WEINBAR IN PARIS: CAVE DE BELLEVILLE

La bulle du moment: Für einen gepflegten Apéro nach meiner Street-Art-Tour durch Belleville ausgeguckt habe ich mir die Cave de Belleville, die von Time Out und Le Fooding zu den besten Weinbars der französischen Hauptstadt gezählt wird. Und auch die Qualität der Tapas, Käse- und Aufschnittteller dort soll hervorragend sein – und so einladend, wie die Würste und Schinken an Fleischerhaken baumeln, Fourme d’Ambert, Tomme, Morbier und Comté in der Vitrine locken, glaube ich das sofort, auch ohne probiert zu haben. Eigentlich eine Weinhandlung, kann man in der Cave de Belleville auf ein Glas auch einkehren. Doch statt für einen Wein entscheide ich mich für die »bulle du moment« (die »Blase des Augenblicks«), also den offen ausgeschenkten Sekt, Perl- oder Schaumwein von der schwarzen Tafel mit den Tagesangeboten. Heute ist es ein »vin pétillant« aus der Rebsorte Chenin blanc von der Loire, auf den schönen Namen »Nid de Guêpes« (Wespennest) getauft. Früher mochte ich keinen Sekt, doch seit ich in der Pfalz Winzersekt und im Elsass hervorragende Crémants entdeckt habe, bestelle ich auch in Frankreich statt eines Pastis oder eines Glas Weins immer öfter mal ein Getränk mit »Blasen«.

Cave, Bar à Vin: Für die schöne Sitte, am späten Nachmittag einen Apéro zu trinken, nehme ich mir in Paris nur zu gerne Zeit. Jede Caféterrasse eignet sich für so einen kleinen Boxenstopp, aber wenn es mehr um ein stilvolles Glas Wein als um ein nettes Plätzchen in der Sonne geht, lohnt es sich, eine Weinbar dafür aufzusuchen. Hinter der dunkelblauen Fassade an der Rue de Belleville, mitten im 19. Arrondissement, treffe ich auf zwei freundliche Weinhändler, die nicht nur eine große Auswahl an Weinen aus Frankreich anbieten, sondern auch Cidre, Champagner und Craft Beer sowie einige Spirituosen. Die klassischen Weinregionen sind gut vertreten, Loire und Languedoc, Bordelais und Bourgogne, Provence und Rhônetal, doch eine besondere Vorliebe pflegen die Inhaber François, Aline und Thomas für (Berg)Weine aus dem Jura (Arbois, Savoie) – in Zeiten des Klimawandels nicht die schlechteste Option. Also probiere ich nach meinem Glas Wespennest noch einen Rosé aus Savoyen. Außerdem bevorzugen sie Weine von ökologisch oder biodynamisch arbeitenden Winzern, was zwar einer steigenden Nachfrage entspricht, doch insgesamt macht der Bioanbau in Frankreich bislang nur 10 Prozent aus. Es darf sich glücklich schätzen, wer eine so sympathische Weinhandlung in der Nachbarschaft hat – in Deutschland werden leider fast 80 % aller Weine beim Discounter oder im Supermarkt gekauft.

Wein darf Spaß machen: Für lässiges Ambiente und freundliche Beratung gibt es auch von mir die höchste Punktzahl. Die alten Regale im Laden, in denen die vielversprechenden Flaschen so ordentlich aufgereiht stehen, sind noch Überreste der Lederwarenhandlung (Ets Noury), die in den Räumen früher mal ansässig war. Und Cave (Weinkeller, Lagerkeller) heißt die Weinhandlung nicht nur, weil zum Wein immer Kellereien gehören, eine Holzklapptür führt mitten im Geschäft hinunter in das Weinlager. Im Glas oder im Einkaufskorb, da kann man sicher sein, landen hier keine Allerweltstropfen: Selbst ein Wein meiner Lieblingswinzerin auf Korsika, Muriel Giudicelli, stand auf der Karte. Um auch »Weinanfängern« Lust aufs Probieren zu machen, finden in dem gemütlichen Laden regelmäßig Verkostungen statt, »dégustations thématiques«, im kommenden Mai beispielsweise über »vins natures«, Weine aus dem Südwesten und aus Burgund. Und ab und zu geht es auch um »bulles«.

Cave de Belleville, 51 rue de Belleville, 19. Arrondissement, Métro: Pyrénées oder Belleville, Mo 17–24, Di–Sa 10–24, So 11.30–18.30 Uhr, www.lacavedebelleville.com, https://lacavedebelleville.wordpress.com

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