DEUTSCHE WEINE IN ZAHLEN
Stabil: Der Weinkonsum liegt seit zwei Jahrzehnten bei etwa 20 Liter pro Kopf, der Schaumwein bei 3,3 Litern – so auch 2019. Ob sich das im Pandemie-Lockdown 2020 wohl deutlich erhöht hat? Andererseits hat die Gastronomie den Winzern weniger Flaschen abgenommen, all das dürfte sich in der nächsten Weinstatistik bemerbar machen. Das Deutsche Weininstitut veröffentlicht jährlich Zahlen und Statistiken (als Download unter deutscheweine.de zugänglich), und aus der Statistik 2020/2021 stammen die hier genannten Werte, die zumeist für 2019 erhoben wurden. Erschütternd eine der gleich im Vorwort genannten Zahlen: Kunden zahlen im Lebensmitteleinzelhandel im Schnitt nur 3,31 Euro pro Liter für deutsche Weine, acht Cent weniger als 2018. Wo mag dann der Einkaufspreis beim Erzeuger liegen? Wie ein Winzer mit solchen Beträgen wirtschaftlich arbeiten soll, ist ein Rätsel. Der Grund: 79 Prozent aller Weine werden im Lebensmitteleinzelhandel gekauft, davon die Hälfte bei Discountern.
Deutsche Weine im Trend: In den letzten fünf Jahren blieb das Interesse an heimischen Gewächsen stabil: 45 Prozent der in Deutschland gekauften Weine stammen aus den 13 heimischen Anbaugebieten, Italien folgt mit 16 Prozent, Frankreich mit 12 und Spanien mit 9 Prozent. Nur ein Drittel der deutschen Weine sind Rotweine, zwei Drittel Weißweine – und bei letzteren bestreiten zwei Rebsorten (Riesling und Müller-Thurgau) den Löwenanteil. Ihren Anteil etwas erhöht, allerdings auf niedrigem Niveau, haben in den letzten Jahren die bei jüngeren Kunden gefragten Rebsorten Sauvignon blanc, Spät-, Grau- und Weißburgunder. Auf dem Weltmarkt stehen die deutschen Erzeuger mengenmäßig an neunter Stelle – Italien und Frankreich auf Platz eins und zwei produzieren das Fünf- beziehungsweise mehr als das Vierfache. Wobei die Unterschiede groß sind, was die Winzer so aus einem Hektar herausholen – am Mittelrhein im Durchschnitt 49, in Rheinhessen 94 Hektoliter. Das liegt zum einen an Steillagen versus Anbau auf der industriell kultivierbaren Fläche, andererseits macht auch nicht jeder Winzer bei der vielgepriesenen Ertragsreduzierung zur Qualitätssteigerung mit, sondern setzt nach wie vor auf Quantität.
Marktanteile: Die beiden flächenmäßig größten Anbaugebiete dominieren den Markt: 34 Prozent der deutschen Weine im Handel werden in Rheinhessen erzeugt, 28 Prozent in der Pfalz, dahinter folgen Baden und Württemberg mit je 11 Prozent. Und was trinken die Deutschen so, wenn sie ein ausländisches Tröpfchen bevorzugen? In farbigen Balkendiagrammen zeigt die Statistik, dass Kunden am zweitliebsten zu französischen und italienischen Weinen greifen. Für die ausgewiesenen fünf Jahre sind die Zahlen stabil. Dass der Trend zu regionalen oder sogar »brutal lokalen« Lebensmitteln auch die Trinkgewohnheiten verändert, zeichnet sich keineswegs ab, der Übersee-Anteil liegt konstant bei 6 Prozent, was sich unter »Sonstige« verbirgt, wird nicht erläutert. Ein Motiv aus dem drittkleinsten Anbaugebiet darf aber das Cover zieren – die Weinbergkirche bei Pillnitz in Sachsen.
Deutscher Wein in Zahlen 2019/2020