FRANZÖSISCHE ORIGINALE: LILLET

Ein Schlückchen in Ehren: »Wait«, stoppt James Bond den Bartender, nachdem er zunächst bei ihm einen trockenen Martini bestellt hat, und gibt präzise die Zutaten an: »Three measures of Gordon’s, one of vodka, half a measure of Kina Lillet. Shake it over ice and add a thin slice of lemon-peel. Got it?« Auch seine Mitspieler am Pokertisch schließen sich der Bestellung an, Felix Leiter allerdings will den Drink nur ohne das »Obst«: »Keep the fruit«. Der Autor Ian Fleming hatte den Cocktail für seinen Geheimagenten 007 im 1953 erschienenen Roman »Casino Royale« erfunden. Zu Weltruhm gelangte das Mixgetränk aus Gin, Wodka und Lillet durch die Verfilmung, in der James Bond den Drink »Vesper« nennt nach seinem Girl Vesper Lynd.

Cooles Comeback: Im Jahr 1887 entwickelten Paul und Raymond Lillet das Rezept für eine Spirituose aus heimischem Wein und Fruchtlikör aus den Schalen von Zitrusfrüchten. Schon zuvor, im Jahr 1872, hatten die Brüder ihr Unternehmen »Maison Lillet« in der kleinen Ortschaft Podensac südlich von Bordeaux gegründet, einen Wein- und Spirituosenhandel. Ihr Weinlikör aus dem Bordelais entwickelte sich bald zu einem beliebten Aperitif in Frankreich und eroberte in den 1950er-Jahren auch den US-Markt. Später geriet der Lillet fast in Vergessenheit und wurde – sozusagen als »Vintage«-Getränk – erst vor einiger Zeit wiederentdeckt. War der Weinaperitif mit angenehm herber Bitternote zunächst nur in Großstadtbars und unter »Sprit«-Experten wieder angesagt, ist er inzwischen längst kein Insidertipp mehr.

Wermutstropfen: Allerdings ist der originale »Kina Lillet« heute nicht mehr erhältlich: Mitte der 1980er-Jahre wurde die Rezeptur verändert, sodass der heutige »Lillet Blanc« wesentlich weniger bitter schmeckt. Das mit Chinarinde angereicherte Getränk galt als Stärkungsmittel und Prophylaxe gegen Malaria und wurde auch als Tonikum in Apotheken verkauft. Übrigens: Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war die große Ära der chininhaltigen Aperitifs auf Weinbasis: ein Vorreiter war Joseph Dubonnet mit seinem 1846 erstmalig verkauften »Dubonnet«, aber auch die Rezepturen für Cap Corse und Noilly Prat Rouge enthielten Chinarinde (frz. quinquina). Seit dem Jahr 2008 gehört die Société Lillet zum Unternehmen Ricard, schon zuvor hatte der Getränkekonzern den Vertrieb übernommen.

Weiß, rot, rosé: Für den Lillet Blanc wird Wein aus den Rebsorten Sémillon und Sauvignon (85 Prozent) mit Fruchtlikör gemischt (15 Prozent), für die Zitrusfrüchte mehrere Monate in Alkohol mazerieren. Das genaue Rezept ist natürlich ein Betriebsgeheimnis. Danach reift der Lillet blanc weitere 12 Monate im Eichenfass. Anfang der 1960er-Jahre kam der Lillet Rouge hinzu aus den Rebsorten Merlot und Cabernet. Erst seit 2011 gesellte sich zum weißen und roten Lillet auch der Lillet Rosé (eine Neuheit, die schnell kopiert wurde). Der mit Orangenlikör versetzte, sehr fruchtige Wein-Aperitif bringt ein feines Aroma von Pink Grapefruit und Rosen mit.

Mixology: In Frankreich wird der Lillet – sehr gut gekühlt oder mit viel Eiswürfeln – eher pur getrunken, in Deutschland dagegen vorzugsweise mit Tonic Water gemixt (inklusive Gurkenscheibe und Minzblättchen) oder sogar mit Prosecco und Soda (wohl in der Folge der Aperol- und Hugo-Mode als eine Art Lillet Sprizz) aufgegossen. Auch als Zutat in Cocktails und Longdrinks ist der Lillet wieder beliebt – auf der Cocktailkarte der Bar im Stuttgarter Hotel Le Méridien gibt’s Lillet-Drinks in diversen Varianten – auch als » Vesper«.

https://www.lillet.com

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