wird von Woche zu Woche größer, wer hier auf meinem Blog mitliest, weiß dass ich an Salat nie vorbeigehen kann.
Das Gemüseangebot macht Freude nach dem langen Winter, Mairübchen und Eiszapfen zeigen ihr frisches Weiß, die zarten Artischocken aus Italien Lilatöne, der wirklich sehr spitze Spitzkohl und der Frühlingsspinat steuern Hell- und Dunkelgrün bei, dazwischen leuchten rot die Radieschen. Gar nicht zu reden vom Lagergemüse, dass in breiter Palette die Auslagen der Stände füllt, auch mit Roten Beten und Wirsing, Möhren und Kohlrabi, Sellerie und Blumenkohl können die hiesigen Gärtner aufwarten.
Beim »Spargelhof Eberhardt« aus der Pfalz gab es außer weißem und grünen auch violetten Spargel. Wer jetzt so früh in der Saison noch sparen möchte, nimmt erstmal den etwas günstigeren Bruchspargel. Bis Mitte Juni wird dann bei gutem Wetter täglich mehr geerntet, leider überwiegend Folienspargel. Der frische Bärlauch schmeckt gut dazu als Pesto (oder auch zu Blumenkohl). Die Rhabarberstangen sahen ebenfalls knackig und frisch aus, ich mache Kompott daraus und serviere es nicht als Dessert, sondern zu Käsekuchen oder Mandeltorte aus Rührteig.
Regional und lokal: Beim Gemüse möchte ich einzelne Stände gar nicht hervorheben, es gibt so viele Anbieter mit qualitativ guter Ware, auch in Bioqualität, dass man sich einfach umschauen sollte. Jedenfalls braucht man in Ulm nicht zum Hofladen aufs Land zu fahren, hier kommen die frischen Waren zu den Kunden in die Stadt, unter anderem aus Ravensburg und Kressbronn, Burlafingen, Waldhausen und Günzburg und natürlich aus Ulm und Neu-Ulm selbst. Bei zwei Kartoffelbauern entdeckte ich, dass Drillinge hier Mäusle heißen – da kauft man sie doch noch lieber! An drei Ständen stapelten sich die Eier – da wüsste man gern, ob der Ulmer und die Ulmerin überdurchschnittlich gern backt. Deutsche Lageräpfel sind noch gut, rotbackig lagen sie in den Stiegen mehrer Obsthöfe, die teils auch Apfelsaft oder getrocknete Apfelschnitze anbieten. »Burgpilze« züchtet seine Seitlinge im Kellergewölbe der Ulmer Wilhelmsburg auf Biosubstrat. Ausgesprochen lecker sah der Bio-Ziegenkäse von der »Hofkäserei Bockhofer« aus, und bei der »Landkäserei Herzog« gab es neben eigenen Käsesorten, etwa mit Bärlauch oder Bockshornklee, und den Roggenburger Bio-Käsen auch selbst gemachte Kräuterbutter und weitere Sorten. Und dann gibt es auch noch die »Fromagerie Maulick«, die ein paar ausgefallene Sorten führt – Käsefans kommen sicher gut bepackt vom Markt nach Hause. Fisch, Wurst und Fleisch, Brot und Gebäck oder Honig bekommt man selbstverständlich auch.
Markt isch! Neben dem Ulmer Münster mit dem weltweit höchsten Kirchturm bildet das moderne Stadthaus, einem Bau von Architekt Richard Meier, die Kulisse für die Marktstände mit ihren gestreiften Dächern. Darin kam auch die Touristen-Information unter, die einen geführten Marktbummel anbietet (Termine auf der Website). Als ehemalige Gärtnerstadt hat Ulm eine lange Tradition. Beim »Markt isch!-Rundgang« erfahren Teilnehmer:innen Spannendes über den traditionsreichen Wochenmarkt und über seine Marktleute.