ALLEZ HOPS! CRAFT BEER IN NIZZA

Ab in den Süden: Die Côte d’Azur ist eigentlich für alles Mögliche bekannt, vom azurblauen Meer über Filmfestivals bis zu mondänen Riviera-Orten – nur nicht gerade für Bier. Im Weinland Frankreich sind einige »Hopfenhelden« aber gerade dabei, das zu ändern. Einer von ihnen ist Arthur Bonodot, der im Juli 2016 in Nizza einen Craft-Beer-Shop eröffnet hat: das »Allez hops!« in einer Seitenstraße unweit des Musée d’Art Moderne et d’Art Contemporain. Ein ganzes Regal an der Längsseite seiner »Cave à bière« füllen die regionalen Bierspezialitäten aus der Flasche – die Auswahl kann sich sehen lassen! In seinem Laden führt Caviste Arthur rund 400 Biere, aus Antibes, Grasse, Monaco, Marseille, Toulon und Nizza, aber auch aus anderen Ecken Frankreichs, Europas und der Welt. Und zusammen mit Daniel Deganutti braut er auch selbst Craft-Biere (frz. bière artisanale) in seiner Brasserie Bleue, beispielsweise Saisonales wie das Weihnachtsbier Noëlle (ein Wortspiel mit Noël).

Some like it hops: In den vergangenen Jahren kam der Trend handwerklich gebrauter Craft-Biere aus den USA in Europa an, in England, Deutschland, Skandinavien, aber – was weniger bekannt ist – durchaus auch schon länger im mediterranen Süden. Eine junge Bierszene, die auf Geschmacksvielfalt und alte Brautraditionen, kleine Mengen und kurze Wege setzt, hat sich in Frankreich in raschem Tempo – oder besser gesagt: geradezu explosionsartig – entwickelt: 2016 gab es insgesamt rund 900 »Microbrasseries« und »Brasseries Artisanales« (2010 waren es rund 330, 2012 schon etwas mehr als 500). Zwar liegt ihr Marktanteil bei nur etwa 5 Prozent und der große Rest verteilt sich auf etwas mehr als ein Dutzend großer Brauunternehmen, doch dass Bier wieder angesagt ist, liegt nur an den Kleinstbrauern. Wie anderswo waren auch in Frankreich viele Konsumenten der standardisierten (Industrie)Biere überdrüssig geworden. Heineken und Kronenbourg repräsentieren allein schon 60 Prozent des Markts, dabei hatte es 1910 in Frankreich noch rund 2800 Brauereien gegeben. Trotz der langen Brautradition im Elsass und in Lothringen war in den 1980er-/1990er-Jahren der Tiefpunkt erreicht, fast alle waren verschwunden.

Im Regal entdeckt: Bewusst setzen die kleinen Brauereien auch bei den Etiketten und Namen ihrer Biere auf Lokales – so heißen die Biere aus Toulon »La Daurade«, »La Rascasse« und »La Girelle« – die 2016 eröffnete Brasserie »Bière de la Rade« benennt Blanche, Ambrée IPA und Blonde nach typischen Mittelmeerfischen. Das Riviera-Beer, in Saint-Raphaël gebraut, setzt auf leuchtendes Blau bei den Etiketten, Lou Soulèu aus Antibes setzt bei Pretty Nice mit nostalgischen Badeanzügen und Palmen noch zusätzlich auf Mittelmeer-Flair, das Bier von den Porquerolles-Inseln ziert eine »flotte Biene« auf einem flotten Boot im so beliebten Retro-Stil. Ebenfalls mitten in Nizza produziert die Brasserie Artisanale de Nice, darunter ein Bier (Blonde) namens Zytha mit Kichererbsen, Bluna (Blanche) mit Orangen und Koriandersamen, sowie Hopstock (Ambrée), ein Ale aus der Hopfensorte Cascade, die in der Craftbrewer-Szene äußerst beliebt ist. Aus Marseille kommen die Bio-Biere »ParFaite«, darunter auch ein Kölsch-style Ale und ein Altbier. Leider nur auf Kurztrip in Nizza, konnte ich nichts probieren, aber sobald ich wieder in Frankreich bin, hole ich das nach. Ein besonderer Tipp von Arthur (neben seinen eigenen Produkten und dem Bier der lokalen Kolleginnen und Kollegen) ist die Brasserie de Vézelay, die seit 2012 in dem Dorf im Burgund schon vielfach ausgezeichnete Bio-Biere braut.

Allez hops!, 15 rue Défly, 06000 Nice, Mo–Sa 10–19 Uhr

Nizza_Allezhops_4

http://www.allez-hops.com

 

http://www.labieredesilesdor.fr

http://brasserie-nice.com

http://www.biereb06.fr

http://www.brasseriedesulauze.com

http://www.bieredelarade.com

http://mbls.fr

http://www.brasseriedevezelay.com/fr/accueil/

 

 

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