WISSENSWERTES ÜBER TEE: EARL GREY MIT BERGAMOTTE

Fragrances and flavours: Earl Grey ist der mit großem Abstand erfolgreichste klassische Blend weltweit – er macht rund die Hälfte des verkauften aromatisierten Tees aus. Als Grundlagentee dient meist schwarzer Tee aus Ceylon, Keemun aus China, Assam aus Indien oder Darjeeling. Das hinzugefügte Bergamotte-Öl schmeckt frisch und zitronig und verleiht dem Tee sein weltweit beliebtes Aroma. Das kaltgepresste Öl wird aus der Schale der roh fast ungenießbaren mediterranen Zitrusfrucht (Citrus bergamia) – wahrscheinlich eine Kreuzung von Bitterorange und Limette oder Zedratzitrone – gewonnen. Weil das echte Bergamotte-Öl teuer ist, werden den Tees häufig künstliche Aromen zugesetzt, die jedoch nicht den feinen Geschmack einer echten Bergamotte erreichen. Worauf man neben dem Grundlagentee ein Augenmerk haben sollte, ist (falls gewünscht) Bio-Qualität. Benannt ist der Tee übrigens nach dem adligen Politiker Charles Grey (1764–1845): The Right Honourable Earl Grey war 1830 bis 1834 britischer Premierminister. In seiner Zeit im Amt hob Charles Grey das Handelsmonopol der East India Company zwischen Großbitannien und China auf.

Bergamotte: Neben Tee aromatisiert Bergamotte auch Parfüms, so soll es Johann Maria Farina (1685–1766), der Erfinder des Eau de Cologne, schon 1714 für sein Duftwasser verwendet haben. Die immergrünen Zitrusbäume wachsen vorwiegend im südlichsten Zipfel Italiens, vor allem Sizilien und Kalabrien haben sich auf den Anbau spezialisiert (und in Reggio Calabria wartet ein Museo Nazionale del Bergamotto auf Besucher). Die Früchte aus Süditalien gelten als beste und sind auch die teuersten. Was nicht als ätherisches Öl Düften, Deodorants, Cremes, Duschgels oder Tee zugesetzt wird, kann zu Bitterlikör, Marmelade oder Bonbons weiterverarbeitet werden – so sind die durchsichtigen, viereckigen Bergamotte-Bonbons eine Spezialität aus der französischen Stadt Nancy. Wen die Verbindung von Lothringen und Kalabrien jetzt stutzig macht: Im 15. Jahrhundert herrschten René d’Anjou, Herzog von Lothringen, und später sein Enkel René II. auch über Sizilien und Neapel oder beanspruchten diese Territorien zeitweilig.

Earl-Grey-Tee einkaufen: »Mariage Frères« in Paris führt eine recht große Auswahl an losen Tees, Earl Grey Impérial mit Darjeeling, Earl Grey d’Or mit Assam, Roi des Earl Grey mit Yunnan China Tee, Breakfast Earl Grey mit Ceylon-Tee, und weitere mit Oolong, Grüntee, Pu Erh, Rooibos, sowie Mischungen, die zusätzlich noch Lavendel- oder Kornblumenblüten (Earl Grey Provence, Earl Grey French Blue) und mehr enthalten. Übrigens: Von Mariage Frères kann man sogar die Beuteltees guten Gewissens aufbrühen, daher ist ein kleiner Vorrat auch immer mit auf Reisen (fürs Hotelzimmer mit Wasserkocher). »The English Tearoom« in Stuttgart führt ebenfalls Earl Grey in Bio-Qualität, auf der Grundlage von Darjeeling, Assam oder anderen Schwarztees sowie Mischungen mit Orange, Zitrone und Limone, Lavendel-, Rosen- oder Kornblumenblüten. In Köln kaufe ich den Earl Grey Royal im »teehaus.cöln«, daneben gibt es auch einen Earl Grey in Bioqualität. Der Gründer Helmut Volkmann arbeitete schon während des Studiums in einem Teefachgeschäft. Für sein erstklassiges Teesortiment reist er nach China, Indien, Japan, Taiwan und trifft Teebauern und Teemeister. Alle drei Fachgeschäfte haben Online-Shops und versenden ihre Tees auf Bestellung.

Teehaus Köln