TEE VON MARIAGE FRERES

Tee aus dem Marais: Drei Lieblingsteegeschäfte habe ich (bislang), in Stuttgart, Köln und Paris: Mariage Frères ist das älteste darunter, das Unternehmen wurde schon 1854 gegründet. Begonnen haben die Brüder Henri und Edouard Mariage im 19. Jahrhundert als Teeimporteure, das Maison de Thé wurde erst in den 1980er-Jahren eröffnet. Lange Jahre gab es nur das Hauptgeschäft im Marais, inzwischen verteilen sich aber mehrere Filialen – beispielsweise in Saint-Germain in der Rue des Grands-Augustins, in der Marktstraße Rue Montorgueil und an der Place de la Madeleine – über die Stadt. Auch in den Kaufhäusern Galeries Lafayette und Bon Marché gibt es Dependancen, aber mit deutlich kleinerer Auswahl an Teesorten. Im Hauptgeschäft in der Rue du Bourg-Tibourg wird im Hinterraum auch Tee serviert – an regnerischen Tagen ist der kleine »salon de thé« eine angenehme Zuflucht.

An die mehr als 160-jährige Unternehmensgeschichte erinnert die kolonial-exotische Ausstattung des Ladens, in dem einige historische Objekte aus dem ehemaligen Teekontor in der Rue du Cloître Saint-Merri stammen. Im Geschäft bedienen freundliche junge Männer und füllen je nach Wunsch eine oder mehrere der unzähligen Teesorten aus großen Behältern in Papiertüten um, es sei denn man kauft das Gewünschte in den hübschen Dosen oder als Packung mit »mousselines«. Denn alles ist hier von hervorragender Qualität, selbst der anderswo nicht zu empfehlende »Beuteltee« kommt nicht in flache Papierheftchen, sondern in runde Baumwollbeutel, in denen die Blätter ihr Aroma gut entfalten können (mein Erste-Hilfe-Vorrat für Reisen – als Stimmungsaufheller in tristen Hotels mit Wasserkocher auf dem Zimmer). Bezahlt werden muss am kleinen Glashäuschen im Laden, erst nach Vorzeigen des Bons händigen die im kolonialen Outfit gekleideten Angestellten die auf alten Waagen abgewogenen Tees aus.

Teesorten: Toll finde ich die Vielfalt allein an Earl-Grey-Varianten, und von meiner Lieblingssorte »French Breakfast« nehme ich immer ein ganzes Kilogramm mit (wer 1000 Gramm kauft, erhält etwas Rabatt). Kein Teehändler würde je preisgeben, was seine Blends genau enthalten, die Mischungen sind gut gehütete Geheimnisse. Daher kann ich nicht sagen, woraus dieser »Französische Frühstückstee« nun genau gemischt ist, auch Mariage Frères verrät nur, er sei elegant und raffiniert, »un mariage idéal de grands thés noirs« – das gibt natürlich keinerlei Aufschluss.

Für 100 Gramm Tee beginnen die Preise bei 6 €, von da geht es bis zu dreistelligen Beträgen für die teuersten Tees: Mehr als 100 € pro 100 Gramm kosten beispielsweise ein blauer Tee »Oriental Beauty« aus Formosa, ein Darjeeling Second Flush »Brumes d’Himalaya«, ein weißer Tee aus Nepal und ein grüner Gyokuro, ein edler Schattentee aus Japan. Aber auch zu günstigeren Preisen gibt es eine wirklich riesige Auswahl an mehr als 600 Teesorten aus rund drei Dutzend Ländern, zu denen jeweils saisonale Neukreationen kommen. Und wer auf der Suche nach ganz besonderen Mitbringseln ist, packt noch Teebonbons und Teekekse, Matcha-Salz und verschiedene Tee-Gelees dazu.

Mariage Frères, 35 rue du Bourg-Tibourg (4e), Tel. +33 (0)1 44 54 18 54, tgl. 10–20 Uhr, www.mariagefreres.com

Nachtrag im Sommer 2020: Jetzt sind es mit Babingtons in Rom schon vier Lieblingsteegeschäfte.

 

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