111 ORTE IN UND UM TÜBINGEN

Für Einheimische und Neigschmeckte: Die 111er, wie die Reihe im Emons-Verlag salopp genannt wird, sind nicht nur im Buchhandel und bei Kunden beliebt, sondern auch bei Autoren. Schon optisch unterscheiden sich die Bücher von konventionellen Reiseführern: Jedem der 111 Orte ist eine Doppelseite gewidmet, zur Hälfte mit Text und Bild. Die Bücher wenden sich an »Einheimische, die ihre eigene Stadt oder Region aus neuen Blickwinkeln sehen und Geschichten darüber lesen möchten, die sie noch nicht kennen«, sagt Emons-Sprecherin Britta Schmitz. Begonnen hat alles in Köln, wo das erste Buch bereits nach drei Wochen vergriffen war; der als Longseller erfolgreichste Band ist der über Berlin. 2008 erschien der erste Titel, und mittlerweile umfasst die 111er-Reihe schon über 250 Bände. Zum potenziellen Leserkreis gehören alle, die eine Portion Neugier und die Freude an Entdeckungen mitbringen…

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Vom Elysium bis zur Wagenburg: Die Freude an neuen Perspektiven, Zusammenhängen, Querverbindungen, an kuriosen, lustigen, ungewöhnlichen oder versteckten Aspekten beflügelt auch beim Schreiben und bei der Recherche für die Reihe. Kein Wunder, dass sich auch für Katharina Sommer die Arbeit am kürzlich erschienenen Band »111 Orte in und um Tübingen, die man gesehen haben muss« als eine erstaunliche Reise in und um die Universitätsstadt am Neckar erwies, wie sie in ihrem Vorwort schreibt. Die studierte Sinologin arbeitet als Journalistin, Reiseleiterin und Autorin und lebt seit rund 30 Jahren in Tübingen (ich selbst fahre am liebsten am Markttag hin). Eigentlich zieht es sie meist in die Ferne, doch für das Buch hat sie sich in ihrer Heimatstadt und der näheren Umgebung auf Entdeckungstour gemacht und dabei allerhand überraschende Geschichten und skurrile Plätze entdeckt, die das Bild der Stadt jenseits ihrer »klassischen« Sehenswürdigkeiten vom Hölderlinturm bis zur Kunsthalle erst richtig abrunden. Wer Gefallen an Details und Hintergründen der Stadtgeschichte findet, wird ihr gerne folgen zum gehörnten Moses, zu Mörikes Kegelbahn und zum »Nabel« Baden-Württembergs, zum Haus des Tanzmeisters und zum Automaten für Blumensamen, selbst zum Kettensäger und in den Kartoffelladen. De facto könnte der Band auch heißen: »111 Dinge, die Sie noch nicht über Tübingen wussten«, denn nach der Lektüre des Buchs sind Fragen beantwortet, die Sie sich vorher nie gestellt haben: Wo schwimmen Plastikenten um die Wette? Wer betreibt die Milchtankstelle? Wo sind Zinsen kein Thema? Wo ist Zwietracht in Mode und Scheitern gefragt? Wo wird die Kunst mit Füßen getreten und was macht eigentlich die »Wüste Welle«?

Katharina Sommer, 111 Orte in und um Tübingen, die man gesehen haben muss, Emons Verlag 2016, 16,95 €, ISBN 978-3-95451-852-4

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